In Kulmbach ist ab Montag fast alles wieder dicht
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Donnerstag, 08. April 2021
Die neuen Beschlüsse der Staatsregierung sorgen dafür, dass in Kulmbach ab Montag Baumärkte, Buchläden und Schuhgeschäfte wieder schließen müssen.
Im Landkreis wird jetzt wieder dichtgemacht: Die neuesten Beschlüsse der Staatsregierung sorgen zwar für keinen Lockdown, in Kulmbach ab dem kommenden Montag aber für einen Einlassstopp in vielen Geschäften. Baumärkte, Buchhandlungen, Gärtnereien und Schuhläden müssen wieder schließen, weil der 7-Tage-Inzidenzwert über 50 liegt - das ist der Wert, bis zu dem Kunden unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln empfangen werden dürfen. In Kulmbach ist man davon weit entfernt. In den vergangenen Wochen lag der Inzidenzwert teils weit über 300, zuletzt bei annähernd 200.
Ausbalanciertes Konzept?
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) spricht von einem "juristisch ausbalancierten Konzept". Dabei ist der neueste Erlass die Antwort der Staatsregierung auf das Urteil des Verwaltungsgerichtshofs zur Öffnung von Schuhläden. Die Richter hatten vor wenigen Tagen entschieden, dass Schuhgeschäfte auch in Gebieten mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von über 100 öffnen dürfen, und dies unter anderem damit begründet, dass diese für die Versorgung der Bevölkerung eine vergleichbar gewichtige Bedeutung hätten wie etwa Buchhandlungen oder Baumärkte. Die Antwort aus München: Für all diese Geschäfte - auch Schuhläden - entfallen ab nächsten Montag die Sonderregelungen. Für sie gelten künftig die gleichen, inzidenzabhängigen Regeln wie für alle Einzelhandelsgeschäfte abseits des täglichen Bedarfs.
Das sagt Schuh Mücke
Ein Beschluss, den man bei Schuh Mücke hinterfragt. Geklagt hatte ein Händler aus Schweinfurt, der wie Schuh Mücke in Kulmbach zur Verbundgruppe ANWR Group gehört. Auch in Kulmbach sind die Läden in der Bayreuther Straße seit einigen Tagen wieder geöffnet. Weil in Geschäften, in denen Schuhe mehr als 50 Prozent des Sortiments ausmachen, auch sonstige Waren veräußert werden dürfen, konnte man seit Mittwoch dort auch Kleidung kaufen.
Mücke: Nicht endgültig geklärt
Ab Montag dürfte damit Schluss sein, auch wenn Schuh Mücke dazu gestern keine definitive Aussage treffen wollte, "weil die Sachlage noch nicht endgültig geklärt ist", wie eine Sprecherin betont. Offenbar wird darüber beraten, wie das Unternehmen auf den Konter der Regierung reagieren soll. Im Wissen, dass ab Montag kaum ein Schuhgeschäft in Franken geöffnet sein dürfte, weil der Inzidenzwert derzeit vielerorts über 50 liegt. Schuh Mücke würde dann auf das Terminshopping setzen, das bei einem Wert zwischen 50 und 100 ohne Test möglich ist. Auch bei einer Inzidenz zwischen 100 und 200 greift das "Click & Meet"-Modell. Kunden müssen dann ein negatives Corona-Testergebnis vorweisen. Dazu wird ein maximal 48 Stunden alter PCR-Test oder ein 24 Stunden alter Schnelltest benötigt. In kreisfreien Städten und Landkreisen mit einer Inzidenz von über 200 ist nur die Abholung vorbestellter Waren ("Click & Collect") möglich. "Wir machen das, was uns je nach Inzidenz an den einzelnen Standorten erlaubt ist", sagt die Schuh-Mücke-Sprecherin.
Die Werkstatt bleibt geöffnet
An diese Vorgaben wird sich auch Schuh Sesselmann am Eku-Platz richten, wie Juniorchef Daniel Sesselmann mitteilt. Seine Familie hat den Laden ebenfalls erst vor ein paar Tagen wieder aufgesperrt - und muss den Schuhverkauf gut eine Woche später wieder einstellen. "Es sind die kurzfristigen Änderungen, die uns treffen. Erst erfahren wir, dass wir aufmachen dürfen, dann erfahren wir wenige Tage später, dass wir gleich wieder schließen müssen", sagt Sesselmann, der darauf verweist, dass die orthopädische Werkstatt geöffnet bleibt.
"Wir haben wieder für Sie geöffnet." So lautet die Bandansage, wenn man beim Globus-Markt anruft. Doch auch dort ist man sich bewusst, dass der Markt ab Montag nicht mehr generell geöffnet sein wird. Von der Schließung betroffen sind auch alle anderen Baumärkte, die nach dem Lockdown Anfang März wieder Kunden empfangen durften.
Sportgeschäft leidet
Schwer trifft das neue Münchner Dekret Intersport Leithner. Weil das Sortiment zu mehr als 50 Prozent aus Schuhen bestehe, habe man das Geschäft erst am Mittwoch nach Absprache mit den Behörden wieder geöffnet, sagt Mitinhaber Rainer Röhlich und führt an: "Ab Montag werden wir wohl oder übel wieder schließen müssen."
Sport Leithner: Das Drama geht weiter
Röhlich hatte befürchtet, dass die Regierung das Gerichtsurteil zur Öffnung der Schuhläden "aushebelt". Er spricht von einer wirtschaftlich bedrohlichen Lage. Röhlich fürchtet um die Existenz von Sport Leithner, beziffert den Verlust in den vielen Monate des Lockdowns auf mehrere 100 000 Euro. "Wir sitzen auf unserer Ware", sagt der Mann, der am Montag die Schotten wieder dicht machen muss: "Das Drama geht weiter."