In Kulmbach wird Geschichte lebendig
Autor: Sonny Adam
Kulmbach, Sonntag, 03. Sept. 2017
Beim Tag der offenen Tür hatten die Besucher die Gelegenheit, die Plassenburg neu zu entdecken - mit vielen Aktionen zum Nulltarif.
Laut jammernd hält Johannes Neumann seine Hand. Der Kämpfer wurde bei einer Schlacht im Dreißigjährigen Krieg verletzt. Doch der Feldscher Tom Hegenberger weiß, was zu tun ist. "Die Hand ist nicht zu retten. Sie muss ab", erklärte er, holt die Knochensäge aus seinem Zelt. Und dann fließt tatsächlich Blut. - glücklicherweise kein echtes.
Szenen des damaligen Lebens
Viele Zuschauer sahen sich dieses Spektakel im Feldlager auf dem Westrondell an. Und für so manchen war die Nachstellung der "Reenactment"-Truppe, die historische Szenen möglichst authentisch nachstellt, fast ein bisschen zu viel des Guten.
Der Feldscher, der so brutal zu Werke ging, ist im echten Beruf übrigens Intensivkrankenpfleger. "Deshalb interessiert mich die Geschichte der Medizin auch ganz besonders", erzählt er.
Nur ein paar Meter entfernt prangt ein großes Zelt: Es ist das Refugium des Kompagniechefs Mike Hegenberger. Dieser genießt seine Machtstellung. Sein Zelt ist üppig ausgestattet mit prunkvollem Schreibtisch, Kerzenleuchtern und einem Gobelin. Außerdem verfügt sein Zelt über ein großes Bett. Denn im Gegensatz zu seinen Gefolgsleuten musste der Chef nicht auf blankem Stroh schlafen.
Die Truppe, die sich "Hortus Bellicus" nennt, konzentriert sich auf die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und spielt in historischen Trachten das Leben der damaligen Zeit nach.Inzwischen konnten die beiden Brüder auch zahlreiche andere begeistern. Die Truppe braucht einen 7,5-Tonner-Lastwagen, um seine Ausrüstungsgegenstände zu transportieren.
Im schönen Hof, einem der schönsten Renaissance-Höfe ganz Bayerns, sorgten weitere Darsteller für Aufsehen. Daniel Burger, Bernd Matusche, Stefan Schneidewind und Werner Ueberschär übten sich im Fechten und erklärten die Waffen. Die vier Experten aus Nürnberg wissen alles über Waffen und Rüstungen des 15. und 16. Jahrhunderts. Und Melanie Burgemeister erklärte die Mode und die Herstellung.
Landrat Klaus Peter Söllner und Oberbürgermeister Henry Schramm zeigten sich von dem Spektakel auf der Burg begeistert. Eigentlich hatte sich für den Tag der offenen Tür der Bayerische Heimatminister Markus Söder angesagt, der aufgrund eines privaten Termines kdann doch nicht kam. Stattdessen freute sich Jochen Holdmann, von der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen über die vielen Besucher. Auf der Plassenburg sind neuerdings drei neue Gemälde in der Hohenzollern-Sammlung, auch für das Armeemuseum konnte ein neues Zelt beschafft werden, so Holdmann.
Der Eintritt in die Museen der Plassenburg war am Tag der offenen Tür kostenlos. Viele Besucher nutzten die Chance, ihr historisches Wissen bei Spezialführungen auffrischen zu lasen. Der Wachturm konnte bestiegen werden und Ars Floreo und Alleweyl sowie die Turmbläser des Musikvereins Burghaig sorgten für passende musikalische Unterhaltung.
Märchen und Feuerzauber
Kinder konnten unter der Regie von Anita Strecker und Nicki Lang kleione Dioramen basteln oder Zinnfiguren bemalen. Und Klaus Frankenberger zeigte, wie das Zinnfigurengießen funktioniert. Beim Tag der offenen Tür gab es ein Märchenzelt für Kinder, einen Hula-Hoop- und einen Feuerworkshop und unterhaltsame Gauklereien. Und zum Schluss begeisterten Sam & more mit einer Feuershow.Auch das Spielmobil des Landkreises hatte sich viele lustige Spiele für die jungen Besucher ausgedacht.
Der Landesbund für Vogelschutz informierte über das Thema "Die Burg als Lebensraum", und die Burgschänke sorgte für die Bewirtung.