Junger Neuenmarkter startet bei der WM in Las Vegas
Autor: Sonny Adam
Neuenmarkt, Mittwoch, 07. Sept. 2016
Der Neuenmarkter Sebastian Winterstein (18) geht bei der RC-Weltmeisterschaft in Las Vegas an den Start. Ist das der Sprung in die Profiklasse?
Sebastian Winterstein hat eine große Leidenschaft: RC-Autos. Mit seinem 2,5 PS starken ferngesteuerten Offroad-Fahrzeug der Marke Mugen Seiki, das bis zu 80 Stundenkilometer schnell fahren kann, fliegt der 18-jährige Neuenmarkter jetzt zur Weltmeisterschaft nach Las Vegas. Vielleicht ist die Teilnahme an der WM für den Neuenmarkter der Sprung in die Profiklasse.
Kleine RC-Autos sind die große Leidenschaft von Sebastian Winterstein. RC steht für "Radio Control", was heißt, dass die kleinen Flitzer durch Funkwellen gesteuert über unwegsames Gelände fahren,sich überschlagen und Riesen-Sprünge machen.
Ehrgeiziger junger Mann
Schon mit sieben Jahren hat der Neuenmarkter angefangen, Buggys zu fahren. Sein Vater Georg Winterstein (45), selbst begeisterter RC-Car-Fan, unterstützte ihn und fungierte als Schrauber. Inzwischen hat es Sebastian Winterstein mit seinem grün-orange-gelben Auto weit gebracht. Er ist amtierender deutscher Vizemeister bei der Jugend. Und bei den erwachsenen Fahrern ist er deutschlandweit auf Platz zehn gekommen.
Doch diese Erfolge sind dem 18-Jährigen noch nicht genug. Im September fliegt er zur Weltmeisterschaft nach Las Vegas. "In der bisherigen Vereinsgeschichte hat noch nie ein Fahrer aus Kulmbach an der Weltmeisterschaft teilgenommen. Wir sind sehr stolz, auch darauf, dass Sebastian Winterstein so ehrgeizig ist", sagt der Vorsitzende des Minni-Cross-Teams (MCT) Kulmbach, Gerhard Schmökel. Alle im Verein drücken dem 18-Jährigen die Daumen.
"Die vier besten Deutschen dürfen zur WM nach Las Vegas. Ich bin nachgerückt", sagt Winterstein. Natürlich wird sein Vater Georg ihn als Manager, Coach und Schrauber begleiten. Und auch Philipp Müller (31), ein Freund und Team-Kollege, wird in Las Vegas mit von der Partie sein. Denn Sebastian Winterstein braucht ein Team um sich, das perfekt aufeinander abgestimmt ist und ihn unterstützt. Seit Wochen feilen die Drei an den Boxenstopps. "Ja, wir haben das geübt. Denn es kommt auf jede Sekunde, ja auf jede Zehntelsekunde an", sagt Sebastian Winterstein.
Delle in der Antriebswelle
Doch das Üben ist das eine. "Bis zur Weltmeisterschaft werden wir ein komplett neues Auto aufbauen. Denn von der Deutschen Meisterschaft ist die Antriebswelle ein bisschen verbogen. Ich will sicher sein, dass das neue Auto keine Risse hat und dass beim Rennen nichts passiert", sagt der junge Pilot.
Ein RC-Buggy, wie ihn Sebastian Winterstein fährt, kostet zwischen 500 und 600 Euro. Allerdings sind in diesem Preis die Motoren, die Elektronik und auch die Räder noch nicht dabei. "Aber ich habe Sponsoren", sagt Sebastian Winterstein.
"Das Benzin ist schon im Container rübergeschickt. Natürlich darf man das Gemisch aus Benzin, Methanol, Nitromethan und Öl nicht im Flugzeug mit rübernehmen", lacht Winterstein und ist froh, dass dieser Part schon erledigt ist. Ein Liter des Gemisches kostet übrigens rund 15 Euro.
Kinderpfleger will Erzieher werden
Wenn er keine Autorennen fährt, arbeitet der 18-Jährige als Kinderpfleger, seine Ausbildung hat er in Kulmbach im ökumenischen Kinderhort gemacht. Jetzt will er sich zum Erzieher weiterbilden. "Aber ohne Sponsoren könnte ich mir das Hobby nicht leisten", gibt Winterstein zu. "Pro Saison kostet mich die RC-Car-Fahrer rund 25 000 Euro." Und die Fahrtkosten zu den Rennen sind da noch gar nicht mit eingerechnet.
Allerdings ist Sebastian Winterstein, der normalerweise auf dem Plassenburg-Ring startet, ein Naturtalent. Er hat einen eigenen Teammanager. Und dieser wiederum hat ihm weitere Sponsoren vermittelt.
Jetzt freut sich Sebastian Winterstein rieisig auf das große Rennen in Las Vegas. Die Besten der Besten werden mit von der Partie sein: 250 Teilnehmer gehen an den Start. Aber es geht nicht nur um die Ehre. Wenn das Rennen gut läuft, dann könnte die Weltmeisterschaft in Las Vegas für den Neuenmarkter der Einstieg in die Profiklasse sein. "Ich würde natürlich trotzdem meine Erzieherausbildung abschließen, aber toll wäre es schon, wenn man überall auf der Welt Rennen fahren kann", sagt Sebastian Winterstein.
Top 50 sind das Ziel
Profis im RC-Car-Racing bekommen wie andere Profisportler ein Grundgehalt. Die restliche Gage richtet sich nach dem Erfolg. "Das könnte man vielleicht zehn oder 15 Jahre machen - solange man eben und schnell ist", hofft Sebastian Winterstein. "Mein Ziel ist es, bei der WM unter die Top 50 zu kommen", sagt er ambitioniert.
Eines ist klar: Sebastian Winterstein will sich von bisherigen Titeln seiner Gegner nicht beeindrucken lassen, sondern frech attackieren. "Er versucht immer, sich selber zu schlagen. Und er hat keinen Respekt, egal, wer vor ihm fährt", drückt auch Vater Georg Winterstein ihm die Daumen. "Ich beweise Nervenstärke in Zweikämpfen. Bei der letzten Europameisterschaft in Italien habe ich jedenfalls viel gelernt - und ich war immerhin drittbester Deutscher von 22", geht Sebastian Winterstein optimistisch an den Start.
"Bei einem internationalen Rennen hat mich einmal ein Gegner in der Box übersprungen, das habe ich dann in der nächsten Runde auch gemacht", lacht der Neuenmarkter und ist sich sicher, dass die Teilnahme an der Weltmeisterschaft ihm eine Menge neuer Erfahrungen bringen wird: "International wird anders gefahren. Ich freue mich schon darauf."