Druckartikel: In Marktleugast ist "alles da, was man braucht"

In Marktleugast ist "alles da, was man braucht"


Autor: Jürgen Gärtner

Marktleugast, Montag, 23. Februar 2015

Warum in die Großstadt ziehen? In einer neuen Serie erzählen junge Leute aus der Region, warum sie sich bewusst dafür entschieden haben, im Landkreis Kulmbach zu arbeiten. In unserem ersten Porträt: der Kupferberger Benjamin Schott, der sich mit einer Metallbaufirma in Marktleugast selbstständig gemacht hat.
Benjamin Schott hat sich mit einer Maschinenbau-Firma selbstständig gemacht. Mit seinem Mitarbeiter Manfred Eichner (im Hintergrund) hat er sich auf Reparaturen und Ersatzteile, Sondermaschinen- und Vorrichtungsbau spezialisiert. Foto: Jürgen Gärtner


Benjamin Schott weiß um die Vorzüge der Region: "Hier gibt es mehr Fachkräfte als zum Beispiel in München. Und der Standort Marktleugast ist auch gar nicht so schlecht: Wir haben hier eine Post, eine Tankstelle, schnelles Internet." Alles, was der Maschinenbauer braucht.

Der 25-Jährige hat es nicht bereut, sich vor rund einem Jahr selbstständig gemacht zu haben. In einer Halle in der Kulmbacher Straße hat er sein Quartier bezogen.

Wegzugehen in eine Großstadt, das war für Schott nie ein Thema. "Diesen Gedanken hatte ich nie." Nicht nur, weil er in der Region Perspektiven sieht. "In Marktleugast gibt es noch einen anderen Maschinenbaubetrieb, vielleicht schließt man sich ja mal zusammen."

Auch mit Blick auf eine mögliche räumliche Erweiterung des Betriebs rechnet er sich in Marktleugast gute Chancen aus. "Hier gibt es viele Hallen, in denen früher Textilindustrie untergebracht war und die man jetzt nutzen kann."

In Untersteinach gelernt
Die berufliche Laufbahn des 25-Jährigen ist eng mit dem Landkreis verbunden. In einer Untersteinacher Firma lernte er den Beruf des Feinwerkmechanikers. Vier Jahre war er dann in Kulmbach in einem Unternehmen tätig. Dort machte er in Teilzeit den Meister - kein Zuckerschlecken für den jungen Mann.

Denn nebenbei kaufte er Maschinen aus insolventen Firmen auf, die jetzt in seiner eigenen Firma laufen. Dafür war er zum Beispiel in Hof aktiv. "Da habe ich in der Nacht vor der Meisterprüfung einen Betrieb ausgeräumt." Auch als die Spinnerei in Mainleus pleite war, nutzte er die Gelegenheit, um günstig an Maschinen zu kommen.

Und nicht nur das: Manfred Eichner aus Mainleus nahm er mehr oder weniger gleich mit. Denn der junge Unternehmer weiß, wie wichtig das Wissen der älteren Generation ist. "Manfred Eichner ist zwar 60 Jahre alt, aber er hat als Dreher 40 Jahre Erfahrung in seinem Beruf. Das ist für mich ein Glücksfall", erklärt Benjamin Schott. Und dieses Wissen soll weitergegeben werden. Deshalb plant Schott, einen Gesellen und gegebenenfalls einen Auszubildenden einzustellen. "Wir haben gut zu tun", freut er sich.

Die gebrauchten Maschinen - Made in Germany - hat er hergerichtet. "Retrofit", wie es auf Neudeutsch heißt. "Die halten noch 30 Jahre", ist der Jung-Unternehmer überzeugt. Bei neueren Maschinen hat er da so seine Zweifel. Das Spezialgebiet seiner Firma sind Reparaturen und Ersatzteile, Sondermaschinen- und Vorrichtungsbau.

"Früher hat jeder Betrieb eine eigene Schlosserei gehabt, heute übernehmen wir das", sagt er. Sozusagen eine zentrale Schlosserei. Das passt auch zur Firmen-Philosophie: "Ich habe lieber viele kleinere Kunden als einen großen, der mit dem Preis drückt", erklärt Benjamin Schott.

Privat stark verwurzelt
Der 25-Jährige ist auch privat im Landkreis verwurzelt und engagiert. Zum Beispiel bei der Feuerwehr. Benjamin Schott stammt aus Kupferberg und hat sich dort ein Haus gekauft, das er jetzt herrichtet. "Ich bin ein Heimatmensch", sagt er und fügt mit Blick auf seine Betriebsgründung hinzu: "Es ist wichtig, dass einer hier was macht. Es steht ja so viel leer."

Den Metropolen, in die es viele zieht, zeigt er die kalte Schulter. "Vielleicht ist eine große Stadt mal ganz interessant, aber da kann man ja eine Städtereise machen."




Hintergrund zur Serie

Alle Jahre vergibt der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft Kulmbach zusammen mit der Bayerischen Rundschau auch 2015 wieder den Ausbildungspreis an zwei Unternehmen. Mit der neuen Serie soll auf die Preisverleihung aufmerksam gemacht und jungen Leuten gezeigt werden, dass sie auch in Oberfranken Karriere machen können.

Teilnehmende Betriebe
Es gibt zwei Kategorien: Unternehmen mit bis zu 30 Mitarbeitern und ab 30 Mitarbeitern.

Motto
Das Motto 2015: "Mein Ausbildungsbetrieb ist der beste in der Region, weil ..." Auszubildende sind aufgerufen, mit ihrem Projekt auf ihr Unternehmen aufmerksam zu machen und zu zeigen: "Eine Ausbildung bei uns ist richtig cool!". Dabei ist keine Idee zu klein oder zu ausgefallen!

Präsentation
Am Freitag, 16. Oktober, dürfen alle nominierten Unternehmen dem Publikum ihre Projekte präsentieren. Im Anschluss werden dann die beiden Gewinner im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung bekannt gegeben.

Einsendeschluss Montag, 28. September.

Bewerbung
Das Bewerbungsformular kann auf der Seite des Arbeitskreises Schule-Wirtschaft (www.schulewirtschaft-kulmbach.de) heruntergeladen werden. Die Anmeldung erfolgt bei der Bayerischen Rundschau, E.-C.-Baumann-Straße 5, 95326 Kulmbach (oder per Fax unter der Nummer 09221/949-378). Auch formlose Bewerbungen sind möglich.

Gewinner 2014
Letztjährige Gewinner waren die Firma Saum & Viebahn sowie das Landratsamt.

Serie
Etwa alle 14 Tage stellen wir in unserer Serie bis zum Herbst junge Leute vor, die in der Region geblieben sind und hier Karriere machen. red