In Kulmbachs Wäldern schlägt man zwei Borkenkäfer mit einer Klappe
Autor: Jürgen Valentin
Kulmbach, Donnerstag, 31. Januar 2019
Selbstwerber kommen günstig an Brennholz, tun etwas für die Fitness und helfen der Waldbauernvereinigung bei der Bekämpfung des gefräßigen Schädlings.
Es besteht Handlungsbedarf! "Die Borkenkäfer-Problematik hat sich im vergangenen Jahr aufgrund der Hitze- und Trockenperioden extrem zugespitzt", berichtet Theo Kaiser, während er mit seinem Geländewagen eine kurvige, schmale Bergstraße am Ortsrand von Wartenfels hinauffährt.
Spätestens jetzt wird klar, weshalb der Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Kulmbach/Stadtsteinach (WBV) derzeit bei der Borkenkäfer-Bekämpfung dringend auf der Suche nach Brennholz-Selbstwerbern ist. Mit dem Auto samt Anhänger oder einem Traktor ist die steile Ortsstraße in Wartenfels problemlos zu bewältigen. Für Großfahrzeuge wie Langholzlaster oder Harvester ist die Strecke dagegen unpassierbar.
Abtransport problematisch
Ziel ist ein Waldstück, das direkt an die Straße angrenzt und für das der Privatbesitzer einen Waldpflegevertrag mit der WB geschlossen hat. Vor einigen Jahren bereits führte die Vereinigung hier Durch- und Aufforstungsarbeiten durch. "Vor allem der Abtransport des Holzes gestaltete sich sehr problematisch", sagt Kaiser. Der Einsatz von Großmaschinen, der für die Borkenkäfer-Bekämpfung eigentlich dringend notwendig wäre, sei in derartigen Waldgebieten schlichtweg unrentabel. "Wenn dann nur Brennholz geschlagen wird, rechnet sich das nicht. Dann ist es ein Zuschussgeschäft." Und von diesen Waldflächen gibt es im Landkreis Kulmbach etliche.
Deshalb ist man bei der WBV froh, Privatleute wie Marco Wolf an der Hand zu haben. "Das ist seit Jahren einer unserer verlässlichsten Selbstwerber", lobt Förster Jerrit Biewald den Rugendorfer, in dessen Eigenheim eine Holzscheitheizung für Wärme und Warmwasserzubereitung sorgt. 25 bis 30 Ster Brennholz benötigt der selbstständige Finanzexperte dafür jährlich, womit er schon zu den "Großabnehmern" der WBV gehört. Die üblichen Kachelofen-Mengen liegen zwischen fünf und zehn Ster.
Viel Geld gespart
Bis der langjährige Fußball-Schiedsrichter die wohlige Heizungswärme genießen kann, muss er einige Male schwitzen, spart dafür aber viel Geld. Fünf Euro für den Ster Weichholz, zehn Euro für Hartholz (jeweils plus Steuer) - das sind die Preise der WBV für Selbstwerber.
Ofenfertiges Brennholz gibt es auch im Baumarkt, wofür man dann aber oft über 100 Euro pro Ster hinblättern muss - ohne Lieferung. Die Einsparmöglichkeiten sind einer der Gründe, warum Theo Kaiser und seine Kollegen Jerrit Biewald und Ingo Krause jährlich bis zu 100 Selbstwerbern ein Waldstück zuteilen, in dem sie in einem festgelegten Zeitraum die angezeichneten Bäume fällen, entasten, sägen und abtransportieren müssen. Viele Selbstwerber schätzen aber auch die körperliche Betätigung in freier Natur und das damit verbundene Zufriedenheitsgefühl. "Holzmachen ist eine Art Ganzkörpertraining und eine gute Alternative zum teuren Fitness-Studio", so Theo Kaiser, der aber auch darauf hinweist, dass der Wald kein Abenteuerspielplatz ist.
So müssen Selbstwerber einen Kettensägenführerschein vorlegen und sind angehalten, während der Waldarbeiten die entsprechende Schutzbekleidung zu tragen und Vorgaben zu beachten. Für Marco Wolf ist dies alles kein Problem. Neben Motorsägen, Helm und Schnittschutz-Bekleidung verfügt er über einen geländegängigen Lada und ein Traktor-Gespann für den Transport.