Immer schön locker bleiben
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Mittwoch, 18. Juni 2014
Zum Start jedes Triathlons geht es ins Wasser. Das Schwimmen steckt für viele Anfänger im Trainingsprojekt des ASV Kulmbach voller Tücken. Gut, dass Trainer Karl Heinz Weber uns zeigt, wie man mit Köpfchen und Können Kräfte spart.
Immer schön locker bleiben, denn: Die lockersten Typen sind die besten Schwimmer. Das sagt einer, der's wissen muss: Karl Heinz Weber, Schwimmtrainer des ATS, unterstützt die Kandidaten des Projekts "Jeder kann Triathlon" dabei, zu lernen, wie man schöner und vor allem schneller schwimmt. Auf eine gute Technik zu achten, lohnt sich beim Schwimmen besonders, denn sie hilft, Kraft zu sparen. Prima: Dann schwimmen wir doch einfach locker!
Der Blick von Außen hilft
Wenn es nur so einfach wäre! Locker bin ich nämlich nur dann, wenn ich nicht denken muss. Und ich muss noch sehr viel denken beim Schwimmen, denn ich mache Fehler, die ich ausmerzen will.
Das Blöde beim Schwimmen ist: Ich sehe nicht, was ich zum Beispiel beim Kraulen oberhalb des Wassers mit meinen Händen veranstalte. Dafür sieht's der Trainer.
Und noch ein paar Fehler
Und schon hat er den nächsten Fehler entdeckt: Ich strecke den Arm über statt unter Wasser. Aufmerksame Selbstbeobachtung zeigt mir: Der Mann hat recht - schon wieder. Aber ich mache ab und zu auch was richtig: "Du hast eine gute Wasserlage." Na, wenigstens etwas.
Geschwommen wird in zwei Gruppen: Kraul- oder Bruststil, je nach Neigung und Können. Kraulen ist im Wettkampf günstiger: Man kann platzsparender Schwimmen und kriegt von den anderen Startern weniger Tritte und Schläge ab und - was noch wichtiger ist - die Beine müssen nicht viel arbeiten. Die sind ja später beim Radfahren und vor allem beim Laufen noch stark gefordert.
Im Gruppen-Training alle Tipps gleichzeitig zu beachten, fällt schwer. Konzentriere ich mich auf die Armstreckung, tanzt der Ellbogen aus der Reihe, achte ich auf die Atmung, hängt die Hand zu hoch überm Wasser, oder ich drehe den Kopf zu weit nach oben. Irgendwas ist immer. Nach jeder Bahn kommt ein Tipp dazu. Ich beobachte nicht nur mich selbst, sondern auch die anderen, denn dabei lerne ich, wie es aussehen sollte und was es noch alles an Fehlern gibt.
Der Ehrgeiz ist erwacht
Der Leistungsstand in der Gruppe ist sehr unterschiedlich: Zwei, drei perfekte, ein paar schwache Schwimmer und ein Mittelfeld. Zeit, mich daran zu erinnern: Das Ziel des Kurses ist nicht, den Jedermann-Triathlon zu gewinnen, sondern "Finisher" zu sein, die Distanzen in allen drei Sportarten hintereinander zu schaffen. Doch ein bisschen ehrgeizig sind wir schon geworden: Niemand möchte Letzter sein, alle wollen sich im Verlauf des Acht-Wochen-Trainings verbessern.
Für mein persönliches Feintuning hilft nur: üben! Morgens vor der Arbeit ab ins Schwimmbad. Für 500 Meter brauche ich aktuell etwa 14 Minuten, zwei Minuten weniger als zu Beginn des Trainings. Während ich vor mich hin kraule, versuche ich, alles zu beherzigen, was Karl Heinz Weber uns eintrichtert: Der Ellbogen ist der höchste Punkt, Arm frühzeitig wieder eintauchen und unter Wasser strecken, gerade nach vorn, lange Züge, lockeres Händchen, Kraft aufwenden nur beim Armzug unter Wasser, überm Wasser: Erholungsphase.
Die Trainingszeit morgens ist günstig: Die ersten Frühschwimmer sind schon weg, die Familien noch nicht da. Viel Platz, um mich auszutoben. Den werde ich am 20. Juli beim Triathlon nicht haben, wenn acht oder zehn Leute gleichzeitig auf jeder Bahn unterwegs sind und alle schnell vorwärts kommen wollen.
Apropos Tempo: "Schwimmt doch mal alle eine Bahn so schnell ihr könnt", fordert uns der Trainer auf. Klar, machen wir: Die Wellen wogen, nach 50 Metern hängen alle total fertig am Beckenrand. Karl-Heinz Weber freut sich über das gelungene Negativ-Beispiel: "Jetzt wisst ihr, wie ihr nicht starten dürft, wenn ihr ins Ziel kommen wollt!"
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