Insolvenz als Retourkutsche?
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Donnerstag, 15. März 2012
Die Kulmbacher Metzgerei Weiß soll zahlungsunfähig sein. 38 Mitarbeiter in der Produktion bangen um ihren Arbeitsplatz.
Ob unfreundlicher Akt einer Bank oder tatsächliche wirtschaftliche Schieflage - Tatsache ist, dass am Montag beim Amtsgericht in Bayreuth ein Insolvenzantrag eingegangen ist.
Beantragt hat das vorläufige Insolvenzverfahren für die Metzgerei Weiß die Kulmbacher Bank, wo offensichtlich Forderungen "in nicht unerheblicher Höhe" bestehen. Das bestätigt Robert Wartenberg, Rechtsanwalt aus Bamberg, der vom Insolvenzgericht in Bayreuth zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt worden ist.
Überblick verschaffen
Konkrete Aussagen zur Zukunft des Unternehmens kann Wartenberg derzeit nicht machen. Es gehe zunächst einmal darum, sich einen Überblick über die tatsächliche Situation zu verschaffen.
Die Metzgerei Weiß, eine GmbH, deren Geschäftsführer der 48-jährige Thomas Weiß ist, beschäftigt in ihrem Produktionsgebäude in der
E.-C.-Baumann-Straße in Kulmbach 38 Mitarbeiter. Außerdem betreibt das Unternehmen noch sieben Metzgerei-Filialen.
Die sind, so hat es den Anschein, von der vorläufigen Insolvenz nicht oder nicht vollständig betroffen, da zumindest ein Teil von ihnen von einer zweiten Gesellschaft betrieben wird. "Aber das sind Fragen, die noch zu klären sind", sagt Wartenberg.
Vorrangiges Ziel sei es, dass der Betrieb aufrecht erhalten wird. "Und da sieht es ganz gut aus." Derzeit wird sowohl in den Geschäften als auch im Produktionsgebäude gearbeitet. Bis einschließlich April können die Mitarbeiter auch damit rechnen, ihre Löhne und Gehälter zu bekommen: Die Agentur für Arbeit zahlt in Fällen wie diesen ein Insolvenz-Ausfallgeld.
Es ist bereits das zweite Mal, dass sich die Metzgerei Weiß in finanzieller Schieflage befindet. Der namhafte Fleischereifachbetrieb, der sein Stammhaus in der Langgasse hatte, war 1997 in der Folge der ersten BSE-Krise in finanzielle Turbulenzen geraten. Der Versuch, die Firma durch den Verkauf des Anwesens in der Langgasse zu retten, hatte wenig Erfolg: Das Unternehmen, das damals von Dieter Weiß, dem Vater des heutigen Geschäftsführers, geführt worden war, stellte 2001 Insolvenzantrag. Thomas Weiß übernahm das Unternehmen danach von seinem Vater.
Thomas Weiß selbst äußerte sich gestern nicht, verwies stattdessen auf seinen Rechtsanwalt Jürgen Reus, Thurnau. "Wir gehen davon aus, dass der Insolvenzantrag der Kulmbacher Bank eine Retourkutsche und eine Reaktion auf Streitigkeiten zwischen der Kulmbacher Bank und Herrn Weiß ist", sagt der. Wenn ein solcher Antrag beim Insolvenzgericht eingehe, werde nicht geprüft, ob die angeführten Forderungen auch zu Recht bestünden. "Wir gehen davon aus, dass es keine Forderungen der Kulmbacher Bank gibt", so Reus. "Und wir gehen auch davon aus, dass das Unternehmen keineswegs zahlungsunfähig ist."
Bei der Kulmbacher Bank war gestern niemand zu erreichen, der zu diesen Vorwürfen hätte Stellung nehmen können.