Druckartikel: Jeder will auf die grüne Wiese

Jeder will auf die grüne Wiese


Autor: Christian Schuberth

Kulmbach, Donnerstag, 14. April 2016

Der Flächenfraß schreitet voran - selbst in Gegenden wie Oberfranken, die kräftig Einwohner verlieren.
Wo 2007 noch grüne Wiese war, stehen mittlerweile etliche Eigenheime. Ein Bild vom Baugebiet Rote Kelter in Mainleus. Foto: Stephan Tiroch


Die Bau-Branche boomt. Kein Wunder bei den verlockenden Zinssätzen. Geradezu die ideale Zeit, sich seinen Traum vom Eigenheim zu verwirklichen. Am besten auf einem schönen Grundstück im Grünen, ruhige Lage, unverbauter Blick in die Natur, wo man am Abend Hase und Igel beobachten kann, wenn sie sich gute Nacht sagen. Der Deutsche ist halt Romantiker.

Zum Glück für die Bauherren werden immer wieder idyllisch gelegene Neubaugebiete mit traumhaftem Ausblick und verkehrsmäßig günstiger Lage erschlossen. Wie in Forstlahm, in direkter Nachbarschaft zur in den siebziger Jahren aus dem Boden gestampften Herlas. Damals, nicht einmal 30 Jahre nach dem Krieg, war die Kulmbacher Bevölkerung noch im Begriff zu wachsen - im Gegensatz zu heute, da der demografische Wandel und Flucht in die Ballungsräume die Region ausbluten lassen.

Wo haben eigentlich die 2200 Leute gewohnt, die Kulmbach seit 2001 verloren hat? Und was passiert mit Behausungen der zehn Prozent, um die die Bierstadt nach Berechnungen der Bayerischen Staatsregierung bis 2030 noch schrumpfen wird?

Die Kommunalpolitiker lassen solche Prognosen kalt. Antizyklisches Handeln heißt die Devise, also wird weiter munter drauflosgebaut, immer mehr Platz für immer weniger Einwohner geschaffen. Und wenn auch unsere Kinder und Kindeskinder noch ihr Häuschen auf eine unverbaute grüne Wiese stellen wollen, macht man halt einfach woanders eine lange leerstehende Siedlung platt. Vielleicht die Herlas.