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Information mit Plakaten und Lautsprechern


Autor: Katrin Geyer

Kulmbach, Freitag, 20. März 2020

Mit Plakaten und Lautsprecherdurchsagen sollen die Menschen im Landkreis Kulmbach über einfache Regeln zur Vermeidung von Infektionen informiert werden.
Mit Plakaten wird an die Menschen im Landkreis Kulmbach appelliert, vernünftig zu sein.Landkreis Kulmbach


Die Corona-Krise hat eine neue Phase erreicht: Ab Mitternacht gelten in ganz Bayern Ausgangsbeschränkungen. Das Ziel: Die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, um einen Kollaps des Gesundheitssystems zu verhindern.

Was ist wichtig, um Corona zu stoppen? Haltet Abstand! Bleibt zu Hause! Trefft Euch nicht!

Der Landkreis Kulmbach hat nun einen ungewöhnlichen Weg gewählt, um diese Botschaft unter die Leute zu bringen: Seit Freitagnachmittag sind Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr und des THW im gesamten Landkreisgebiet unterwegs, um die Menschen per Lautsprecher-Durchsage über diese Grundregeln zu informieren.

Am Freitag zwischen 17 und 19 Uhr waren bereits die ersten Fahrzeuge unterwegs. Am Samstag zwischen 8 und 10 Uhr und zwischen 14 und 16 Uhr sollen noch einmal "alle Orte, Ortsteile, Weiler und Nebenstraßen" (Kreisbrandrat Stefan Härtlein) abgefahren werden, damit die Information bei möglichst vielen Menschen ankommt.

Über Details informierten Mitglieder des Katastrophenstabes des Landkreises am Freitagnachmittag in einem Pressegespräch. Die Ausgangsbeschränkungen, die Ministerpräsident Markus Söder wenige Stunden zuvor angekündigt hatte, und die ab 0 Uhr gelten, bezeichnete Landrat Klaus Peter Söllner als die "richtige Maßnahme". "Ich bin unserem Ministerpräsidenten Markus Söder dankbar für die Klarheit und Präzision der Anordnungen, mit denen auch ein gewisser Graubereich eindeutig geregelt wird."

Die Ausgangsbeschränkungen seien in letzter Konsequenz unumgänglich gewesen, so Oliver Hempfling, Leiter des Sachgebiets Öffentliche Sicherheit am Landratsamt Kulmbach. "Wir haben schon die ganze Woche versucht, der Bevölkerung zu vermitteln, dass sich jeder in seiner eigenen Freiheit beschränken muss. Andernfalls wird uns diese Freiheit genommen werden." Dies sei nun der Fall. Kernstück der Aufklärungsaktion ist ein Plakat, auf dem die drei wichtigsten Grundregeln dargestellt werden. Ergänzend dazu gibt es die Lautsprecher-Aktion, in die alle verfügbaren Feuerwehrleute und THW-Helfer eingebunden sind.

Hempfling zufolge hat der Landkreis zudem eine Hotline eingerichtet. Unter der Nummer 09221/707-290 beantworten am Samstag und am Sonntag jeweils von 10 bis 16 Uhr Mitarbeiter des Landratsamtes Fragen zu den Ausgangsbeschränkungen.

Der Kulmbacher Oberbürgermeister Henry Schramm appellierte ebenfalls an die Menschen, ihre sozialen Kontakte jetzt auf ein Minimum zu beschränken. Noch vor zwei Wochen sei wohl für manchen schwer absehbar gewesen, was sich da entwickle. "Aber wer es jetzt noch nicht gespannt hat, der hat den Schuss nicht gehört."

Vorbild haben Schramm zufolge einige Kulmbacher Geschäfte gehandelt, die zum Beispiel mit Bodenmarkierung auf den nötigen Sicherheitsabstand zwischen den Kunden hingewiesen hätten und auch im Gespräch auf die Kunden einwirkten.

Die Ausgangsbeschränkungen seien eine Entscheidung mit Augenmaß. Schramms Appell an die Menschen im Landkreis: "Bitte seien Sie jetzt vernünftig!"

Und er rief sie auch dazu auf, den Lieferservice, den viele Lokale, die jetzt nicht öffnen dürfen, anbieten, auch zu nutzen: "Kauft vor Ort, sonst sind sie fort!"

Als Vertreter der Polizei berichtete Klaus-Peter Lang, dass man im Raum Kulmbach schon seit Dienstag verstärkt kontrolliere, ob die Anordnung, größere Menschenansammlungen zu vermeiden, auch wirklich befolgt werde. Bisher habe es keine größeren Probleme gegeben. Dennoch gäbe es in parkähnlichen Anlagen und auf Spielplätzen immer wieder Zusammenkünfte größerer Gruppen. Bei den Kontrollen schlage den Polizisten dann oft Unverständnis entgegen.

Ab sofort werde man die Kontrollen noch verstärken, so Lang. Die Menschen müssten zwar keine Passierscheine vorweisen. "Aber sie müssen uns schon den Grund darlegen, wohin sie unterwegs sind und warum."

Bei Verstößen gegen die Ausgangsbeschränkung erfolgt eine Meldung an das Landratsamt, das dann ein Bußgeld verhängen kann.

Auch Lang appellierte an die Menschen in der Region, nur noch unbedingt notwendige Dinge zu erledigen und ansonsten zu Hause zu bleiben. "Es geht hier nicht darum, Vorschriften zu befolgen. Es geht darum, Infektionsketten zu unterbrechen."

Angesprochen wurden in der Pressekonferenz auch die Besuchsbeschränkungen beziehungsweise -verbote in Kliniken und Alten- und Pflegeheimen, die anfänglich vereinzelt zu Diskussionen geführt, sich mittlerweile aber eingespielt hätten.

Noch keine Auskünfte gab es zu den noch ausstehenden Tests bei elf Verdachtsfällen. Wie berichtet, waren in der letzten Woche 80 Schülerinnen und Schüler sowie zwölf Lehrer des Caspar-Vischer-Gymnasiums auf das Corona-Virus untersucht worden, nachdem eine Lehrerin, die die Kinder ins Skilager begleitet hatte, am Corona-Virus erkrankt war. Mitte der Woche lagen die Testergebnisse vor: Sieben Kinder und fünf Lehrer (eine Lehrkraft stammt aus einem Nachbarlandkreis) sind positiv. Elf Tests allerdings erwiesen sich als unbrauchbar und mussten wiederholt werden.

Insgesamt wurden im Landkreis Kulmbach in den letzten Wochen mehr als 300 Abstriche vorgenommen. Zwölf Personen sind im Kreisgebiet an der Virusinfektion erkrankt, zeigen aber nur leichte oder gar keine Symptome. 194 Menschen befinden sich in häuslicher Quarantäne.

Damit ist der Landkreis Kulmbach bislang recht glimpflich davongekommen. In Stadt und Landkreis Bamberg gibt es zusammengenommen 60 Krankheitsfälle, im Landkreis Tirschenreuth ebenfalls 60 und im Landkreis Freising sogar 164 Fälle (Stand: Freitag 10 Uhr). Es gibt dort schwere Krankheitsverläufe, und sogar Todesfälle wurden schon verzeichnet.