Ist bald der Ofen aus?
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Freitag, 11. Februar 2022
Holzheizungen stehen hoch im Kurs. Aber ist das ökologisch? Das Umweltbundesamt sagt Nein und pocht auf ein Verbot. Kaminkehrermeister Martin Stübinger will das Kachelofenfeuer nicht verteufeln, verweist aber auf vermeidbare Fehler beim Nutzer.
Wenn sich ganze Straßenzüge in rauchige Unsichtbarkeit hüllen, wenn aus Hausschloten weiße Qualmsäulen wie aus Schiff-Schornsteinen drücken, als liefe die "Titanic" unter Volldampf: Dann kann von CO 2 -neutraler Verbrennung keine Rede mehr sein. Dann werden Holzzentralheizung und Schwedenofen zu Dreckschleudern, die nicht nur den Anwohnern stinken, sondern unnötig Feinstaub in die Luft pusten - und womöglich lebensgefährliches Kohlenmonoxid ins Wohnzimmer!
Noch stärkerer Absatz in der Pandemie
Das scheint die Bürger nicht abzuschrecken, wie Alexander Buss vom gleichnamigen Betrieb in Neuenmarkt weiß: Der Trend zur Holzheizung hält unvermindert an und hat in den beiden Pandemie-Jahren sogar noch zugelegt, bestätigt er auf Nachfrage. Im Geschäft, das er zusammen mit seinem Bruder führt, gehen in erster Linie die sogenannten Schwedenkaminöfen, die als Zusatzheizung in den kalten Monaten genutzt werden. Dazu beigetragen haben ferner stark anziehende Preise bei Öl und Gas und die Suche der Menschen nach Alternativen.
"Mehr als die Hälfte unserer Interessenten sind Neukunden, die jetzt auf die Holzschiene umschwenken", sagt Buss. Diese Käufer haben bis dato wenig oder keine eigene Erfahrung mit dem Heizen mit Holz gesammelt. "Da stehen wir nicht nur beim Einbau, sondern auch beim Betrieb mit Rat und Tat zur Seite." Mittlerweile gebe es Lieferverzögerungen wegen der gestiegenen Nachfrage auf der einen und den Materialengpässen auf der anderen Seite. "Die Zeiten verlängern sich merklich, das spüren wir." Das hat auch mit gesetzlichen Vorgaben zu tun, denn mancher Feuerstätte droht aus Laufzeitgründen das Aus.
Feinstaub ist ein Thema
"Die Leute investieren in ihr Eigenheim und wollen Energie sparen mit neuen Fenstern, Dämmung etc", bestätigt Martin Stübinger, einer von Kulmbachs Bezirkskaminkehrermeistern. Bei der Heizung braucht es ein System für die Grundwärme und auf Wunsch dazu einen Kaminofen als "Zusatz" für die Übergangszeit. "Vor 30, 40 Jahren waren die Häuser schlecht gedämmt und wurden meist ausschließlich mit Holz und Kohle gefeuert. Da kann ich mir nicht vorstellen, dass jetzt mehr Feinstaub produziert wird, wie es heißt. "
Man kann viel falsch machen
Stübinger verhehlt aber nicht, dass das Problem bisweilen auf Anwenderseite liegt. "Es ist schon der eine oder andere Kunde dabei, der Fehler beim Heizen macht - etwa indem er zum Anfeuern zu große Stücke verwendet oder die Lüftungszufuhr zu schnell drosselt, so dass zu wenig Sauerstoff in den Brennraum strömen kann. Manch einer habe auf die Tipps des Fachmanns mit Unwillen oder gar Ignoranz reagiert. "Manche schüren seit ewig nach dem selben Muster - und plötzlich sagt ihnen jemand, was sie all die Zeit falsch gemacht haben. Damit kommt man nicht immer gut an bei seinem Gegenüber", sagt der Experte. Bisweilen erntet er fragende Blicke, wenn er etwa von Holzfeuchtemessung spricht oder der sogenannten Schweizer Methoden zum Anfeuern.
Manche Kaminöfen oder Kachelöfen müssen erneuert werden, wenn sie keine Abgaswerte für Feinstaub und Kohlenmonoxid nachweisen können. Ob und welche Feuerstätten betroffen sind, stellt der bevollmächtigte Bezirkskaminkehrer bei der Feuerstättenschau fest. "Prinzipiell gilt: Alle Öfen müssen technisch in Ordnung sein. Ist Ihre Feuerstätte betroffen, wird ein Mängelschreiben mit einer sechsmonatiger Frist zur Erneuerung oder mit der Aufforderung zum Austausch erstellt." Aber auch eine Ertüchtigung mittels Feinstaubfilter oder eine nachträgliche Feinstaubmessung, ob nicht doch der "alte" Ofen die Abgaswerte noch einhält, sei möglich. "Es ist bisweilen kompliziert."
Übrigens: Nach dem Einbau eines neuen Brenneinsatzes prüft der Kaminkehrer dessen Zulassung, eine Feinstaub-Messung hingegen ist vom Gesetzgeber nicht vorgeschrieben. Doch der Austausch lohne sich, sagt der Fachmann: Durch die effektivere Verbrennung werde weniger Material für dieselbe Heizleistung benötigt. Zudem gibt es mittlerweile hoch entwickelte technische Helferlein, die automatisch optimale Bedingungen beim Abbrand lieferten.