Eine Inschrift am Giebel des Hauses Spitalgasse 8 verweist auf einen besonderen Kulmbacher Feinkosthändler.
Das Haus Spitalgasse 8 in Kulmbach mit dem schönen Fachwerkgiebel gehörte einst einem sehr bekannten Feinkosthändler. Links oben an der Fassade, unter dem Fachwerk, erzählt uns eine Inschrift, wer dieser weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Händler war: "RENOV. 1919 - 1937 Karl Wunder".
Kleine Anfänge
Als sich die Eltern von Heinrich Wunder 1914 entschlossen, das Geschäft in der Spitalgasse zu eröffnen, war es nur ein kleiner Anfang, und die Umsätze waren minimal. Zum Angebot gehörten erst später Feinkost und Delikatessen, Kolonial- und Süßwaren, Obst, Gemüse, Wurst, Molkereiprodukte, Brot, Fisch, Wein, Spirituosen oder Mineralwasser.
1921 trat Heinrich Wunder als Lehrling in die väterliche Firma ein. Später wurde ein zweiter, weiblicher Lehrling eingestellt, und dieser wurde etliche Jahre darauf seine Frau Luise. Bei einer Feier zum 40-jährigen Bestehen erzählte Heinrich Wunder: "Ich weiß noch heute, mit welchem Entzücken ich nach dem Umzug in das Geschäftshaus die mich geheimnisvoll anmutenden Winkel des großen Gebäudes durchstreifte, und welchen Eindruck die ersten Warensendungen, und wenn es nur eine Stieg Bratheringe war, auf mich machten."
Die erste Kaffeeröstmaschine
Dank umsichtiger Leitung überwand die damals noch junge Firma die Schwierigkeiten der Inflationsjahre, und 1927 wurde die erste Kaffeeröstmaschine in weitem Umkreis beschafft. 1931 folgte bereits ein eigenes Motorfahrzeug, 1934 konnte die erste Filiale in der Pestalozzistraße 5 errichtet werden.
Zum 31.Dezember 1953 schied der Gründer Karl Wunder aus der Firma aus und Sohn Heinrich übernahm die Geschäftsführung, dessen Frau Luise erhielt Prokura. Mit Umsicht und kluger Vorausschau modernisierten die beiden ständig die Einrichtung der Geschäftsräume. Durch Umbauten entstand einer der am schönsten eingerichteten Feinkostläden im weiten Umkreis.
Und die Familie erwies sich auch als guter Gastgeber: Es wäre nicht ein Abend bei den Wunders gewesen, wenn nicht im Laufe des Beisammenseins auch die Gelegenheit zu einer Weinprobe bestanden hätte. Hinter dem Geschäftshaus, vor dem Langheimer Amtshof, errichtete die Familie 1934 ihr Wohnhaus, heute Rentamtsgäßchen 7. Es war nur mittels einer kleinen Brücke von oben zugänglich.
Mit dem richtigen Gespür
Heinrich Wunder sah sich als Geschäftsführer nicht nur als Verwalter des väterlichen Erbes, sondern erweiterte mit Dynamik und dem richtigen Gespür das Geschäft durch Filialen in Kulmbach, Coburg, Mainleus und Hegnabrunn. Das Feinkost-Angebot erreichte für die damalige Zeit ein Niveau für höchste Ansprüche. Neben seinem Geschäft zeigte sich der Kaufmann Wunder vielseitig interessiert und engagiert. So war er für die FDP von 1960 bis 1978 Mitglied des Kulmbacher Stadtrats.
Oh was bin ich begeistert! Sie haben Infos herausgefunden, die waren mir (Enkelin) nicht bekannt. Ich danke Ihnen!