Druckartikel: Jetzt üben wir uns mal schön in Wahl-Hygiene

Jetzt üben wir uns mal schön in Wahl-Hygiene


Autor: Jochen Nützel

Kulmbach, Dienstag, 28. Sept. 2021

Nein, es interessiert mich nicht! Was? Egal. Alles. Und wenn ihr mir die angeblich heißeste Information aus den Parteizentralen auf den Bauch bindet: Es turnt mich nicht an! Also lasst es. Es landet zerebral in einem toten Briefkasten. Ich kann nicht mehr. Ich bin es leid.
Ein paar Tage ohne Nachrichten aus dem Nachwalkampf täten allen gut.


Ich bin es leid, mir nach diesen quälenden Wochen des Wahlkrampfes, einer Dauerkolik nicht unähnlich, aus zwölf TV-Latrinen vorflatulenzen zu lassen, inwiefern die Schwesterpartei CDU im Interview mit Markus Söder (CSU) um 14.36 Uhr angegangen wurde - und keine 93 Minuten später derselbe Ministerpräsident plötzlich Rückendeckung forderte für seine Unionsparteikameraden. Ich will auch nicht wissen, ob die Nebenfrau des Wahlleiters in Berlin in anderen Umständen war, weswegen die Wahlbögen nicht ausreicht en. Oder wieso Armin Laschet seinen Wahlzettel verkehrt herum gefaltet und eingetütet hat. Ich gehöre zu denen, die keine Verschwörung vermuten, wo Dummheit als Erklärung ausreicht.

Wir sollten uns alle eine Art Heilschweigen verordnen. Gerade in den Medien. Oder nennen wir es Politik-Hygiene. Tun wir es unseren Hunden gleich: Schütteln wir die schlechten "Vibrations"

ab und wenden wir uns wichtigen Dingen zu. Solange es keine spektakulären News aus Berlin zu vermelden gibt, gehen wir als Souverän des Systems einfach ganz normal arbeiten oder fahren wahlweise in den Urlaub. Weit ab vom Hauptstadt-Schuss, den ohnehin keiner hört. Ich jedenfalls halte mir die Ohren zu. Das ist keine Einstellung für einen Journalisten, sagen Sie? Mag sein, aber wichtig für den - gesunden - Menschenverstand.