Im Mainleuser Rathaus spukt's ganz gewaltig
Autor: Stephan Stöckel
Mainleus, Montag, 24. April 2017
Mit dem Lustspiel "Der Geist im Rathaus" haben die Danndorfer "Brandstifter" wieder einen Volltreffer gelandet.
Unheimliche Dinge geschehen im Mainleuser Rathaus: Ein Stuhl und ein Bild beginnen sich wie von Geisterhand zu bewegen. Es blitzt und donnert. Grüne Nebelschwaden wabern durch die Flure. Die Tür geht auf und ein grünes Männla namens Nikolaus Nachtigall kommt hereinspaziert.
Das kleine grüne Männla
Das Wesen verbreitet weder Angst noch Schrecken, sondern infiziert die 170 Zuhörer mit dem Lachvirus. Das Gespenst ist Teil der Danndorfer Theatergruppe "Die Brandstifter", die mit ihrem neuen Stück "Der Geist im Rathaus" nach einer einjährigen schöpferischen Pause am Sonntag im "Fränkischen Hof" in Mainleus wieder einen Lacherfolg landete.
Wer anders als der aus Altenkunstadt stammende Michael Schmidt wäre für die Rolle des ulkig ausschauenden Untoten besser prädestiniert? Seit Jahren hat er ein Abonnement auf ausgefallene Figuren. Elektrisierte Haare, die in alle Himmelsrichtungen abstehen, ein spinatgrüner Teint und ein zerschlissener Anzug, an dem die Spinnweben kleben - Tina Vonbrunn, die für die Maske zuständig ist, hat ganze Arbeit geleistet.
Ein bisschen wie Johnny Depp
"Ich wollte ein bisschen so ausschauen wie Johnny Depp in seinem Film ,Edward mit den Scherenhänden'", plaudert Schmidt in der Pause aus dem Nähkästchen. Vonbrunn habe aus ihr keinen böse drein blickenden Zombie gemacht, sondern einen lustig wirkenden verstorbenen Beamten.
Was haben ein Wannenbad und eine Theateraufführung gemein? Nichts möchte man meinen. Für Theaterschauspieler Michael Schmidt ist es in dieser Saison zu einem festen Ritual nach jeder Aufführung geworden. Das habe mit seiner "grünen Hautfarbe" an den Händen und im Gesicht zu tun, verrät Schmidt: "Zunächst schmiert mich die Maskenbildnerin mit weißem Holzleim ein. Er sorgt dafür, dass die grüne Horrorschminke haften bleibt. 15 Minuten dauert es, bis alles aufgetragen ist. Und eine Stunde bis in der Wanne alles wieder weg ist, denn Seife tut es hier nicht."
"Es gibt keine Beamtenwitze. Sie sind alle wahr."
Der grüne Geist ist es auch, der an diesem Abend einen der Schlüsselsätze spricht: "Es gibt keine Beamtenwitze. Sie sind alle wahr." In dem Stück aus der Feder von Hans Schimmel werden in Punkto Staatsdienerklischees alle Register gezogen und deutlich überzogen. "Könntest du dich mit dem Frühstück beeilen - in drei Minuten haben wir Mittagspause", sind die ersten Worte, mit denen Elfriede Schwarz, gespielt von Uschi Kausich, ihren Rathauskollegen Theobald Müller (Herbert Laschinsky) anherrscht.
So geht es das ganze Stück über munter weiter. Man gewinnt den Eindruck, als bestünde das Leben der Beamten, für die Siebenschläfer der höchste Feiertag sein soll, nur aus Faulenzerei und Pausen. Der Krone setzt dem Ganzen Schauspieler Gerd Sack auf, der als Beamter Franz Branntwein die personifizierte Langsamkeit ist. Mit seinen Muckengeschichten redet er ständig um den heißen Brei herum und sorgt so für Lacher am laufenden Band.
Mit viel Lokalkolorit
Lokale aktuelle Bezüge dürfen selbstverständlich nicht fehlen: Roland Schuberth, der einen Wüterich par excellence verkörpert, schwafelt doch allen Ernstes von einer Verlegung der Kulmbacher Bierwoche in den Markt Mainleus: "Man hört, dass Bürgermeisterin Sieglinde Haselbusch alle Hebel in Bewegung setzt, um sich Kulmbach einzuverleiben. Heuer kommt das Bierfest zum ersten Mal zu uns." Einen angeblichen Standort für den Stadel nennt der Bürger auch noch: ein Gelände hinter der Sommerhalle. Die Zuhörer quittieren die Schnapsidee mit einem lauten Gelächter.
Bierfest in Mainleus?
Zu einem Umzug des Traditionsfestes wird es nicht kommen: Das Gespenst durchkreuzt die Pläne der Bürgermeisterin, der Marion Knörrer einen äußerst resoluten Charakter verleiht, Stadtoberhaupt von Kulmbach zu werden. Ihr ist stattdessen eine Karriere in der Bundespolitik als Abgeordnete beschieden.
Am Ende wird auch das Bild über die Beamten zurechtgerückt: Zur Melodie des altbekannten Schlagers "Tränen lügen nicht" singen Uschi Kausich, Herbert Laschinksy und Michael Schmidt voller Inbrunst: "Bürger glaubt es mir - Das Chaos wär perfekt. Ohne Beamten geht es net."