In Kulmbach wurden in den 80er Jahren entscheidende Weichen gestellt
Autor: Alexander Müller
Kulmbach, Samstag, 12. Oktober 2019
Welche Themen beherrschen die Schlagzeilen der Bayerischen Rundschau in den 80er Jahren? - Die Jahresrückblicke des damaligen Redaktionsleiters Ottmar Schmidt geben darüber Aufschluss und sind Grundlage dieses Beitrags.
Wirtschaft
Spannender als ein Krimi war in den 80er Jahren die Entwicklung des Brauereisektors in Kulmbach. 1980 übernimmt die Reichelbräu die Sandlerbräu, die Mönchshof-Bräu übernimmt den Vertrieb der Schultheißbrauerei Weißenbrunn. Vier Jahre später überrascht ein Kooperationsvertrag von Mönchshof-Bräu und Reichelbräu die Öffentlichkeit. Reichel und Eku zahlen 1984 starke 15 bzw. 18 Prozent Dividende. 1985 übernimmt die Eku die Nürnberger Tucher AG, ein Jahr später stößt die Eku-Gruppe mit einem Getränkeabsatz von 2,8 Millionen Hektolitern unter die Top Ten der Bundesrepublik vor. Eine positive Entwicklung gibt es auch bei der Reichelbräu AG, die durch die Ende Juli erfolgte Übernahme des Aktien-Pakets der Hypo durch die Paulaner AG, München, einen starken Partner gewinnt. 1987 kauft die Eku die Henninger-Bräu AG Frankfurt mit Tochterbrauereien in Mannheim, Karlsruhe und Frankenthal und wird zum zweitgrößten deutschen Brauereikonzern. Die Stadt Kulmbach steigt aus der Meußdoerffer-Holding aus (für drei Millionen Mark) aus, die Paulaner Salvador Thomas Brauerei AG, München, erwirbt knapp die Hälfte der Reichelbräu AG. Zwei Jahre später scheidet Dieter von Schau aus der Geschäftsführung der Mönchshof-Bräu aus - damit endet in der Kulmbacher Brauindustrie die Ära Meußdoerffer. Der Mehrheitsaktionär der Eku, die März KG, Rosenheim, wird in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Wirtschaft insgesamt wird von Krisen geprägt, die auch zahlreichen Firmen in der Region die Existenz und vielen Arbeitnehmern den Job kosten (Ebena-Schuhfabrik in Presseck und Rugendorf schließt- 45 Arbeitslose, Schuhfabrik Obermain AG in Burgkunstadt entlässt 100 Arbeitnehmer, Schließung Papierfabrik Stadtsteinach mit 70 Arbeitsplätzen, Aufgabe Stückfärberei der Firma Textilveredelung Pöhlmann in Kulmbach mit 55 Entlassenen, Produktionseinstellung der Steinach Pelzindustrie KG in Stadtsteinach - 22 Entlassungen, Schließung der Thurnauer Schuhfabrik). Um ihre Existenz kämpft die Kulmbacher Spinnerei, deren Geschäftsfeld nach und nach wegbricht. Die Arbeitslosenquote steigt von acht Prozent Anfang der 80er Jahr auf den Rekordwert von 16,4 Prozent (1984) und geht Ende des Jahrzehnts wieder auf unter fünf Prozent zurück.
Bau
Zahlreiche Neubauprojekte sorgten für Verschönerungen des Stadtbilds oder Verbesserung der Lebensumstände der Bürger. Das Stadt- und Kreiskrankenhaus (heute Klinikum) wird für mehr als 40 Millionen Mark ausgebaut, außerdem erfolgt der erste Spatenstich für die Tiefgarage. 1987 wird die neue Krankenpflegeschule am Krankenhaus eingeweiht, zwei Jahre später legt Staatsminister Gebhard Glück den Grundstein für den Neubau des Stadt- und Kreiskrankenhauses. 1985 wird der Grundstein für Tiefgarage und Stadthalle (Volumen: 20 Millionen Mark) gelegt, die 1988 im Beisein von Staatsminister von Waldenfels und Entertainer Thomas Gottschalk übergeben werden. Auch Sozialverbände investieren Millionensummen: 1986 ist das Richtfest für das Seniorenhaus der Bürgerspitalstiftung (2,2 Millionen Mark), 1988 wird das neues Senioren- und Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt am Rasen seiner Bestimmung übergeben und 1989 wird das Schüler- und Jugendwohnheim des Roten Kreuzes in der Flessastraße eingeweiht. Doch auch der Freistaat Bayern lenkte Investitionen in die Region: 1986 ist Richtfest für das Landesamt für Umweltschutz und die Fachschule für Lebensmitteltechnik. Schon damals wurde auch in die Schulen investiert: So wurde das Caspar-Vischer-Gymnasium und die Berufsschule (zu einer der modernsten Bayerns) erweitert, Realschule, Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium und Max-Hundt-Schule erhalten neue Freisportanlagen.
Innenstadt
Die Innenstadt verändert sich stark. 1980 erfolgt der viel diskutierte zweispurige Ausbau des Gasfabrikgässchens, Umbauarbeiten am Schießgraben sorgen ebenso für andere Verkehrsführungen wie Änderungen im Bereich Grabenstraße und Sutte in Verbindung mit dem Bau der Tiefgarage. Doch auch außerhalb der Stadt tut sich einiges, so beginnen beispielsweise die Erschließungsmaßnahmen am Goldenen Feld. 1983 schließt das KDM, 1985 wird das Vereinshaus wegen Baufälligkeit gesperrt und 1987 schließt das Union-Theater. Impulse für die Entwicklung Kulmbachs geben die Gründung der Kulmbacher Akademie für gesunde Ernährung und der Kulmbacher Werbegemeinschaft (1986). 1987 wird die Akademie für Neue Medien gegründet, Vorsitzender ist BR-Verleger Horst Uhlemann, Studienleiter Wolfgang Protzner. Nur Planungen bleiben vom jahrelang diskutierten Schrägaufzug zur Plassenburg als Touristenattraktion. Der Bau des Parkhotels wird wegen Zahlungsunfähigkeit der Betreibergesellschaft 1989 eingestellt.
Verkehr