Ist Kunstrasen gefährlich für die Umwelt?
Autor: Stephan Tiroch
Kulmbach, Montag, 15. April 2019
Kunstrasen ist ein Traum für viele Fußballer. Auch in Kupferberg und Kulmbach will man solche Plätze bauen. Aber das Granulat ist in Verruf geraten. Zu Recht? Der TSV Neudrossenfeld und ein Bayreuther Wissenschaftler haben Zweifel.
Von den alten Fußballrecken des ATS Kulmbach ist der Spruch überliefert, dass auf dem Platz in der Mittelau sogar "das Hinfallen Spaß macht". Der Rasen im damaligen Georg-Hagen-Stadion in der Gummistraße (heute Brauereigelände) war ein Heiligtum. Er wurde gehegt und gepflegt. Ein Aufwand, den viele Vereine heute nicht mehr treiben wollen. Das Zauberwort heißt: Kunstrasen.
Der grüne Plastikteppich scheint ein Traum für Fußballer zu sein: bretteben, strapazierfähig, immer bespielbar, kicken bei jedem Wetter und geringere Unterhaltskosten. Das ist die Zukunft, heißt es bei vielen Sportvereinen. Damit habe man einen Standortvorteil. Aber es gibt offenbar auch Probleme - für die Umwelt. Kunstrasen ist nicht unumstritten. Stichort: Mikroplastik.
Vor vier Jahren gebaut
Der TSV Neudrossenfeld hat seit vier Jahren so einen Kunstrasenplatz. Der FC Kupferberg und die Stadt Kulmbach wollen einen bauen, vielleicht auch die Gemeinde Mainleus. Wir haben nachgefragt.
Neudrossenfeld bekam 2015 einen "Kunstrasen der neuesten Generation" (Vorsitzender Gerald Weinrich). Die Plastikhalme sind sechs Zentimeter lang, vier Zentimeter hoch ist der Platz mit Granulat befüllt.
In Verruf geraten ist jetzt das verwendete Gummigranulat auf Altreifenbasis. Es soll vor allem über die Drainagen in Flüsse und Meere ausgewaschen werden. Laut einer wissenschaftlichen Studie des Fraunhofer-Instituts Oberhausen sollen so jährlich 11 000 Tonnen Mikroplastik in die Umwelt gelangen. Kunstrasenplätze wären damit der drittgrößte Verursacher von Mikroplastik.
Beim FC Kupferberg will man im Herbst mit dem Bau des Kunstrasenplatzes beginnen. Er soll das Spielfeld ersetzen, das seit dem Einsturz eines alten Bergwerkschachts im Jahr 2011 nicht mehr zur Verfügung steht. Die Kosten werden auf 717 000 Euro geschätzt. Das Landratsamt hat die Baugenehmigung inzwischen erteilt.
Kollerer: "Ganz neu für uns"
Der Verein, so FC-Vorsitzender Stephan Kollerer, wartet noch auf eine Förderzusage des Bayerischen Landessportverbands. "Die Problematik mit dem Mikroplastik war uns bisher nicht bekannt. Das ist ganz neu für uns. Wir werden in der nächsten Sitzung darüber sprechen", erklärt Kollerer.