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In Kulmbach: Biertrinken als patriotischer Akt


Autor: Stephan Tiroch

Kulmbach, Freitag, 29. Juni 2018

Welche ungeahnten Auswirkungen das WM-Desaster hat.
Beim Kulmbacher Altstadtfest ist Biertrinken heuer ein patriotischer Akt. Foto: Archiv/Gabi Hänseler


Was haben wir über Italien und Holland gelästert. Jetzt lachen Azzurri und Oranje. Aus der Traum, der Weltmeister hat sich bis auf die Knochen blamiert.


Fernsehstunden fallen aus

Deutschland im Jammertal - auch Kulmbach ist schockiert über das unglaubliche WM-Aus. So eine Demütigung. Mit blutleerem Ballbesitzfußball ohne Zug zum Tor hat uns die Löw-Truppe um viele schöne Fußballstunden vor dem Fernseher gebracht.

Dazu müssen wir noch Hohn und Spott des Auslands ertragen. Besonders eifrig die Engländer: "Schadenfreude", titelt das Boulevardblatt Sun. Mehr muss man nicht sagen. Sogar die Fußball-Großmacht Österreich, die Deutschland in der Vorbereitung schlug, spuckt große Töne: "Die größte Blamage aller Zeiten für Deutschland" oder einfach "Ausgeweltmeistert" heißt es in der dortigen Presse.


Die Wirtschaft leidet

Die deutsche Wirtschaft, die schon unter dem Diesel-Skandal, unter US-Zöllen und Russland-Sanktionen zu leiden hat, muss einen weiteren Tiefschlag hinnehmen. Nationaltrikots werden zum halben Preis verhökert, adidas kann sich das erhoffte gute Geschäft abschminken. Public Viewing und Grillfestla wurden abgesagt. Ein Desaster für Gastronomie und Bierbranche. Veltins rechnet mit 40 Millionen Euro Verlust für alle Brauereien zusammen.

Trotz der Hiobsbotschaft gibt es für die Kulmbacher Brauerei, in unserer Stadt eine Schlüsselindustrie, immerhin einen Hoffnungsschimmer. Beim Altstadtfest am Wochenende verspricht der Wetterbericht sonnige 25 Grad. Daher besteht die berechtigte Hoffnung, dass ein paar Hektoliter mehr getrunken werden. Und die Kulmbacher haben bald noch eine zweite Chance, die WM-Verluste auszugleichen: beim Bierfest - auf dem neuen EKU-Platz größer als jemals zuvor.

Biertrinken sozusagen als patriotischer Akt.