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Irrfahrt mit dem Bus: Eltern sind empört


Autor: Alexander Hartmann

Wonsees, Mittwoch, 22. Juli 2015

Ein Busfahrer hat Kinder aus dem Markt Wonsees, die die Gesamtschule in Hollfeld besuchen, nicht an der Haltestelle in ihrem Wohnort Feulersdorf abgesetzt. Ausgestiegen sind die Schüler im von Feulersdorf 19 Kilometer entfernten Melkendorf.
19 Kilometer von ihrem Wohnort Fesselsdorf entfernt sind die Kinder an der Haltstelle in Melkendorf aus dem Bus ausgestiegen. Foto: Alexander Hartmann


Heike Linz ist empört. Sie ist eine von drei Müttern von Feulersdorfer Kindern (11, 12 und 14 Jahre), die die Gesamthochschule in Hollfeld besuchen und am Dienstag eine böse Überraschung erlebt haben. Der Busfahrer hat die Drei nach der Schule nämlich nicht an der Haltstelle im Wonseeser Ortsteil Feulersdorf abgesetzt. Ausgestiegen sind die Schüler erst in Melkendorf bei Kulmbach - 19 Kilometer vom Wohnort entfernt.

Nachdem der Bus der Hollfelder Firma, die die öffentliche Linie von Hollfeld nach Kulmbach bedient, Schirradorf passiert hatte, hätten die Kinder den Fahrer darauf hingewiesen, dass sie wie immer nach Feulersdorf müssten, sagt Heike Linz. Der Fahrer sei allerdings weitergefahren. Der Busfahrer habe dann auch nicht die Ausweichstrecke über Azendorf genommen, sondern sei Richtung Kulmbach gefahren.

Oma hat die Kinder abgeholt

"Wir haben damit gerechnet, dass er uns doch noch nach Hause bringt", sagt ein Schüler. Als der Fahrer auf Nachfrage erklärt habe, dass er das nicht mache, seien sie in Melkendorf ausgestiegen. Die Drei haben mit dem Handy eine Großmutter erreicht, die sie mit dem Auto abgeholt hat. "Was wäre gewesen, wenn sie keiner hätte abholen können? Was wäre gewesen, wenn was passiert wäre?", fragt die Mutter Heike Linz.

Das sagt die Deutsche Bahn

Das Busunternehmen wollte sich gestern zu den Vorwürfen nicht äußern. Zu dem Vorfall nahm die Pressestelle der Deutschen Bahn Stellung, die für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zuständig ist. Wie ein Sprecher betont, wird die Haltstelle in Feulersdorf bis dato nur bei Bedarf angefahren. Laut Auskunft des Hollfelder Unternehmers hätten die Kinder erst bei Welschenkahl erklärt, dass sie nach Feulersdorf wollen. Was Heike Linz allerdings nicht glauben mag. "Ich bin davon überzeugt, dass die Kinder nicht lügen."
Unbenommen davon, wann die Kinder den Busfahrer angesprochen haben - "es geht nicht, dass man Schüler 20 Kilometer vom Wohnort entfernt aussteigen lässt", sagt Hans-Joachim Strätker vom Landratsamt Bayreuth, der für die Schülerbeförderung zuständig ist.

Es gibt immer wieder Klagen

Die gleiche Meinung vertritt die Hollfelder Schulleiterin Christiana Scharfenberg, die darauf verweist, dass immer wieder Klagen von Eltern kommen, die sich über die Firma beschweren.
Der Bayerischen Rundschau ist ein Fall bekannt, bei dem Schüler auf der Bayreuth-Linie an einer Haltestelle nicht mitgenommen wurden. In einem anderen Fall hat ein Busfahrer, als er an einer Haltestelle vorbeigefahren war, ein Kind einfach auf der Staatsstraße aussteigen lassen.

Fahrer hat falsch gehandelt

Der Busfahrer hat falsch gehandelt, sagt auch die Deutsche Bahn. Wer wie in diesem Fall Kinder unter 14 Jahren nicht an der eigentlichen Haltestelle, sondern zu einem späteren Zeitpunkt aussteigen lässt, verletze seine Aufsichtspflicht, "wenn er sich nicht um deren weitere Beförderung kümmert", so deren Sprecher.
Der Fahrer müsse entweder dafür sorgen, dass er die Kinder einer Vertrauensperson übergibt, oder seinen Chef informieren, "damit der sich um den Weitertransport kümmert", heißt es weiter

Die positiven Folgen

Die Fahrt vom Dienstag hat auch positive Folgen. Wie die Deutsche Bahn mitteilt, wird die Haltestelle im Wonseesser Ortsteil Feulersdorf vom Bus, der um 13.15 Uhr in Hollfeld startet, nach dem nächsten Fahrplanwechsel nicht mehr nur auf Bedarf, sondern ständig bedient. "Bis zur Änderung des Fahrplans erlassen wir eine verkehrliche Weisung, dass der Busfahrer vor dem Erreichen der Haltestelle Feulersdorf abzufragen hat, ob jemand dort aussteigen möchte", heißt es dazu in einer Presseerklärung.

Die Deutsche Bahn will Irrfahrten wie die vom Dienstag unterbinden.