In Kasendorf ist der Streit ums Geld entbrannt
Autor: Katharina Müller-Sanke
Kasendorf, Sonntag, 26. April 2015
Die Wahl eines Kommandanten der Feuerwehr Kasendorf ist erneut gescheitert. Die Aktiven werfen der Gemeinde Knausrigkeit vor. Bürgermeister Bernd Steinhäuser zeigt sich überrascht.
Die Kasendorfer Feuerwehr will offenbar ein Exempel statuieren. In der Zusammenkunft am Samstagabend, in der die zuletzt gescheiterte Wahl eines neuen Kommandanten nachgeholt werden sollte, hat sich erneut kein Freiwilliger gefunden.
"Wenn sich aus 47 Aktiven niemand meldet und bereit erklärt, den Posten zu übernehmen, dann wirft das ein äußerst schlechtes Licht auf unsere Wehr", redete Bürgermeister Bernd Steinhäuser den Kameraden ins Gewissen. Vergeblich.
Waren Jacken zu billig?
Im Laufe des Abends kristallisierte sich dann aber immer mehr heraus, worin der Grund für die Zurückhaltung liegt. Die Kameraden fühlen sich von der Gemeinde offenbar zu wenig geschätzt. Sie beklagen, dass zu wenig Geld für die Feuerwehr in die Hand genommen wird.
Beispielhaft soll hier die Diskussion über angeblich zu billige Jacken angeführt werden. Die Gemeinde hatte Brandschutzjacken für rund 300 Euro das Stück angeschafft, Kommandant Robin Müller hatte sich für die teurere Variante für 600 Euro starkgemacht. "Beide Jacken erfüllen die geltenden Sicherheitsnormen, die teureren Jacken haben eine noch bessere Außenmembran und bieten mehr Tragekomfort", so Kreisbrandrat Stefan Härtlein.
"Wir müssen hier mal ein Zeichen setzen"
Harald Greulich brachte es auf den Punkt. "Ich kann beide Positionen nachvollziehen: Dass die Gemeinde sparsam mit den Steuergeldern umgeht und auch, dass für Robin die Sicherheit nicht hoch genug sein kann. Ich hoffe, dass sich kein neuer Kommandant meldet - wir müssen hier mal ein Zeichen setzen, dass eine nachhaltige Einigung her muss."
"Die Gräben zwischen Gemeinde und Feuerwehr sind tief," so der noch amtierende Kommandant Robin Müller. Bürgermeister Steinhäuser schien von dem harten Kurs der Feuerwehr überrascht. "Ich hatte eigentlich immer den Eindruck, dass wir zwar diskutiert, aber am Ende immer eine gute Einigung erzielt haben, mit der alle leben konnten."
"Nur ein Vorschlagsrecht"
Offenbar hatten sich die Feuerwehrkameraden, an der Spitze Robin Müller, schon länger über die scheinbare Sparsamkeit der Gemeinde geärgert. Die Feuerwehr Kasendorf fühlt sich von der Gemeinde alleingelassen, keiner will in dieser Situation die Verantwortung übernehmen.
Kreisbrandrat Stefan Härtlein war selbst bei der Sitzung anwesend und versuchte die Kameraden noch davon zu überzeugen, einen Kommandanten zu wählen. "Die Verantwortung für die Anschaffungen liegt bei der Gemeinde, da hat der Kommandant nur ein Vorschlagsrecht." Der Kreisbrandrat räumte ein: "Allen Wünschen der Feuerwehr nachzukommen, ist für die Gemeinde gar nicht so einfach. Da geht es immer darum, Kompromisse zu finden."
Zum Thema Verantwortung am Einsatzort gibt er den Kameraden zwar Recht, dass selbige für den Kommandanten sehr groß sei, beruhigte aber auch: "Beim Einsatz muss zwar der Kommandant entscheiden, aber wir als Führungskräfte stehen jederzeit zur Seite."
Doch auch sein Appell verhallte. Harald Greulich versuchte zu vermitteln: "Das ganze Thema ist emotional viel zu sehr aufgeladen. Da werden wir jetzt heute keine Lösung finden."
Die wäre aber eigentlich dringend nötig. Denn Robin Müller ist offiziell nur noch bis zum 30. April im Amt. Dem Feuerwehrgesetz nach müsste die Gemeinde danach einen Notkommandanten für drei Monate verpflichten.
"Das wäre sicherlich die schlechteste Variante"
Spätestens dann müsste entweder der Zusammenschluss mit einer anderen Wehr oder, was für Stefan Härtlein wahrscheinlicher scheint, die Einrichtung einer Pflichtfeuerwehr angegangen werden. Dafür müsste und könnte die Gemeinde dann alle verpflichten, die ihr geeignet erscheinen und auch einen Kommandanten ohne dessen Einverständnis einsetzen. "Das wäre sicherlich die schlechteste Variante", so Härtlein.
Bernd Steinhäuser pflichtete ihm bei. Harald Greulich und einige weitere Kameraden hielten es für durchaus wahrscheinlich, dass nach einem klärenden Gespräch zwischen Feuerwehr und Gemeinde, an dem auch ein Mediator teilnehmen soll, ein freiwilliger Kommandant doch noch gefunden werden könnte. Wie es bis zu diesem Gespräch weitergeht, das will sich Bürgermeister Steinhäuser noch überlegen. Auch möchte er mit dem Landratsamt Rücksprache halten. Die Bürger jedenfalls, so versicherte Kommandant Robin Müller, müssten derzeit keine Angst haben, im Brandfall nicht geschützt zu sein.