In Schimmendorf rücken die Strommasten weiter weg - aber genügt das?
Autor: Jochen Nützel
Mainleus, Donnerstag, 29. November 2018
Der Abstand der neuen Trasse zur Wohnbebauung in Schimmendorf wird größer - aber mindert das die Sorgen der Bürger? Sie wollen Antworten von Tennet.
Wenn es leicht regnet, nieselt oder der Nebel durchs Tal zieht, dann knistert es am Rande von Schimmendorf. Ein "brzzbrzzbrzz" ist zu vernehmen. "Es ist deutlich hörbar", sagt Siegfried Münch. Er muss es wissen, denn der Ortssprecher wohnt nur etwa 50 Meter entfernt von dem Geräusch, das kein Poltergeist verursacht, auch wenn die Erscheinung buchstäblich überirdisch ist: Das Knistern kommt von den Leitungen der Stromtrasse.
Mehr als 100 Meter
Bald sind es mehr als 100 Meter, die der neue Ostbayernring (also der Ersatzneubau für die bestehende Trasse) an seinem Haus vorbeiführen wird. Ein Unbehagen bleibt. "Wir sind ja weiterhin deutlich unter der Solldistanz von 400 Metern. Es heißt zwar, dass die Masten höher werden und der Strom durch vier statt zwei Kabel laufen soll - aber es soll sich eben auch die Durchleitungskapazität erhöhen." Was das mit der Gesundheit der Anwohner macht? Siegfried Münch formuliert es so: "Solche elektrischen Felder sind sicher nicht förderlich für den menschlichen Organismus."
Der "Aufstand" im Mainleuser Ortsteil hält sich aber in deutlichen Grenzen. Ganz anders in Neuensorg bei Marktleugast, wo die Bürger mobil machen gegen die, wie sie es nennen, Umzingelung mit Masten und Leitungen. Selbst die CSU-Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner hat sich eingeklinkt und will von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), dass dort auf einigen Kilometern die Kabel in der Erde verschwinden.
"Bürger zweiter Klasse"
"Das würde ich mir auch für Schimmendorf wünschen", sagt Münch. Kontakte zu Emmi Zeulner wurden bereits geknüpft. Doch Münch verweist auf eine nach seinem Dafürhalten merkwürdige Einschränkung im Gesetz: "Für Bestandstrassen wie die unsere sind Erdkabel nicht vorgesehen. Ich sehe aber nicht ein, warum wir im Vergleich mit Menschen, in deren Umfeld ein kompletter Neubau entsteht, als Bürger zweiter Klasse dastehen. Wir möchten, dass diese Alternative dann auch für uns zum Tragen kommt." Voraussetzung sei freilich, dass die Grundstückseigentümer einverstanden sind und entsprechend entschädigt werden, wenn sie Flächen hergeben müssen.
Schlechte Karten habe man, so der Ortssprecher, sobald es um eine Änderung des Trassenverlaufs geht. Netzbetreiber Tennet habe, so Münch, gewisse Vorgaben einzuhalten - das fange bei den Kosten an und höre beim Naturschutz noch lange nicht auf. In diesem Fall der Schutz des Waldes.
Dafür geht es künftig über die Wipfel. "Waldüberspannung" heißt das im Fachjargon, wie Ina-Isabelle Haffke erklärt. Nach den Worten der Referentin für Bürgerbeteiligung beim Netzbetreiber Tennet in Bayreuth stehen auf dem Gemeindegebiet Mainleus sieben Masten. "Bei Schimmendorf kreuzen wir mit der neuen Leitung die bestehende, um den Abstand zu den Wohnhäusern zu vergrößern. Im Wald beantragen wir eine Überspannung. Wir hängen die Leiterseile wesentlich höher, dafür sind größere Masten vorgesehen mit Höhen von 80 bis 82 Metern." Der niedrigste Mast im Gemeindegebiet Mainleus (nicht nahe der Wohnbebauung) misst 58 Meter. Der höchste Träger des gesamten Ostbayernrings wird im Raum Stadtsteinach stehen und annähernd 98 Meter hoch sein.
Damit die Mainleuser Bürger ihrerseits Fragen an die Vertreter von Tennet stellen können, hat sich Siegfried Münch dafür eingesetzt, dass im Vorfeld der nächsten Marktgemeinderatssitzung am Montag, 3. Dezember, ab 17 Uhr in der Aula der Mittelschule eine Versammlung einberufen wurde. "Der Markt Mainleus unterstützt uns", lobt der Ortssprecher.