In Kulmbachs Wäldern drängt jetzt die Zeit
Autor: Sonny Adam
Stadtsteinach, Mittwoch, 10. Februar 2016
Im vergangenen Jahr konnten sich drei Borkenkäfer-Generationen entwickeln. Es droht eine Katastrophe in den Wäldern, wenn nicht schnell gehandelt wird.
Normalweise kreischen im Winter im Wald die Motorsägen. Holzfällertrupps sind mit Harvestern und anderem schwerem Gerät im Wald unterwegs, arbeiten Bäume auf, durchforsten die Wälder und ernten Holz. Normalerweise fallen jetzt Käferbäume - das ist wichtig, um die Borkenkäferplage frühzeitig einzudämmen.
Doch in diesem Jahr ist die Aufarbeitung in großem Stil schwierig. "Selbst in der Woche, in der es richtig kalt war, war der Boden nicht weit genug gefroren. Und das ist schwierig für den Einsatz von schwerem Gerät", klagt Gerhard Lutz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Stadtsteinach. Große Maschinen würden tief in den Waldboden einsinken und mehr Schaden anrichten als Nutzen.
In dieselbe Kerbe schlägt auch Forstminister Helmut Brunner (CSU): Hitze und Wassermangel in den Sommermonaten haben dem Wald schwer zu schaffen gemacht.
Super-Jahr für Borkenkäfer
"Das hat viel Energie gekostet und macht die Bäume anfälliger für Schädlinge", sagt der Minister. Hier drohe je nach Witterung bereits ab Mitte April Gefahr, wenn der Borkenkäfer zu schwärmen beginnt.
Denn die Schädlinge haben sich - begünstigt durch den vergangenen Sommer - landesweit stark vermehrt. "Ja, das stimmt. Der Rekordsommer letztes Jahr war auch ein Super-Jahr für die Borkenkäfer, aber ein sehr schlechtes Jahr für den Wald. Drei Borkenkäfer-Generationen konnten sich entwickeln, das bedeutet Massenzuwachs", erklärt Gerhard Lutz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Stadtsteinach. Weil die Bäume durch die Hitze ohnehin anfällig für Schädlinge waren, hatten die Borkenkäfer ein leichtes Spiel.Jetzt in den Wintermonaten haben Waldbesitzer die Pflicht, mindestens ein Mal pro Monat ihre Waldbesitzungen auf Borkenkäferbefall abzusuchen, relativ gut erkennbar an rötlich verfärbten Wipfeln und Rinden mit eindeutigen Einbohrspuren. Ab April ist sogar eine zweimalige Kontrolle im Monat vorgeschrieben. "Eigentlich müssen die Waldbesitzer, wenn ein Befall vorliegt, die Förster informieren. Aber das habe ich in meiner dreißigjährigen Laufbahn noch nie erlebt - höchstens wenn der Nachbarwald befallen ist", sagt Lutz.
Durch einen warmen und feuchten Restwinter könnten die Schädlinge absterben
Könnte ein neuerlicher Wintereinbruch mit Tiefsttemperaturen die Situation retten? "Nein, es ist zwar erst Februar, da kann noch Winter kommen. Aber wir hoffen jetzt, dass das Wetter so warm bleibt und vor allem, dass es feucht bleibt", erklärt Gerhard Lutz. Denn wenn das der Fall wäre, könnten die Borkenkäfer "verpilzen" und würden so auf natürliche Art und Weise absterben. "Durch Frost dezimiert sich der Borkenkäfer nicht mehr.
Die überstehen Temperaturen von bis zu minus 40 Grad", erläutert der Experte."Trotzdem ist es jetzt wichtig, dass befallene Bäume so schnell wie möglich aus dem Wald kommen - auf jeden Fall noch, ehe die Borkenkäfer ausfliegen. Und das ist bei Temperaturen von mehr als 16 Grad der Fall", warnt Lutz.
Briefe an die Waldbesitzer
Forstbeamte sind derzeit in den Wäldern unterwegs. Wenn ihnen ein Borkenkäferbefall auffällt, dann schreiben Forstamt und Landratsamt die Waldbesitzer an. "In diesem Winter haben wir schon gut 50 Schreiben rausgeschickt", sagt Lutz. Die Waldbesitzer bekämen dann im Winter eine Frist von vier bis sechs Wochen, im Sommer eine Frist von drei Wochen zu reagieren, sagt Lutz. Zugleich wird ein Zwangsgeld angedroht - und das kann zwischen 500 und 1000 Euro liegen. "Aber wir mussten bislang im Landkreis Kulmbach noch kein Zwangsgeld verhängen. Die Leute sind eigentlich alle einsichtig. Außerdem können Waldbesitzer, die selbst die Bäume nicht fällen können, die Aufträge auch an freie Unternehmer oder an die WBV vergeben", teilt Lutz mit. Natürlich macht der demografische Wandel auch vor dem Wald nicht halt. Immer mehr Waldbesitzer sind schon hochbetagt. "Aber auch wenn dann Aufarbeitungskosten anfallen, so ist der Holzerlös noch immer höher. Das muss man sich immer klar machen", appelliert Lutz, etwas zu unternehmen.
Wenn Bäume übrigens schon komplett dürr seien, dann gehe von diesen keine Gefahr mehr aus. "Wenn die Rinde schon weg ist, dann ist der Käfer längst wieder draußen", erklärt Gerhard Lutz. Solche Bäume könnten dann als Totholz stehen gelassen werden.