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In Kulmbach gibt es Bioeier aus dem Hühnermobil


Autor: Adriane Lochner

Windischenhaig, Dienstag, 16. Juni 2020

Der 26-jährige Landwirt Daniel Kaßel aus Windischenhaig setzt auf fahrbare Hühnerställe, Öko-Landbau und Direktvermarktung.
Daniel Kaßels Hennen legen ihre Eier in einer Box mit Dinkelstreu. Foto: Adriane Lochner


Jeden Morgen um 10 Uhr öffnet sich die elektronische Klappe des Hühnermobils und die Hennen hüpfen ins Freie. Sofort fangen sie an zu scharren und zu picken, nach Insekten, Würmern und vor allem nach dem Kleegras, einer Mischung aus verschiedenen Klee- und Grassorten, die eigens für sie angesät wurde.

"Das frische Grünfutter sorgt für eine kräftige Färbung des Eidotters", erklärt Daniel Kaßel (26), Landwirt aus Windischenhaig. Seinen mobilen Hühnerstall versetzt er jede Woche, sodass den Hennen das gesunde Futter nie ausgeht. Zudem wird die Grasnarbe nicht beschädigt und die Hühner düngen die Fläche gleichmäßig mit ihrem Kot.

Ziegen gegen den Habicht

Den Auslauf für die Hennen steckt Kaßel immer wieder neu mit einem Elektrozaun ab, der dazu dient, Hühnerräuber wie den Fuchs draußen zu halten. "Mit dem Habicht hatte ich noch keine Probleme", sagt er. Bei einem seiner beiden Hühnermobile halte er versuchsweise zwei Ziegen. Die Tiere sollen durch ihre schnellen Bewegungen Greifvögel abschrecken.

Kaßel ist in der konventionellen Landwirtschaft aufgewachsen. Sein Großvater führte einen Mastviehbetrieb. Die Hühnerhaltung lief wie auf vielen anderen Bauernhöfen so nebenher. Die Idee mit dem Hühnermobil kam Kaßel während des Landwirtschaftsstudiums in Triesdorf. Eine Mitstudentin hatte das Konzept bereits erfolgreich zu Hause umgesetzt. Seine Eltern waren offen, nicht nur für die Legehennen, sondern auch für die Umstellung auf die Biolandwirtschaft.

Das Getreide, das die Hennen in ihrem mobilen Stall bekommen, etwa Wintergerste, Weizen oder Hafer, stammt von den eigenen Feldern. Kaßel zufolge ist die Umstellung auf Öko-Landbau nicht einfach und braucht Zeit. Er erklärt, warum es sich trotzdem lohnt: "Die Marktpreise im konventionellen Ackerbau sind in den letzten Jahren gesunken, während die Kosten für die Produktion pro Hektar steigen." Zudem seien weniger Pflanzenschutzmittel verfügbar, es gebe kaum Neuzulassungen.

Nähe zum Verbraucher

Ein weiterer wichtiger Faktor sei die Änderung in der Niederschlagsverteilung, die mit dem Klimawandel einhergeht. "Im Öko-Landbau bringt eine Pflanze weniger Ertrag und braucht somit weniger Wasser", so Kaßel. Ihm ist bewusst, dass nicht jeder Betrieb auf "Bio" umstellen kann, denn sonst könne man keine ausreichenden Lebensmittelmengen mehr produzieren.

Auf die Frage, wie er sich die Zukunft der Landwirtschaft vorstellt, muss Kaßel kurz überlegen. "Ich glaube, die regionale Landwirtschaft wird weiter an Bedeutung gewinnen, vor allem in Form der Direktvermarktung." So falle der Zwischenhandel weg und die Gewinnmarge für den einzelnen Landwirt sei höher - ohne, dass der Verbraucher mehr zahlen muss. Es sei wichtig, den Dialog zu suchen und mehr Wertschätzung füreinander zu entwickeln.

Nachwuchs schließt sich zusammen

"Wir wünschen uns mehr Nähe zu den Verbrauchern", sagt Kaßel. Regelmäßig postet er Bilder und Videos auf seiner Facebook-Seite "Kaßel's Bauernhof". Mit anderen jungen Landwirten aus der Region hat er sich zusammen getan. Unter dem Titel "Eure Kulmbacher Landwirte" wollen sie künftig mehr Öffentlichkeitsarbeit machen und sich und ihre Arbeit vorstellen. Schließlich habe man nichts zu verbergen, sagt Kaßel und hebt eine der Hennen hoch, die neugierig an seinen Stiefeln picken. Die Tiere sehen kerngesund aus, ihr Gefieder glänzt und ihre Augen blicken wach umher. Kein Tier scheint verletzt. Durch die geringe Bestandsdichte haben die Hühner keinen Stress, sie hacken sich nicht gegenseitig.

Auch der ständige Ortswechsel hält die Tiere gesund. Alter Kot trocknet ein und mit ihm potenzielle Krankheitserreger. "Als Landwirt hat man ein gutes Gefühl, wenn es den Tieren gut geht", so Kaßel. Zudem mache sich Tierwohl durchaus an der Leistung bemerkbar. Und mit der Legeleistung seiner rund 450 Hennen ist er zufrieden. Der Kühlschrank in seinem "Eier-Haisla" ist stets gefüllt. Kunden können einfach anhalten und Bares gegen Eier tauschen.