Hausarzt Thomas Koch wünscht sich mehr Impfstoffe für die Arztpraxen und fordert die Politik auf, Hotspot-Regionen zu bevorzugen, um die Pandemie zu bremsen.
Impftag in der Praxis von Hausarzt Thomas Koch in Mainleus. Sechs Patienten sind pünktlich zum vereinbarten Termin zur Stelle. Das Aufklärungsgespräch findet für alle gemeinsam statt. Thomas Koch verimpft an diesem Tag den Covid-19-Impfstoff von Biontech, erklärt wie er im Körper wirkt, welche Nebenwirkungen möglich sind und dass die Impfung zwar keinen hundertprozentigen Schutz bietet, aber wertvoll für jeden einzelnen ist. Denn schon ab der ersten Impfung ist die Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufs nur noch sehr gering. Anschließend bekommen alle ihre Spritze, bleiben eine Viertelstunde zur Beobachtung - fertig. Die nächsten sechs Impflinge sind dran. Nach zwei Stunden sind 24 Patienten der Prioriätsstufen eins und zwei geimpft.
Die Situation ist frustrierend
Am liebsten würde Thomas Koch, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands Kulmbach, täglich so viele Impfungen durchführen, doch so viel Impfstoff bekommt er nicht. "Die Situation ist frustrierend", sagt er. "Ich hatte in der ersten Woche 30 Impfdosen zur Verfügung, in der zweiten nur 24."
Dass es mit dem Impfstoff-Nachschub so schleppend läuft und es immer wieder Verzögerungen gibt, betrachtet der Ärzte-Sprecher als katastrophal: "So schaffen wir das nie bis zum Sommer."
Koch ist empört, dass Regionen wie der Landkreis Kulmbach, die dauerhaft zu den Corona-Hotspots gehören, nicht bevorzugt mit mehr Impfstoff beliefert werden. "Wir sind schlimm dran, und das wird viel zu wenig berücksichtigt."
Ab der nächsten Woche werden Koch und seine Kollegen je zur Hälfte mir den Impfstoffen von Biontech und Astrazeneca beliefert. Der Ärztesprecher nimmt beide gern und hat genügend Patienten, um die schützenden Spritzen an den Mann und die Frau zu bringen.
Bedenken bei den Patienten gegen den Astra-Wirkstoff? Ja, die gibt es natürlich, weiß der Mediziner. "Aber Astra ist trotzdem wertvoll und obendrein sehr anwendungsfreundlich. Er kann problemlos in einer Kühltasche transportiert werden, ist lange einsatzbereit." Das sei ein großer Vorteil. "Ich habe immer noch über 80-jährige Patienten, die das Haus nicht verlassen können, die ich nur beim Hausbesuch impfen kann. Das ist mit Astra gut zu machen." Und auch wenn der Impfstoff derzeit nur den über 60-Jährigen gegeben wird - in dieser Altersgruppe gebe es noch genug Kandidaten.
Verteilt wird, was verfügbar ist
Wie kommt der Arzt an Nachschub? Er bestellt bei der Apotheke Covid-19-Impfstoff. Dabei kann er bislang nicht wählen, welchen er gerne haben möchte. Es gibt, was verfügbar ist. Die Apotheke gibt die Bestellung an den Großhandel weiter, erläutert Hans-Peter Hubmann, Sprecher der Apotheker im Landkreis Kulmbach.
Es gibt festgelegte Mindest- und Höchstmengen, die bestellt werden können, doch die sind im Moment nicht relevant: Nächste Woche wird wohl jede Hausarzt-Praxis, die impfen möchte, ohnehin nur je eine Flasche Biontech (ergibt 6 Impfdosen) und eine Flasche Astrazeneca (10 Impfdosen) bekommen. Mehr ist derzeit nicht lieferbar.
Keine Proteste
Während im Landkreis Kronach einige Hausärzte gegen die verbindlich festgelegte kombinierte Zuteilung beider Impfstoffe rebellieren und einzelne deshalb sogar gar nicht mehr impfen wollen, ist das im Landkreis Kulmbach kein Thema. "Es gab einzelne Rückfragen", sagt Hans-Peter Hubmann, aber letztlich hätten alle Ärzte gesagt, dass sie in der jetzigen Knappheit alles nehmen, was sie bekommen können. Hubmann hat zur Debatte um die Auswahl des Impfstoffs eine klare Meinung. "Wir hören und lesen ständig, dass wir zu wenig Impfstoffe haben. In einer solchen Situation kann ich kein Wünsch-dir-was veranstalten." Wenn künftig mehr Impfstoff vorhanden sei, könne sicher anders geplant und bestellt werden.
Gerade weil die Hausärzte ihre Patienten gut kennen und einschätzen könnten, ob ein Impfstoff unter bestimmten Voraussetzungen geeignet ist, sei die Entscheidung bei ihnen gut aufgehoben.
Das sieht auch Thomas Koch so: Er ist zwar jede Woche auch im Impfzentrum tätig, aber überwiegend den Hausärzten und auch Fachärzten das Impfen zu übertragen, habe große Vorteile: "Das reduziert die Bürokratie und die Wartezeiten. Wir kennen unsere Patienten, haben alle Daten bereits erfasst. Dadurch sind wir schnell und effizient."