Druckartikel: In Bayreuth schminkte er den Siegfried

In Bayreuth schminkte er den Siegfried


Autor: Alexander Hartmann

Thurnau, Mittwoch, 13. März 2013

Der Thurnauer Herbert Grießhammer, der jetzt seinen 80. Geburtstag feierte, war als Friseur auch Seelsorger. Bei den Wagner-Festspielen war er als junger Mann als Maskenbildner im Einsatz.
Herbert Grießhammer blättert in seinem Fotoalbum, in dem er auch die Bilder von den Wagner-Festspielen aufbewahrt. Foto: Alexander Hartmann


Er war nicht nur Friseur, sondern in seinem Job auch eine Art Seelsorger. "So mancher Kunde hat mir beim Schneiden sein Herz ausgeschüttet", sagt Friseurmeister Herbert Grießhammer aus Thurnau, der jetzt seinen 80. Geburtstag feiern konnte.

Ein Arbeitersohn

Grießhammer ist in Kriegszeiten aufgewachsen - in einfachen Verhältnissen. "Ich bin Arbeitersohn. Meine Eltern waren Fabrikbeschäftigte in der Neuen Spinnerei in Bayreuth. Ich bin in der Spinnerei-Siedlung auch aufgewachsen", berichtet der Wahl-Thurnauer, der als junger Mann in der Wagnerstadt trotz des familiären Sparzwangs Festspiel-Atmosphäre schnuppern durfte.

Begeisterter Wagner-Fan

Das hat er seinem Traumberuf zu verdanken. Grießhammer wollte schon immer Friseur werden, ein eigenes Geschäft gründen.

Dafür musste er die Meisterprüfung und fünf Gehilfenjahre durchlaufen. Im Friseurmeister Erich Döberlein fand er einen großen Förderer. Der Chef seines besten Jugendfreundes, Friseurmeister Brendel, war es, der ihn zum Grünen Hügel führte. "Brendel war Maskenbildner und nahm uns im Jahre 1951, als die Richard-Wagner-Festspiele nach dem Zweiten Weltkrieg wiedereröffnet wurden, als Hilfskräfte mit in die Maskenbildnerei", erinnert sich Grießhammer, der vom Festspiel-Flair schwärmt.

Das Double

Er selbst durfte mit anderen Kollegen die Perückenpflege für die Mitglieder des großen Chores übernehmen. "Wir haben uns auch um Chorsänger und Statisten gekümmert. Einmal hatte ich sogar die Ehre, den ,toten' Siegfried, das Siegfried-Double, zu schminken", berichtet Grießhammer, der von einer tollen Zeit spricht: "Wir konnten uns nach getaner Arbeit hinter der Bühne alle Aufführungen ansehen. Dadurch bin ich ein begeisterter Wagner-Anhänger geworden."

Dann ging es nach Thurnau

Doch nicht die Festspiele, sondern das Friseurhandwerk sollte sein weiteres Leben prägen. Als sich Herbert Grießhammer, der inzwischen seine Freundin Lilly geheiratet hatte, selbstständig machte, verschlug es ihn nach Thurnau. Dort teilte er sich zunächst Räume mit der Buchhandlung Häußinger am Mittleren Markt, ehe er in der Hopfenleithe 1965 ein Wohn- und Geschäftshaus errichtete. Grießhammer hat seinen dortigen Friseurladen bis vor zehn Jahren betrieben und ist expandiert. "Ich hatte Geschäfte in Weismain, Kulmbach, Neuenmarkt und Bayreuth", sagt der Jubilar, der in seiner Wahlheimat richtig heimisch geworden ist. Er war in vielen Vereinen aktiv. "Auch um Kundenkontakte zu pflegen", sagt der gewiefte Geschäftsmann, der Mitbegründer des Tennisclubs und Schützenkönig war.

Der "Großmarktmanager"

Wenn sich heute auf dem alten Bahnhofsgelände was tut - dort ist ein Ärzte- und Dienstleistungshaus geplant (Anm. der Red.) - , dann ist das für den Jubilar nur folgerichtig. Es sei für Thurnau ein bedeutendes Areal, erklärt der 80-Jährige, der Anfang der siebziger Jahre von vielen "Großmarktmanager" genannt wurde. "Damals war das gesamte Gelände von der Hopfenleithe bis zum stillgelegten Bahnhof mit einer großen Kuhweide und dem Bahngelände frei für Bauplätze", sagt Grießhammer. Er hat sich damals für die Ansiedlung eines Großmarktes auf einem Teil der so genannten Friedmannskoppel ausgesprochen, auf der heute Tennishalle und die Norma stehen.

"Ich war zu früh dran"

"Ich war zu früh dran und habe so den Zorn einiger Geschäftsleute auf mich gezogen. Ich wurde in der Folgezeit von manchem bestraft, der nicht mehr mein Kunde war", erklärt Grießhammer. Heute freut er sich, dass jetzt endlich auch das Bahnhofsareal bebaut wird. "Denn augenblicklich bietet das Areal doch wahrlich keinen schönen Anblick."