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Inklusion: Wer gibt Oliver Beyer ein Chance?


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Freitag, 21. November 2014

Oliver Beyer hat gerade seine Abschlussprüfung an der Realschule bestanden, als ein schweres Verkehrsunglück alle seine Zukunftspläne über den Haufen wirft.
Oliver Beyer (links) übt mit dem Kulmbacher Logopäden Günter Hild auch Bewerbungsgespräche. Nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma musste das Sprechen neu lernen. Foto: Dagmar Besand


Bei einem Autounfall im Juli 1995 erleidet er als Beifahrer ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, Halbseitenlähmung und zwei schwere Brüche an den Beinen.

Viele Monate verbringt der 16-Jährige in Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis er wieder gehen kann, und noch viel länger, bis er dank intensiven logopädischen Trainings die Sprache wieder neu erlernt. An den geplanten Besuch der Fachoberschule ist nicht zu denken.

Doch Oliver Beyer gibt nicht auf, bemüht sich um individuelle Förderung, um den Weg in eine gute berufliche Zukunft zu ebnen. "Die Suche war eine Odysee - und ist es bis heute", sagt der inzwischen 35-Jährige.

Keine Chance ließ er ungenutzt: Neuroberufliche Fördereinrichtung, Integrations-Programme, medizinisch-berufliche Reha, Praktika.

Schließlich gelang es Beyer, einen Ausbildung als milchlandwirtschaftlicher Laborant machen zu dürfen, die er 2008 erfolgreich abschloss. Eine Leistung, auf die er mit Recht stolz ist, denn das Lernen fiel ihm schwer. Seine Konzentrationsfähigkeit hat durch die Unfallfolgen gelitten.

Seither ist der Pressecker wieder auf der Suche - nach einer Teilzeitstelle als Laborant. Nur befristete Jobs bei öffentlichen Arbeitgebern bekam er bislang. An mangelndem Einsatz liegt das nicht: "Ich habe zwei dicke Aktenordner voll Bewerbungen, aber ich bekomme keine Gelegenheit, mich vorzustellen."

Beyer würde sich freuen, wenn ein Unternehmen der Region ihm eine Chance gäbe: "Ich bin flexibel, mobil, arbeite gut und zuverlässig. Aber ich muss leider immer wieder erfahren, dass Inklusion nur ein Wort ist und eine Integration ins Berufsleben kaum zu erreichen ist."