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In Kulmbach verfällt ein Haus - muss die Stadt für die Sicherung bezahlen?


Autor: Katrin Geyer

Kulmbach, Dienstag, 19. Februar 2019

Im Kulmbach verrottet ein Haus. Die Besitzer kümmern sich nicht darum. Mittlerweile besteht dort Gefahr für die Fußgänger. Warum nun die Stadt am Zug ist.
Das Haus Grünwehr 6 verfällt. Seit einigen Wochen ist aus Sicherheitsgründen der Gehsteig gesperrt. Fotos: Katrin Geyer


Seine beste Zeit hat das Gebäude schon lange hinter sich: Der Putz ist grau und fleckig, die Fenster blind, in manchen fehlen die Scheiben. Ein kleiner Vorplatz, der idyllisch sein könnte, ist von wildem Grün überwuchert, und dem Eisengeländer an den Stufen, die zu diesem Vorplatz führen, ist wohl nicht mehr zu trauen: Das Haus im Grünwehr mit der Hausnummer 6 kommt zusehends herunter.

Nun hat der Verfall ein neues Stadium erreicht. Seit Ende des letzten Jahres ist der Gehsteig vor dem Haus abgesperrt. Auch im sogenannten "Zwirnsgässla" auf der Rückseite des Gebäudes ist kein Durchkommen mehr.

Angebracht hat die Absperrungen die Stadt Kulmbach. "Es war zu befürchten, dass Personen durch herabfallende Ziegel zu Schaden kommen könnten," sagt Ulrike Braun, Pressesprecherin im Rathaus.

Zwar befindet sich das Gebäude im Privatbesitz und eigentlich müsste sich der Eigentümer darum kümmern, dass von dem Haus keine Gefahr ausgeht. Aber: "Schon seit längerem versuchen wir erfolglos, mit dem Eigentümer in Kontakt zu treten, um dringende Maßnahmen zu besprechen", sagt die Pressesprecherin weiter. "Leider war dieser bislang nicht greifbar, so dass wir als Bauaufsichtsbehörde die Absperrung des Hauses veranlasst haben."

Interessenten sind da

Es gebe, so Ulrike Braun, auch einige Interessenten, die das alte Haus kaufen und wieder herrichten wollen. Aber auch auf diese Angebote hätten die Eigentümer bislang nicht reagiert.

Die Bayerische Rundschau hat nach den beiden Eigentümern des Hauses gesucht. Die eine, eine Enkelin der früheren Besitzer, lebt in den USA. Ob eine Sanierung des Hauses geplant sei? Davon wisse sie nichts, sagt die Frau. Sie denke, dass der andere Eigentümer da einmal Pläne gemacht habe. "Ich habe das Geld dafür leider nicht."

Engen Kontakt zum zweiten Eigentümer, der in Bamberg leben soll, hat die Frau offensichtlich nicht, nennt nur eine Mail-Adresse. Die gehört zu einem Notariat in Bamberg. Unsere Anfrage dort wird mit zwei knappen Sätzen beantwortet: Leider könne man zu der Angelegenheit keine Auskunft geben. Man hoffe auf Verständnis.

Es sieht also nicht so aus, als ob die Eigentümer in absehbarer Zeit aktiv würden.Was aber, wenn sich der Zustand des Gebäudes weiter verschlechtert?

Notfalls Ersatzvornahme

"Sollte das Flatterband zur Sicherung nicht mehr ausreichen, geht kein Weg an einer Ersatzvornahme vorbei", sagt Pressesprecherin Braun.

Zunächst werden die Eigentümer noch einmal aufgefordert, selbst tätig zu werden. Dabei kann ein Zwangsgeld angedroht werden. Nutzt auch das nichts, veranlasst die Stadt Kulmbach Sicherungsmaßnahmen, die vom Eigentümer bezahlt werden müssten. Theoretisch. "Erfahrungsgemäß bleiben aber die Stadt und damit der Steuerzahler auf den Kosten sitzen."

Und das kommt, leider, immer wieder einmal vor. Zwar seien in Kulmbach laut Ulrike Braun bislang nur in Ausnahmefällen Ersatzvornahmen angeordnet worden. Die aber können ins Geld gehen. So wurde zum Beispiel vor etlichen Jahren eine sogenannte Notinstandsetzung für das in der Denkmalliste verzeichnete Haus Kronacher Straße 7 veranlasst. "In solchen Fällen war es meist so, dass der Eigentümer nicht greifbar oder generell nicht in der Lage war, die Sicherung selbst vorzunehmen", heißt es aus der Pressestelle. Und, verhalten optimistisch: "Die meisten Situationen klären sich bereits davor."