Ist unser Grundwasser sauber?
Autor: Sonny Adam
Thurnau, Freitag, 17. Juni 2016
Die Fachleute beleuchteten den Zustand unseres Grundwassers. Die Diskussion um Glyphosat nahm dabei viel Platz ein. Dessen Gefahren wurden relativiert.
Oberfranken ist eine Genussregion mit einer unglaublichen Vielfalt an Lebensmitteln. Doch dass Oberfranken die höchste Dichte an Brauereien, Bäckereien und Metzgereien hat, ist auch eine Verpflichtung. Denn um diese Lebensmittel und Spezialitäten in hoher Qualität zu produzieren, muss das Wasser - das in allen Produkten enthalten ist - rein und sauber sein.
"Der Schutz unseres Grundwassers ist somit auch der Schutz unserer hochwertigen Lebensmittel", sagte die Regierungspräsidentin von Oberfranken Heidrun Piwernetz und rief zu einem Schulterschluss von Wasserversorgern, Landwirten und dem regionalen Lebensmittelhandwerk auf. Fachreferenten beleuchteten beim Wasserforum die verschiedenen Facetten des Themas.
Michael Haug vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz stellte den nationalen Aktionsplan "Pflanzenschutzmittel" vor und redete Klartext.
Zu viel Glyphosat wird eingesetzt
Ganz anders dagegen war das früher verwendete Atrazin. Dieses Unkrautvernichtungsmittel (Herbizid) aus der Familie der Chlortriazine ist bereits seit 25 Jahren verboten - doch noch immer finden sich Konzentrationen im Grundwasser wieder. Trotzdem sei natürlich die Menge an Glyphosat, die ausgebracht wird, bedenklich. Denn derzeit werden in Deutschland rund 5000 Tonnen Glyphosat pro Jahr eingesetzt, oft auch in Fällen, in denen ein Herbizid nicht zum Einsatz kommen müsste. Natürlich wirke sich Glyphosat auf die biologische Vielfalt negativ aus. Inwieweit das Herbizid jedoch gesundheitsgefährdend sein soll, darüber konnte und wollte Haug keine Aussage treffen.
Doch nicht nur Glyphosat ist ein Problem, sondern auch andere Pflanzenschutzmittel. Bayernweit kommt es in 3,5 Prozent der Messungen zu einer Überschneidung der zulässigen Konzentration an Pflanzenschutzmitteln, in Oberfranken sind dies sogar fünf Prozent.
"Meistens handelt es sich bei diesen Beanstandungen aber um Stoffe, die schon vom Markt verschwunden sind - oft um Atrazin", erklärte Haug. "Grundwasser hat ein langes Gedächtnis", sagte der Experte und stellte die EU-Richtlinie zur Vermeidung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln vor. Denn oberstes Ziel müsse es sein, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nur auf das unbedingt notwendige Maß zu beschränken.
Gemäß dem nationalen Aktionsplans komme es jetzt darauf an, keine Überschreitungen der Grenzwerte mehr verzeichnen zu müssen. Dieses Ziel ist noch nicht erreicht. Aus diesem Grund gibt es Demonstrationsbetriebe, welche den richtigen und fachgerechten Umgang mit Pflanzenschutzmitteln zeigen.
Die Realisierung eines engmaschigen Erfassungs-Konzeptes steht ganz oben auf der Prioritätenliste. Bis 2023 soll die Landwirtschaft einen Anteil von 20 Prozent Bio-Landwirtschaft haben. Aktuell liegt der Anteil der Bio-Betriebe in Oberfranken bei vier Prozent, bayernweit bei sechs Prozent.
Doch die Nachfrage der Verbraucher und ihr sozial-ethischer Ansatz gehen auseinander, konstatierte indes Wilhelm Böhmer vom Bayerischen Bauernverband. Denn obwohl fast alle Verbraucher sich für das Tierwohl einsetzen und obwohl fast alle hochwertige Produkte wollen, kaufen nur wenige Bio-Fleisch.
Bauern brauchen Gylphosat
Zum Thema Glyphosat sagte Böhmer: "Für uns ist die Situation deprimierend." Klipp und klar konstatierte Böhmer, dass die Landwirte das Unkrautvernichtungsmittel brauchen, denn: "Glyphosat ersetzt viel Technik", sagte Böhmer. Probleme gebe es auch mit Nitrat. Doch das liege nicht an einem vermehrten Einsatz von Gülle. Denn die Zahl der gehaltenen Tiere ging von 1900 bis heute deutlich zurück: von 20,7 Millionen Großtiere auf heute 13,7 Millionen Tiere.
Drastisch zugenommen habe aber der Ertrag, weshalb den Böden mehr Dünger zugefügt werden müsse. "Der Einsatz von Mineraldünger nimmt ab. Auch unsere Stickstoffbilanz nimmt ab - aber auf null zu kommen, ist unmöglich", sagte Böhmer. Der Vertreter des Bayerischen Bauernverbandes wehrte sich gegen den Eindruck, dass Oberfranken oder Bayern Probleme mit einer Vermaisung, also dem übermäßigen Anbau von Mais, hätten, und entfachte eine heftige Diskussion.
Auch Klaus Burkhardt von N-Ergie Bereich Wasser ging auf Pflanzenschutzmittel ein. Diese seien eine Herausforderung für eine nachhaltige Wasserversorgung.
Im zweiten Teil des Wasserforums stellten Christof Pilarzyk vom Bierland Oberfranken und Monika Meinel-Hansel von "Holla die Bierfee", einer Familienbrauerei, einige Biere vor. Monika Meinel-Hansel hat ihre Ausbildung als beste und jüngste Braumeisterin Deutschlands abgeschlossen und hat mit ihrem ersten Bier - dem Meinel Weizenbock - den "European Beerstar" in Gold und Silber gewonnen. Beim Wasserforum gab es auch eine Bierprobe und Zeit für den persönlichen Austausch.