Im Gewerbegebiet Unterbrücklein ist es "wie auf einem Rasthof"
Autor: Alexander Hartmann
Unterbrücklein, Mittwoch, 09. Oktober 2019
Im Gewerbegebiet Unterbrücklein gibt es Ärger. Schwere Lastwagen, die Verbotsschilder nicht beachten, laden in der Sackgasse. Nicht nur zum Leidwesen der Anwohner, die sich wie Lkw-Fahrer Christian Bastam einen Wendehammer wünschen.
Lkw-Fahrer Christian Bastam ist müde - und spürbar genervt. Kein Wunder: Er hat einen langen Arbeitstag hinter sich, will seinen 40-Tonner nur noch abstellen. Doch das ist gar nicht so einfach. Der 46-Jährige ist auf der A 70 von Bamberg Richtung Hof unterwegs. Lkw-Stellplätze sind Mangelware. Der Rastplatz Paradiestal ist gesperrt, die Stellflächen am Autohof bei Thurnau sind besetzt. Die Lenkzeit hat er längst überschritten, und so bleibt dem Mann, der für eine Thüringer Spedition fährt, nur eines übrig: Er fährt bei Unterbrücklein von der Autobahn ab und sucht im dortigen Gewerbegebiet nach einer Parkmöglichkeit.
Nur sieben offizielle Stellplätze
Was Bastam dort vorfindet? Für Lkw-Fahrer alles andere als paradiesische Zustände. Die Zahl der offiziellen Stellplätze ist auf die sieben an der Tankstelle begrenzt. " Der Bedarf ist größer. Ich lasse auf unserem Areal nachts schon mal 13 bis 15 Lkw stehen", teilt Tankstellenbetreiber Thomas Neugebauer mit.
Das Wenden ist nicht einfach
Doch auch die reichen nicht aus, wie Christian Bastam weiß, der an diesem Abend leer ausgeht. Doch wohin? Wie viele seiner Kollegen lässt er Verbotsschilder außer Acht. Er fährt die Straße am McDonald's und den Verbrauchermärkten Müller und Aldi vorbei in Richtung Grauenthal - obwohl die für Fahrzeuge über 7,5 Tonen gesperrt ist und ein Schild darauf verweist, dass keine Wendemöglichkeit besteht. Doch wenden muss der 46-Jährige. Und so dreht er schließlich sein Gefährt mit einigen Mühen auf der engen Kreuzung, an der die Straße in die Gemeindeverbindungsstraße mündet, die von Unterbrücklein über Grauenthal nach Igelsreuth führt. "Das nervt", sagt Bastan, der mitbekommen hat, dass das Rangieren den Anwohnern ein Dorn im Auge ist.
"Das geht über 24 Stunden"
Die berichten, dass selbst Tanklastwagen und Autozüge in der Sackgasse landen. "Wir kommen uns vor, als würden wir auf einem Rastplatz leben", klagt Günther Stöcker, der in Grauenthal wohnt und wie seine Frau Christine unter dem Schwerlastverkehr leidet. Auch nachts. "Das geht über 24 Stunden", sagt Stöcker, nach dessen Worten das Gewicht der Fahrzeuge für die Gemeindeverbindungsstraße zu groß ist. "Die bricht an einigen Stellen auf."
Als Leidtragende sieht sich auch die Familie Strobel, die in Igelsreuth wohnt. "Beim Wenden blockieren die Lkw die Kreuzung. Wir werden da oft ausgebremst", berichtet Reinhilde Strobel. Sohn Rainer hat die Wendemanöver mit dem Handy gefilmt. Zu sehen sind Fahrer, die nachts an der Kreuzung verzweifeln, kaum die Wende schaffen, nicht selten einen Leitungsmasten touchieren.
Auch die Firma Strabag, die in Unterbrücklein eine Niederlassung hat, ist betroffen. "Die Lastwagen wenden auf unserem Firmengelände. Das ist ein Ärgernis", betont technischer Betriebsleiter Thomas Eggersdorfer und stellt fest: "Wenn die Lkw im Sommer bei über 30 Grad im Stand drehen, hält das der Asphalt nicht aus."
Die Lkw-Fahrer parken - oft auch über Nacht - am Straßenrand auf mehreren Hundert Metern Länge. An das geltende Parkverbot halte sich keiner, sagt Günther Stöcker: "Manche bleiben sogar über zwei Tage. Dort wird gegrillt, Wäsche aufgehängt, und jede Menge Müll bleibt liegen." Gemeinde wie auch Polizei seien über die unerträgliche Situation informiert worden. Man werde aber immer wieder nur vertröstet. Passiert sei bis dato nichts.