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Integration in Kulmbach: Vergesst die Stammtische nicht!


Autor: Stephan Tiroch

Kulmbach, Montag, 12. Dezember 2016

Nach Ansicht von Kreisrat Pöhlmann sollten Landkreis-Mitarbeiter über die Dörfer ziehen und den Rechtspopulisten den Wind aus den Segeln nehmen.
Integration von Flüchtlngen: Kreisrat Veit Pöhlmann (FDP) möchte, dass Landkreismitarbeiter über die Dörfer ziehen und an den Stammtischen mit den Menschen reden, um Rechtspopulisten den Wind aus den Segeln nehmen. Foto: Katharina Müller-Sanke


Die Wirtschaft im Landkreis Kulmbach brummt. Die Arbeitslosenquote von aktuell 3,6 Prozent ist laut Landrat Klaus Peter Söllner rekordverdächtig niedrig.


Laut Jobcenter haben die guten Zahlen Bestand

Der Chef des Kulmbacher Jobcenters, Norbert Halbhuber, stellte gestern im Kreisausschuss fest: "Wir erwarten, dass es 2017 so bleiben wird". Der Arbeitsmarkt könne auch die Zahl von 201 anerkannten und erwerbsfähigen Flüchtlingen im Landkreis Kulmbach verkraften. "Das ist nichts, was uns umbringt", sagte er.

Von sinkenden Flüchtlingszahlen berichtete Katrin Limmer. Die Juristin des Landratsamts nannte 185 Personen, die in Gemeinschaftsunterkünften leben, und 189, die dezentral untergebracht sind.

Nach den Worten des zuständigen Bildungskoordinators Peter Müller soll die Integration der Flüchtlinge durch ein Coaching für die freiwilligen Helfer professionalisiert werden. Ab Januar würden Kurse angeboten, die für alle Interessenten offen sind. Außerdem könnten in Schulen so genannte Drittkräfte eingestellt werden, die Sprachbarrieren abbauen, bis die Kinder gut Deutsch können.


Die Menschen mitnehmen

Veit Pöhlmann (FDP) wies darauf hin, dass Integration kein elitäres Projekt sein dürfe. "Diese Gefahr besteht", sagte er. Ein Gradmesser dafür sei der Stammtisch. Was dort gesprochen wird, dürfe man nicht unterschätzen. "Die Menschen haben Angst und glauben nicht, was ihnen erzählt wird", so der Gastwirt. Nach seiner Ansicht müsse der Landkreis eine Möglichkeit finden, um über die Dörfer zu ziehen und die Menschen mitzunehmen. "Dann gehen sie nach Hause und sind weniger anfällig für rechtspopulistische Parolen." Wenn aber nichts geschieht, werde man nächstes Jahr die Wahlergebnisse sehen.

So eine Aufgabe kann der Landkreis schwerlich stemmen, meinte Landrat Söllner. Das Thema Flüchtlingshilfe sei im Raum Kulmbach positiv besetzt. Aber Peter Müller werde überlegen, was machbar ist.


KJR räumt Preisgelder ab - sehen Sie dazu ein Video

Die Arbeit des Kreisjugendrings wurde heuer überörtlich gewürdigt. Insgesamt räumte der KJR Preisgelder von 2500 und 10 000 Euro ab. Besonders das Projekt "Zukunftswerkstatt" fand viel Anklang. Gemeinsam entwickelt mit Stadtsteinach, dürfen hier Jugendliche ihre Wünsche und Vorstellungen äußern - zum Beispiel: "In & out - gestalte Deine Freizeit!" Das Geld, so Kreisjugendpfleger Jürgen Ziegler, soll in Projekte der Gemeinden investiert werden, die schon mitgemacht haben.