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Johannisfeuer Burghaig: Schläger muss in den Knast


Autor: Stephan Tiroch

Burghaig, Freitag, 21. Dezember 2012

Das Amtsgericht glaubt die Lügengeschichten von vier Kumpanen des Angeklagten nicht. Eine mutige Zeugin identifiziert den Täter, der für ein Jahr ins Gefängnis wandert.
Das Burghaiger Sonnwendfeuer war auch heuer mit 600 Besuchern ein großes Fest in dem Stadtteil. Bis nachts um zwei eine gewaltbereite Clique den Frieden störte. Foto: privat


Für ihren Chef würden die Mitglieder einer gewaltbereiten Clique offenbar durchs Feuer gehen: vier junge Kerle um die 20, die sich nicht scheuen, dem Gericht Lügengeschichten aufzutischen. Einer geht sogar so weit, die Tat - einen Faustschlag beim Burghaiger Sonnwendfeuer - auf sich zu nehmen, um den 25-jährigen Angeklagten vor dem Knast zu bewahren.

Genützt hat es freilich nichts. Amtsrichterin Sieglinde Tettmann schickt den Mann, den Zeugen als den Anführer der Bande bezeichnen, für ein Jahr ins Gefängnis. Er muss außerdem 1000 Euro Schmerzensgeld an das Opfer bezahlen.

Dass ihr Verhalten ein Spiel mit dem Feuer gewesen ist, werden die vier Zeugen spätestens dann kapieren, wenn ihnen der Staatsanwalt deswegen ein Strafverfahren anhängt. Anklagevertreter Michael Hofmann kündigt entsprechende Schritte an.

Am Amtsgericht Kulmbach geht es am Donnerstag um einen Vorfall vom 24. Juni. Das Sonnwendfeuer in der Burghaiger Sandgrube ist mit 600 Besuchern für den Stadtteil wie immer ein großes Fest. Darunter sind aber ein paar, die sich nicht an die Regeln halten. Sie treffen sich am Rande der Veranstaltung und stören nachts um zwei mit der dröhnender Musik aus dem Autolautsprecher die Anwohner.

Springerstiefel und Glatze

Einer der Burghaiger Musiker geht hin und stellt die Störer zur Rede. Als er mit dem Handy die Autokennzeichen fotografiert, wird die Clique rabiat. Zu acht bedrängen sie den 35-Jährigen - der Chef, mit Springerstiefeln, Glatze und Nazi tätowierung am Oberarm, vorneweg. Dann schlägt einer zu, trifft den Mann am Kopf.

Vor Gericht schildert er als Zeuge das wilde Durcheinander. Er sei von der Übermacht massiv bedroht worden. "Das möchte ich nie mehr erleben", sagt er emotional sichtlich aufgewühlt. Er sei zurückgewichen und habe sich nicht gewehrt. Wer zugeschlagen hat, könne er gar nicht sagen. Der Zeuge gibt an, dass er neben den körperlichen Schmerzen besonders darunter gelitten hat, "dass ich den Vorfall nicht aus dem Kopf gekriegt habe".
Einen zweiten Musiker, der ihm zu Hilfe kommen will, trifft es noch härter. Er wird zu Boden geschlagen und getreten. Sein Peiniger ist bereits verurteilt worden.

Der Angeklagte, der Hartz-IV-Leistungen bezieht, bestreitet jede Tatbeteiligung. Für den elfmal vorbestraften Bandenchef - Diebstahl, Hehlerei, Körperverletzung und unerlaubter Munitionsbesitz - geht es um viel: Freiheit oder Gefängnis. Denn er steht bereits unter Bewährung. "Ich gestehe nichts, was ich nicht gemacht habe. Ich habe ihn nicht angelangt", er klärt er. Was seine vier - ebenfalls arbeitslosen - Kumpane bestätigen: "Er hat nicht zugeschlagen, er wollte nur schlichten."

Die Aussagen hält Staatsanwalt Michael Hofmann für abgesprochen und fordert 18 Monate Freiheitsentzug. "Mir ist schon klar, dass mich die Staatsanwaltschaft gern im Knast sähe", schnaubt der Angeklagte. Sein Verteidiger, Rechtsanwalt Andreas Piel, plädiert auf Freispruch. Es hält es für nicht nachvollziehbar, dass die vier Zeugen lügen sollten, wenn ihnen doch dadurch selbst eine Strafe droht.

"Freundschaft im schlechtesten Sinn"

So was nennt die Richterin "Cliquenzwang" und "Freundschaft im schlechtesten Sinn". Sie, der Staatsanwalt und der Nebenklagevertreter, Rechtsanwalt Jürgen Schmidt, glauben einer mutigen Zeugin, die den Täter eindeutig identifizieren kann. Ihr und dem Musikverein Burghaig insgesamt macht der Staatsanwalt Mut, sich auch künftig nicht einschüchtern zu lassen: "Die Polizei weiß Bescheid und hat Mittel, mit dieser Sippschaft fertigzuwerden."