Junge Kulmbacher brauen Bier, das nach Zitronen schmeckt
Autor: Sonja Adam
Kulmbach, Freitag, 08. Februar 2019
Wenn junge Kulmbacher brauen, dann lassen sie ihrer Fantasie freien Lauf. Beim Ausbildersprechtag präsentierten die Berufsschüler sechs Craft-Biere.
Dass Jugendliche auch dann in die Schule kommen, wenn sie eigentlich frei haben, ist eine Seltenheit. Doch genau das ist im beruflichen Schulzentrum passiert, wie Marco Scherl, zuständig für die Ausbildung der Brauer, enthüllte. Die angehenden Bierbrauer haben nämlich heimlich, still und leise im Keller sechs Craft-Biere kreiert. Beim Ausbildersprechtag haben sie diese Kreationen der Öffentlichkeit vorgestellt. Eine hochkarätig besetzte Jury wählte den besten Sud.
"Aber es geht nicht nur darum, dass das Bier schmecken soll. Es geht auch um die Gestaltung der Flasche, um das Marketing und die Präsentation", erklärte der Leiter des beruflichen Schulzentrums, Alexander Battistella. Auch die Eingeweihten waren von den Ergebnissen überrascht. Die Schüler brauten nicht einfach nur, sondern sie ließen ihrer Fantasie freien Lauf. Jede Gruppe präsentierte den Gerstensaft an einem eigenen Stand - zünftig in Lederhosen oder auch im Wikinger-Outfit.
Mit Herz und Verstand
Ein ganz klassisches Bier wollten Peter Schaaf, Philipp Meixner, Philipp Welles und Elias Rittmayer produzieren. Doch es sollte frischer und zitrushaltiger sein als die herkömmlichen Marken. "Wir haben ein Bier mit Herz und Verstand gebraut. Daher gewinnen wir", so Philipp Welles vor der Verkostung.
Der angehende Brauer sollte Recht behalten. Denn das "Citrus Maximius" bekam durch die Hopfensorten "Citra" und "Mandarina Bavaria" aus der Hallertau eine außergewöhnliche frische Note. Der Schaum und die Farbe waren perfekt.
Nicht alle Schüler hielten sich mit ihren Kreationen an das strenge Reinheitsgebot. Franziska Scharf, Christoph Bauer und Jacob Adelhardt gaben Trauben und Nüsse dazu. "Wir haben die Nüsse einfach gemahlen und beim Maischen dazugetan. Die Trauben waren im letzten Herbst besonders gut", erklärte Jacob Adelhardt.
Doch die ungewöhnlichen Zutaten bereiteten beim Brauprozess auch Probleme. "Durch den hohen Fettgehalt der Nüsse war es schwer, den Schaum zu stabilisieren", merkten die Schüler. Sie schenkten ihr Trauben-Nuss-Bier als "bierhaltiges Getränk" in kleinen Schwenkern aus. "Oh, das ist ein bisschen glotzert", kommentierte so mancher Proband. Der Schaum war ein bisschen dürftig. Trotzdem mundete das Bier der Jury und dem Publikum. Am Ende sprang Rang zwei heraus.
Steingut mit Bügelverschluss
Auf Platz drei kam das Scottish Oak Lager. Die Schüler haben dem Bier bei der Lagerung Holzteilchen zugesetzt. Das hatte den Effekt, dass es einen holzigen Geschmack annahm. Besonders witzig war bei der Kreation von Iram Monzon Navarro, Darius Schatz, Kilian Beckmann und Marcel Kügler aber die Flasche: eine Steingutflasche mit Bügelverschluss und zusätzlicher rustikaler Versiegelung.