Hock: Uni eröffnen
Laut Hock ("Wir sind ein kleiner Kreisverband") will sich die AfD in so vielen Gemeinden wie möglich zur Wahl stellen. "Wir treten mit Sicherheit für den Kreistag an und in der Stadt Kulmbach, auch mit einem eigenen OB-Kandidaten", so der 67-Jährige. Nach Hocks Worten laufen Gespräche, um Offene Listen auf die Beine zu stellen. "Wir haben auch größere Gemeinden wie Mainleus, Stadtsteinach und Thurnau im Auge." Der AfD-Kreisvorsitzende selbst will für Kreistag und Stadtrat kandidieren. Er freue sich schon, "dabei zu sein, wenn OB Schramm die Universität eröffnet".
Bei der Kulmbacher SPD ist man sich grundsätzlich einig, einen OB-Kandidaten ins Rennen zu schicken. "Aber wir haben uns bisher auf niemand festgelegt", so Ingo Lehmann. Ob's der Vorsitzende von Ortsverein und Stadtratsfraktion noch einmal macht?
Frauen gesucht
Bleiben die Grünen, die in Bayern auf einer Erfolgswelle schwimmen. "Wir suchen Kandidaten, vor allem Frauen und junge Leute für die Stadtrats- und Kreistagsliste", sagt Kreis- und Bezirksrätin Dagmar Keis-Lechner.
Sie schließt es nicht aus, dass die Grünen bei der OB-Wahl einen eigenen Akzent setzen werden. Wer das sein könnte? Hier käme die Bezirkstagsvizepräsidentin aus Kulmbach dann wohl selbst infrage.
Drei gegen Henry
Gut möglich also, dass Henry Schramm (CSU) auf drei Mitbewerber trifft. Der Oberbürgermeister (und Bezirkstagspräsident) war am Mittwoch nicht zu erreichen. Aber beim Politischen Aschermittwoch der CSU machte er keinen Hehl aus seinen Ambitionen auf eine dritte Amtszeit.
Er sagte, dass er sich gerne für seine Heimat abgerackert habe und dies gerne weiter tun wolle. Deshalb sei er bereit, bei der OB-Wahl zu kandidieren. Offenbar ist Schramm, der nächstes Jahr 60 wird, nach seiner Herzoperation gesundheitlich wiederhergestellt.
Bayerischer Rekord
Auch einen kommunalpolitischen Rekordhalter hat der Landkreis Kulmbach zu bieten: Laut Gemeindetag ist kein Bürgermeister in Bayern länger im Amt als Hermann Anselstetter (SPD). Seit 42 Jahren Rathauschef in Wirsberg, muss er sich überlegen, ob er sich eine achte Amtszeit zutraut. Auf Anfrage erfahren wir dazu von Anselstetter, der nächstes Jahr 74. Geburtstag feiert: nichts. Auch die örtliche SPD wartet noch auf ein Signal. Aber: Wetten, dass der ewige Bürgermeister noch keine Lust auf Rente hat?
Wahlen und Zahlen
Verkleinert Bei der Kommunalwahl 2020 schrumpft der Kulmbacher Kreistag von 60 auf 50 Köpfe. Der Grund: Der Landkreis verliert Einwohner und liegt bei der zweiten Kommunalwahl in Folge unter der Marke von 75.000. Verkleinert wird auch der Gemeinderat Grafengehaig - zum zweiten Mal unter 1000 Einwohnern - um vier auf nur noch acht Sitze.
Das könnte Rugendorf im Jahr 2026 auch passieren, wenn die Einwohnerzahl weiter unter 1000 bleibt. In Neuenmarkt (unter 3000) droht dann die Reduzierung von 16 auf 14 Gemeinderatssitze.
Neu Insgesamt werden im nächsten Jahr 379 politische Ämter neu besetzt. Nachfolgend eine Übersicht, wie viele Kreis- und Gemeinderäte gewählt werden; (zweite Zahl: Landrat, OB oder Bürgermeister).
Kreistag Kulmbach 50 + 1 Grafengehaig 8 + 1 Guttenberg 8 + 1 Harsdorf 12 + 1 Himmelkron 16 + 1 Kasendorf 14 + 1 Ködnitz 12 + 1 Kulmbach 30 + 1 Kupferberg 12 + 1 Ludwigschorgast 8 + 1 Mainleus 20 + 1 Marktleugast 16 + 1 Marktschorgast 12 + 1 Neudrossenfeld 16 + 1 Neuenmarkt 16 + 1 Presseck 14 + 1 Rugendorf 12 + 1 Stadtsteinach 16 + 1 Thurnau 16 + 1 Trebgast 12 + 1 Untersteinach 12 + 1 Wirsberg 12 + 1 Wonsees 12 + 1
KOMMENTAR: Verstecken geht dann nicht mehr
So was kann nur der FC Bayern: Weil die Münchner am Mittwoch in der UEFA-Champions-League gegen den FC Liverpool spielte, bewegte sich sogar der Nockherberg und wich auf Dienstag aus. Also bestand keine Gefahr, dass die Zuschauer vom Starkbieranstich zum Fußball abwandern. Bei der BR-Liveübertragung waren alle Parteien im Saal vertreten und holten sich ihre Watschen ab. Nur die AfD nicht - sie fehlte.
Dass man auch bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr fernbleibt, dürfte dem Underdog aus der rechten Ecke nicht passieren. Die AfD tritt an. Auch in Kulmbach, und sie wird - trotz bescheidener Möglichkeiten - Sitzplätze im Kreistag, in den Stadt- und Gemeinderäten besetzen und anderen Parteien wegschnappen. Um die zehn Prozent sollte, wie die Bezirkstagswahl gezeigt hat, das Potenzial der AfD sein.
Im Kulmbacher Rathaus kennt man die AfD bisher nicht. Sie werde auch gar nicht gebraucht, heißt es dort. Schließlich mache man hierzulande keine unerfolgreiche Politik. Stimmt schon (wenn auch etwas mehr Opposition, etwas mehr Diskussion, etwas mehr Lebendigkeit wünschenswert wäre). Aber allein der Hinweis auf Erfolge - wie den künftigen Hochschulstandort Kulmbach - dürfte nicht reichen.
Die AfD lebt als eindimensionale Partei nur von einem emotional aufgeladenen Thema: der Ablehnung von Flüchtlingen und Zuwanderung. Dabei gibt es hier in Kulmbach so gut wie keine Probleme. Im Gegenteil, es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Industrie und Handwerk Zuwanderung brauchen, um offene Stellen besetzen zu können. Und für ein Zuwanderungsgesetz wird auch am Stammtisch die einfache Formel akzeptiert: Wer sich integriert, wer die Sprache lernt, wer arbeiten will - der soll hier leben dürfen.
Ob die AfD eine Alternative oder eben keine Alternative ist, stellt sich dann im Politikalltag raus. Denn Gemeinderats- und Kreistagssitzungen sind öffentlich. Also kann sich jeder ein Bild von den Neuen machen. Und die AfD kann sich nicht verstecken, was sie sonst so gerne tut. Die Partei, die im Landkreis Kulmbach offenbar ziemlich zerstritten ist, bleibt bei Versammlungen bisher lieber unter sich. Journalisten sind in der Regel unerwünscht, eine freie Berichterstattung findet nicht statt. Nicht gerade demokratisch, aber Kulmbach hält's aus.