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Junger Ködnitzer bekommt Dr.-Kapp-Vorbildpreis


Autor: Dieter Hübner

Ködnitz, Sonntag, 28. Oktober 2012

Der Unternehmerverband Metall und Elektro verleiht jedes Jahr den "Dr.-Kapp-Vorbildpreis" an Auszubildende der oberfränkischen Metall- und Elektroindustrie. Damit werden junge Leute ausgezeichnet, die neben ihrer Ausbildung ehrenamtlich tätig sind. Zu ihnen gehört Sebastian Eberhardt aus Ködnitz.
Sebastian Eberhardt kann vom Technikraum aus die Trebgaster Naturbühne und den Zuschauerbereich überblicken. Vor ihm die Lichtanlage, mit der er jeden Scheinwerfer so steuert, wie es der Regisseur wünscht.  Foto: Dieter Hübner


Sein Arbeitsplatz befindet sich hoch oben, knapp unter dem großen Zuschauerdach der Naturbühne Trebgast. Genauer gesagt ist es sein zweiter Arbeitsplatz. In erster Linie absolviert der 21-Jährige eine Ausbildung zum Mechatroniker bei der Lear Corporation GmbH in Kronach. Doch einen Großteil seiner Freizeit verbringt er auf dem Wehlitzer Berg in Trebgast.

Premiere als Indianer-Kind


Als 2004 für die Aufführung des Stücks "Kleiner Häuptling Silberpfeil" noch Kinder gesucht wurden, war Sebastian als eines der Indianer-Kinder zum ersten Mal dabei. In den folgenden Jahren entdeckte der junge Ködnitzer bei seinen Rollen in "Die kleine Hexe", "Räuber Hotzenplotz", "Urmel aus dem Eis" und "Ladies Night" seine Liebe zur Bühne, und ihm imponierte das Engagement der Mitwirkenden. Außerdem war auch sein Vater Werner dort "hängengeblieben". Er musste ja seinen Sohn zur Probe fahren und fragte dabei gleich, ob er auch mitmachen kann.

Natürlich konnte er. Heute ist er eine Stütze des Ensembles und Mitglied des Verwaltungsrats. Mutter Marion betreut zudem seit 2008 die Requisiten.
Aufgrund des nahenden Schulabschlusses musste für Sebastian die Schauspielerei 2008 erst mal in den Hintergrund rücken.

Soweit es aber seine Zeit erlaubte, half er weiterhin beim Gästedienst und knüpfte beim Verlegen von Leitungen und Einrichten der Scheinwerfer erste Kontakte zur Technik.

Beruf und Hobby verbunden


Nach bestandener Mittlerer Reife und Beginn einer Lehre als Mechatroniker sah er bei der Naturbühne aufgrund seines technischen Interesses die Gelegenheit, Beruf und Hobby zu verbinden. Es reizte ihn, die Darsteller ins rechte Licht zu rücken. Sein Ziel verwirklichte sich bereits 2011: In der Boulevard-Komödie "Pension Schöller" war er allein für die Lichttechnik verantwortlich. Dieses Jahr betreute er die Kriminal-Komödie "Arsen und Spitzenhäubchen".

Bei jedem Stück sitzen zwei Techniker hoch über der Bühne und den Zuschauern, wobei jeweils ein Mann (auch eine Frau ist im siebenköpfigen Technik-Team dabei) für den "guten Ton" und einer für das "rechte Licht" zuständig ist. Beide sind so ausgebildet, dass jeder den Part des anderen übernehmen kann. "Wir sind bereits bei den Proben mit eingebunden", erklärt Sebastian. "Mit dem Textbuch in der Hand machen wir uns Notizen. Der Regisseur weist an, wie die einzelnen Szenen angelegt werden müssen, welcher Scheinwerfer in welcher Intensität und Farbe wann wohin gerichtet werden muss."

Das Ganze wird danach in die Lichtanlage einprogrammiert. Je nach Stück werden dafür etwa 40 Stunden notwendig. "Wenn man mal verstanden hat, wie das geht, ist das eine schöne Arbeit", ist Sebastian begeistert, "es macht Spaß, sich immer wieder mit neuen Dingen zu beschäftigen."

Laufend Änderungwünsche


Der Entwurf mit den jeweiligen Stimmungen der einzelnen Szenen wird dem Regisseur angeboten. Da ja in der ersten Zeit immer nur einzelne Sequenzen geprobt werden, gibt es laufend Änderungswünsche der Regie, die immer wieder eingearbeitet werden müssen. Beim ersten kompletten Durchlauf wird es ernst. Jetzt kommt es auf die Abstimmung des Gesamtbildes an, auf das Timing beim Ineinandergreifen der jeweiligen Szenen. Auf die festgelegten Stichpunkte müssen nun die jeweiligen Lichtbilder geschaltet werden. In der Premierenwoche wird das Stück jeden Tag komplett - von Anfang bis zum Ende - realistisch durchgespielt. Und genauso wie der Regisseur bis zum Schluss Korrekturen bei den Schauspielern anbringt, hat er auch an die Technik noch den einen oder anderen Wunsch.

Bereits eineinhalb Stunden vor Beginn der Vorstellung ist Sebastian vor Ort, baut die mobilen Scheinwerfer und LED-Kannen auf. Denn bei jedem der vier gespielten Stücke werden ja die Scheinwerfer woanders gebraucht. Während der Aufführung liest er im Textbuch mit, und beim jeweils markierten Stichwort erfolgt auf Knopfdruck die vorher festgelegte Ausleuchtung. Eine halbe Stunde braucht er danach noch zum Abbau. Dann ist es meistens kurz vor Mitternacht.

"Jeder Einzelne bringt sich mit seinen spezifischen Fähigkeiten ein und trägt dazu bei, dass sich die Besucher wohlfühlen, dass sie abschalten und für ein paar Stunden die Hektik des Alltags vergessen können", ist Sebastian stolz und freut sich, ein Teil dieses Teams zu sein. 16 Mal wurde "sein Stück" von Mai bis August aufgeführt. Sebastian war jedes Mal zuverlässig auf seinem Posten. Hinzu kamen Einsätze bei verschiedenen Gastspielen anderer Künstler sowie Gastspiele der Naturbühne in Blankenhain (Sachsen) und Franzensbad. Und dann sind da auch noch die verschiedenen Arbeitseinsätze am Wehlitzer Berg, um das Bühnengelände sauber und instand zu halten.

80 Scheinwerfer brauchen Pflege


Nach der Saison helfen alle Techniker zusammen, um die 60 fest installierten und 20 mobilen Scheinwerfer - die meisten mit je 2000 Watt, einige sind noch etwas stärker - abzuhängen, zu säubern und im Technikraum ordentlich einzulagern.

Bis zur nächsten Saison. Dann beginnt das gleiche Spiel von vorne. Sebastian freut sich schon darauf, denn er ist auf jeden Fall wieder dabei.