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Ist auf Kaufplatz-Areal Platz für ein Wohnheim?


Autor: Alexander Hartmann

Kulmbach, Dienstag, 30. November 2021

CSU, WGK und FDP haben ein Studentenwohnheim auf dem Kaufplatz-Areal im Visier und wollen eine Bebauung prüfen lassen. Sie bedauern, dass OB Lehmann über den Antrag am Donnerstag im Stadtrat nicht beraten lässt.
Ein Teilbereich des Kaufplatz-Areals könnte für den Bau eines Wohnheims genutzt werden, sagen CSU, WGK und FDP. Als mögliche Fläche sehen sie den Randbereich, der an das Bankgebäude der VR Bank (hinten, Mitte) angrenzt.


Die CSU-Fraktion, die WGK-Fraktion und FDP-Stadtrat Thomas Nagel sind enttäuscht. Warum? Weil ein gemeinsam gestellter Antrag, über den am Donnerstag in der Sitzung des Stadtrats beraten werden sollte, von OB Ingo Lehmann (SPD) nicht auf die Tagesordnung gesetzt worden ist. Über was diskutiert werden sollte? Über die Frage, ob auf dem Kaufplatz-Areal zeitnah der Bau eines Studentenwohnheims in Angriff genommen werden könnte.

Die Zwischenlösung

Auf dem 9500 Quadratmeter großen Grundstück wird - wie bekannt - 2022 eine Begegnungsstätte geschaffen, auf der Spiel, Spaß und Unterhaltung für Jung und Alt geboten werden sollen. Es ist eine Zwischenlösung. Wie das Kaufplatz-Gelände langfristig genutzt werden wird, weiß heute noch keiner. Ein städtebaulicher Wettbewerb, der nicht vor 2023 starten wird, soll darüber Aufschluss geben. Mit dem Abschluss einer baulichen Umsetzung ist wohl nicht vor 2027 zu rechnen.

Das Kaufplatz-Projekt gilt für Kulmbach als wegweisend und wird mit hoher staatlicher Förderung in die Tat umgesetzt. Dessen ist sich das bürgerliche Lager bewusst, das aber wissen möchte, ob es förderschädlich wäre, wenn vor dem "großen Entwurf" ein Teilbereich für ein für den Universitätsstandort Kulmbach bedeutendes Projekt genutzt werden würde.

"Alternativen sind Mangelware"

Dass Wohnraum für Studenten zeitnah geschaffen werden müsse, stehe außer Frage, erklären die Fraktionssprecher Michael Pfitzner (CSU) und Ralf Hartnack (WKG) sowie Thomas Nagel (FDP). Die drei Stadträte verweisen darauf, dass das vom Studentenwerk Oberfranken ins Auge gefasste Grundstück in der Basteigasse aus Sicht von Bauexperten für ein Wohnheim ungeeignet sei. "Alternative Standorte in der Innenstadt sind Mangelware", sagt Ralf Hartnack. Er hat die Aussage von Studentenwerk-Geschäftsführer Josef Tost im Ohr, der erklärt hat, dass er in Bayreuth bauen werde, wenn es in Kulmbach kein geeignetes Grundstück geben sollte. Hartnack: "Das müssen wir unbedingt verhindern."

Das brachliegende Kaufplatzgelände dränge sich als möglicher Standort für ein Wohnheim geradezu auf, wie auch Michael Pfitzner und Thomas Nagel betonen: Von dort hätten die Studenten kurze Wege zum Campus und ins Zentrum. Wenn junge Menschen in der Innenstadt leben, würden davon auch Gewerbetreibende profitieren."

Eine breite Mehrheit?

CSU, WGK und FDP sind der festen Überzeugung, dass es im Stadtrat über alle Fraktionen hinweg eine breite Mehrheit für die Idee gibt, ein Studentenwohnheim auf dem Kaufplatzgelände zu erstellen. "Der weiteren Entwicklung des Geländes würde es sicher nicht entgegenstehen, wenn man von dem Gesamtgelände einen Teil dem Studentenwerk als möglichen Standort anbietet." Das Wohnheim müsse jetzt errichtet werden. Die Antwort auf die Frage, ob es auf dem Kaufplatz realisiert werden kann, könne nicht noch mehrere Jahre aufgeschoben werden.

"Nur Randbebauung möglich"

Der Stadtrat soll, so die Forderung, die Verwaltung beauftragen, zu prüfen, ob und in welcher Form die Nutzung eines Teilgrundstücks des Kaufplatzgeländes für ein Wohnheim möglich ist, ob und gegebenenfalls welche Gründe dem entgegenstehen. Zudem sollte die Verwaltung einen Vorschlag unterbreiten, "welcher Teil des Geländes für die Ansiedlung am ehesten in Frage kommt". Nach Einschätzung von CSU, WGK und FDP wäre nur eine Randbebauung möglich, "da wir die Zwischennutzung, die auf Initiative von ,Liebenswertes Kulmbach' entstehen wird, nicht einschränken wollen".

Die Entscheidung des OB

Der Stadtrat wird der Verwaltung am Donnerstag aber keinen Auftrag erteilen, denn der Antrag wurde nicht auf die Tagesordnung gesetzt. Weshalb? Wie Pressesprecher Jonas Gleich mitteilt, hat dies der OB entschieden. Aus mehreren Gründen. Zum einen versuche die Stadtspitze nach wie vor, aufgrund der anhaltenden Pandemie und der nach wie vor steigenden Infektionszahlen die Dauer der Sitzungen auf das Nötigste zu reduzieren, zum anderen habe Ingo Lehmann allen Antragstellern ein persönliches Schreiben mit näheren Informationen zum Sachverhalt zukommen lassen. "Diese Informationen können die Antragsteller in ihren Entscheidungsprozess einfließen lassen. Es obliegt ihnen natürlich, ob sie an dem Antrag festhalten oder ob er sich aufgrund der erhaltenen Infos erledigt hat. Sofern am Antrag festgehalten wird, ist dieser durch den Oberbürgermeister grundsätzlich innerhalb von drei Monaten zu behandeln", teilt Jonas Gleich mit.

Thema im Stadtentwicklungsausschuss

Zudem sei eine Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses geplant, der sich nur mit diesem Thema auseinandersetzen werde. Eine Förderschädlichkeit wäre aus Sicht der Verwaltung gegeben, "wenn einem Wettbewerb durch isolierte Einzelmaßnahmen vorgegriffen wird, was in dem Antrag vorgeschlagen wird", heißt es aus dem Rathaus. Die Förderschädlichkeit beziehe sich im Übrigen auch auf den bereits umgesetzten und geförderten Abriss.

Mit Studentenwerk in Kontakt

Was mögliche Standorte eines Wohnheims betrifft, lägen dem Studentenwerk Alternativen vor, über die in Bayreuth beraten werde. Jonas Gleich: "Sobald uns von dort eine Rückmeldung erreicht, welches Grundstück aus Sicht des Studentenwerks geeignet erscheint, wird der Stadtrat sich mit der Thematik befassen."