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In Kulmbach steigen Tragschrauber in die Lüfte


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Freitag, 02. Sept. 2016

Sechs angehende Fluglehrer schwirren derzeit mit sogenannten Tragschraubern über Kulmbach und machen atemberaubende Kunststückchen.
Wie Spielzeug umkreisen die Tragschrauber den Tower auf dem Flugplatz Kulmbach. Foto: Sonny Adam


Sandra Bieberstein arbeitet als Sprecherin eines großen Anlagenbau-Unternehmens. Sie kümmert sich um die Kommunikation, hat also einen Schreibtischjob. Doch in ihrer Freizeit hält sie nichts auf dem Boden. "Ich fliege erst seit 2014. Mein Freund Stefan wollte einmal einen Tragschrauber ausprobieren - und ich wollte das auch", erzählt Bieberstein.


"Früher habe ich getaucht"


"Was mich am Fliegen reizt, ist die Bewegung im dreidimensionalen Raum. Früher habe ich getaucht", sagt die 36-Jährige und leuchtet dabei mit einer Taschenlampe in eine offene Klappe am Flugzeug."Ich muss schauen, ob die Leitungen dicht sind und die Zündkerzen richtig sitzen", sagt sie. "Alles in Ordnung. Es kann los gehen."

Sandra Bieberstein setzt sich in das Cockpit und startet.
Sie möchte - wie die fünf anderen angehenden Fluglehrer - auf dem Kulmbacher Flugplatz Starts und Landungen üben. Flugerfahrung hat sie in den vergangenen Monaten schon reichlich gesammelt. Mit der Ausbildung zur Fluglehrerin möchte sie jetzt den nächsten Schritt wagen. "Mein Freund und ich fliegen auch Paare umher. Dann sitzt eben einer bei mir und einer bei ihm im Cockpit und wir schalten die Flugzeuge per Funk zusammen, so dass sich die Passagiere unterhalten können", erzählt Sandra Bieberstein.


Zehn Stunden auf dem Flugplatz


Von Kulmbach selbst hat sie noch wenig gesehen. Denn für den Fluglehrerkurs kreist sie meistens nur über das Flugplatzgelände. "Wir sind von 9 bis 19 Uhr auf dem Platz. Aber wir schauen die Stadt schon auch noch an", hat sie sich vorgenommen. Aber erst kommt die Arbeit, dann das Vergnügen.

Sandra Bieberstein ist nicht die einzige Frau. Auch Valentina Pascu (41) absolviert die Fluglehrerin-Ausbildung. Valentina Pascu kommt ursprünglich aus dem Donaudelta in Rumänien. Sie fliegt seit elf Jahren. Erst konnte sich Valentina nur für Drachentrike und Dreiachser begeistern, neuerdings eben auch für Tragschrauber. Gemeinsam mit David Hladik (39) aus Münster steigt sie in das Cockpit. Für Valentina Pascu eine ganz neue Erfahrung.


Noch immer eine Männerdomäne


"Es ist wirklich etwas Besonderes, dass in Kulmbach zwei Frauen die Ausbildung zur Fluglehrerin machen. Fliegen ist noch immer eine Männerdomäne", erklärt Trainer Michael Ullrich.

Tragschrauber sind eine Mischung aus Ultraleichtflugzeug und Hubschrauber. Sie kommen etwa 500 Kilometer weit, fliegen etwa 180 Stundenkilometer schnell und dürfen bis zu einer Höhe von 3500 Metern aufsteigen. Ein Tragschrauber kostet zwischen 45.000 und 100.000 Euro, der Führerschein ist ab 7000 Euro zu haben.


Auch Notsituationen werden geübt


"Dass wir hier in Kulmbach die Ausbildung machen, liegt daran, dass der Tower hier die Mücken (damit meint er die Tragschrauber, Anm. d. Red) einzigartig koordiniert. Hier sind alle so freundlich, hier geht es professionell zu", lobt Michael Ullrich die Crew vom Kulmbacher Flugplatz.

Innerhalb dieser Ausbildungswoche fliegt jeder Teilnehmer zwischen 15 und 20 Stunden. Es werden Tiefflüge geübt, Starts, Landungen, auch die Bewältigung von Notsituationen. Das sieht manchmal spektakulär aus. "Aber es kommt auch darauf an, einen Schüler alles richtig erklären zu können. Die Teilnehmer müssen auch die Vermittlung üben, müssen Lehrstunden halten und fit in Theorie so", so Ullrich. Doch der erfahrene Prüfer ist zuversichtlich, dass alle sechs Teilnehmer die hohen Anforderungen meistern.