In der alten Stadtsteinacher Schule wurde Wilhelm Busch lebendig
Autor: Sonny Adam
Stadtsteinach, Samstag, 17. Mai 2014
Kultur in der alten Schule - das ist das neueste Projekt von Wolfgang Martin aus Stadtsteinach. Den ganzen Sommer lang möchte er Klein-Kunst in das Städtchen holen. Und zum Auftakt überzeugte Schauspieler Markus Veith mit einem Wilhelm-Busch-Abend der Extraklasse.
Wenn Markus Veith mit seinem Solotheaterstück "Ein jeder Narr tut, was er will" auf die Bühne steigt, hat er keine großen Anforderungen: Eine drei mal drei Meter große Bühne genügt, ein Scheinwerfer. Er braucht kaum Kulisse, keine Bühnenbilder und schon gar keine Lichtwechsel oder Special Effects. Und trotzdem verspricht Markus Veith keinen Rezitationsabend, keine Lesung oder ähnliches. Markus Veith möchte mit dem Stück Wilhelm Busch für zwei Stunden wieder zum Leben erwecken - eine kleine Sensation. Und deshalb verkörpert er den legendären Dichter selbst, lässt die Zuschauer in die Werkstatt des legendären Künstlers blicken, nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise durch die Welten. Mal mimt Veith den Dichter, Maler, Philosophen und Schriftsteller.
"Wilhelm Busch hat eigentlich die ersten Comics erfunden", erklärte Veith.
Dass Markus Veith den legendären Dichter und Humoristen Wilhelm Busch lebendig werden lassen konnte, dazu brauchte es nicht viel: Einen Koffer, eine Garderobe, eine Staffelei, denn schließlich war Wilhelm Busch auch Maler. Veith stattete die Bühne mit einem Schreibpult aus, ein bisschen Unordentlichkeit war erwünscht - denn Wilhelm Busch war schließlich Junggeselle und ein bisschen schrullig dazu. Und natürlich durften auch die Pfeife und ein Bierkrug nicht fehlen. Denn beidem war Busch definitiv wohl gesonnen und äußerst zugetan.
Doch was sagt Markus Veith zum Ambiente des Frankenwaldtheaters, das eigentlich noch ganz das alte Schulhaus ist. Unrenoviert, mit unverkennbarem Shabby-Charme?
Schauspieler Markus Veith war begeistert. Der Boden im Frankenwaldtheater ist mit dem typischen grauen Schullaminat ausgelegt. Die Tafel hängt noch an der Wand. Die Stühle sind ein Sammelsurium auf Antiquitäten. Und dazwischen sorgen alte Stehlampen, ein ur-altes Sofa für den ganz besonderen Touch.
Einen kleinen Stilbruch sind einige Kunstobjekte - ein lesender Frosch, Bilder, die aus dem Rahmen fallen, an der Wand und ein Ofen, der nur richtig warm macht oder eben kalt ist. "Das ist ideal hier", schwärmte Veith von dem besonderen Kulturraum.
Hinter dem Frankenwaldtheater steckt Wolfgang Martin, der sich schon mit der Kulturinitiative "Die Wüste lebt" einen Namen im ganzen Landkreis gemacht hat. Martin möchte in Stadtsteinach eine kleine, aber feine Kunstszene etablieren. "Wir hatten schon mal eine schöne Veranstaltung mit dem Fränkischen Theatersommer im Zelt beim Brauereifest, ich möchte jetzt bis September jeden zweiten Monat eine Aufführung durchziehen", verrät Martin seine Pläne. Zum Auftakt des Stadtsteinacher Sommertheaters mit dem Fränkischen Theatersommer war die Publikumsresonanz noch verhalten. Zumal eine andere Veranstaltung zeitgleich stattfand. Doch die, die den Weg ins neue "Frankenwaldtheater" an der Staffel gefunden haben, waren begeistert und bekräftigten, garantiert wieder zu kommen, auch wenn das Frankenwaldtheater noch ein Geheimtipp ist.
Tatsächlich brachte Markus Veith eine echte Meisterleistung auf die Bühne. Mit viel Witz und Raffinesse schlüpfte er in die gereimte Welt von Busch und zog die Reimform konsequent durch: Zwei Stunden Wortwitz immer in der typischen gereimten Sprache. "Ich weiß noch genau, wie Jan Burdinski (der Intendant des Fränkischen Theatersommers) die Idee hatte, ein Wilhelm-Busch-Programm zu machen. Es sollte keine Lesung oder so etwas werden", erzählt der Schauspieler selbst. Das Stück hat den Anspruch den legendären und mitunter schrulligen Dichter in all seinen Facetten für zwei Stunden wieder zum Leben zu erwecken und zugleich auch Einblicke in die Vielfalt seiner Werke zu bieten. Und das gelang Markus Veith hervorragend. "Das Stück hatte ich in drei Wochen einstudiert", verrät indes der Profischauspieler, doch bis der Profi die Texte intus hatte, dauerte es mehr als zwei Monate. Doch seitdem hat Markus Veith ein Faible für gereimte Programme.
"Aber ich habe das Programm auch in Wiedensahl, im Geburtshaus von Wilhelm Busch gespielt, da kannten alle die Texte ganz genau. Das war ein besonderes Erlebnis", erzählt Markus Veith und freute sich über die Begeisterung der Zuschauer in Stadtsteinach.
Weitere Informationen
Am 11. Juli spielt der Fränkische Theatersommer "Verliebt, verlobt, verschwunden". Am 29. August ist "Schöne Nixen knicksen" das Motto und am 26. September "Du sollst nicht lieben". Alle Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr und werden im Frankenwaldtheater (Alte Schule in Stadtsteinach, Staffel 2) gezeigt.