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In Kupferberg kehrt Frieden ein


Autor: Stephan Tiroch

Kupferberg, Donnerstag, 08. Dezember 2016

Warum sich Bürgermeister Kolenda und Bäckermeister Dumler, den die Beilegung des Konflikts einen Batzen Geld kostet, jetzt doch geeinigt haben.
Friedensgespräche: Bürgermeister Alfred Kolenda (links) und Bäckermeister Fritz Dumler haben sich geeinigt, wie der Lärmstreit beigelegt werden kann. Grafik: Micho Haller


Es geschehen noch Zeichen und Wunder: In der Kupferberger St.-Veit-Straße wird nicht mehr gestritten. Rechtzeitig zum Weihnachtsfest kehrt Frieden ein. "Beide Seiten sind aufeinander zugegangen", sagt Bäckermeister Fritz Dumler. Er sei "absolut erleichtert", dass der Streit mit Bürgermeister Alfred Kolenda beendet ist.

Der Geschichte des Konflikts ist lang. Kolenda und dessen Familie, die neben der Bäckereizufahrt wohnen, fühlen sich vom nächtlichen Lieferverkehr gestört. Es herrscht Eiszeit zwischen den Nachbarn. Formal klagte der Bürgermeister vor dem Verwaltungsgericht gegen das Landratsamt Kulmbach, das einen Bauantrag der Bäckerei genehmigt hatte.


Resonanz positiv

Jetzt die überraschende Wende im Lärmstreit, was in Kupferberg positiv beurteilt wird. Stellvertretend sagen Ilona Hascher und Gerhard Schicker: "Schön, dass sich die beiden geeinigt haben und das Problem aus der Welt geschafft wird."

Im Sommer schienen die Gegensätze noch unüberbrückbar. Die Fronten waren verhärtet. Das Landratsamt hatte vergeblich zu vermitteln versucht.


"Stillschweigen vereinbart"

Was hat den Bürgermeister zum Einlenken bewogen? "Man ist mir hinsichtlich des Lärms entgegengekommen. Ich hoffe, dass es erträglich wird, wenn die Maßnahmen umgesetzt worden sind", erklärt Kolenda auf Anfrage - mehr nicht: "Wir haben beim Gespräch im Landratsamt Stillschweigen vereinbart, und daran halte ich mich. Man hat sich geeinigt, aber zu Einzelheiten sage ich nichts."

Deutlich gesprächiger ist der Bäckermeister. Nach seinen Angaben investiert er insgesamt 150.000 Euro in Lärmschutzmaßnahmen. Beim Be- und Entladebereich werde ein massiver Neubau mit kompletter Einhausung errichtet. "Dann ist alles zu. Ich mache Nägel mit Köpfen, um auch von den anderen Nachbarn Lärm fernzuhalten", betont der Bäcker. Im unteren Bereich der Auffahrt könne man auf eine Lärmschutzwand verzichten, weil im Kolenda-Haus ein Schallschutzfenster mit Belüftung für 10.000 Euro eingebaut wird. "Dann sind die Abfahrtszeiten der Lieferfahrzeuge kein Problem, weil kein Lärm mehr ankommt", so Dumler.


"Haben Planungssicherheit"

Er will im Januar den neuen Bauantrag einreichen und ist zufrieden, obwohl ihn die Einigung einen Batzen Geld kostet. "So haben meine Nachfolger im Betrieb und ich Planungssicherheit, dass es problemlos weitergeht. Es ist eine Investition in die Zukunft", sagt der 59-Jährige, nach dessen Worten die Bäckerei ab Jahresmitte von vier Geschäftsführern gemeinsam geleitet wird: "Ich habe vor, mich in sieben Jahren zurückzuziehen."

Nach Beendigung des Lärmstreits wird Dumler zusätzlich 150.000 Euro in die Verbesserung von betrieblichen Abläufen investieren. Beim Buswartehäuschen plant er einen Büroanbau und sechs Parkplätze. Ferner wird ein neuer Tiefkühlcontainer aufgestellt. Das Aggregat soll weniger Energie verbrauchen und auch leiser sein als die bisherigen vier Geräte, die stillgelegt werden.


Nicht unterkriegen lassen

Im Hinblick auf die Probleme mit der Deutschen Rentenversicherung gibt sich Dumler kämpferisch. Er empfindet die geforderte Nachzahlung von 56.000 Euro nach wie vor als ungerecht, will sich aber nicht unterkriegen lassen: "Es wird weitergehen, wir werden es irgendwie stemmen."

Zurück zur Einigung im Lärmstreit: Sie muss durch einen privatrechtlichen Vertrag zwischen Kolenda und Dumler besiegelt werden, wie Hans-Dieter Vießmann vom Landratsamt erläutert. Durch den neuen Bauantrag sei der alte gegenstandslos, so der stellvertretende Abteilungsleiter für den Bereich Bauen und Umwelt, der bei den Gesprächen dabei war.


Was bisher passiert ist

Prozess Im Oktober 2015 traf man sich vor dem Verwaltungsgericht Bayreuth. Alfred Kolenda klagte gegen das Kulmbacher Landratsamt, das der Bäckerei Dumler verschiedene Baumaßnahmen zur Modernisierung und energetischen Sanierung genehmigt hatte. Das Verfahren ruht derzeit.

Facebook An die Öffentlichkeit kam der Nachbarschaftsstreit durch eine Diskussion im Internet. Der Ex-Kupferberger Sascha Opel ergriff bei Facebook Partei für Fritz Dumler, und Kolenda sah sich über das soziale Netzwerk Angriffen ("teils unter der Gürtellinie") ausgesetzt.

Kündigung Kurz vor Weihnachten forderte Opel von Kupferberg die Restsumme seines zinslosen Darlehens über 88.000 Euro zurück. Er hatte der Stadt das Geld zum Ausbau des schnellen Internets geliehen.

Wahl Keine Auswirkungen hatte der Nachbarschaftsstreit auf die Bürgermeisterwahl am 17. Januar: Kolenda (UKW) zog mit dem klaren Ergebnis von 82,25 Prozent Zustimmung ins Kupferberger Rathaus ein.

Lärmgutachten Mitte März wurde in Kolendas Wohnhaus eine verdeckte Schallmessung durchgeführt. Die Bäckerei Dumler war vorher nicht informiert worden.

Verhärtet Im Sommer sah es noch so aus, als sei keine Einigung möglich. Kolenda hatte bei Gericht die Wiederaufnahme des ruhenden Verfahrens beantragt.