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Igeln auf die Schliche kommen


Autor: Jürgen Gärtner

Kulmbach, Freitag, 25. März 2016

Wer hat den drolligen Gesellen gesehen? Der Landesbund für Vogelschutz bittet darum, Beobachtungen mitzuteilen. Auch tote Tiere sollen gemeldet werden.
Martina Gehret ist Igel-Expertin und präasntierte die Aktion in zwei Vorträgen in Kulmbach. Foto: Jürgen Gärtner


Wo gibt es in Bayern noch viele Igel - und wo nur wenige? Das will der Landesbund für Vogelschutz herausfinden. Die Möglichkeiten, den Igeln auf die Schliche zu kommen, sind dabei vielfältig. Die Tiere können über die Homepage (siehe Infokasten) ebenso gemeldet werden wie über eine Handy-App.

Geleitet wird das Projekt von Martina Gehret. Sie ist Diplom-Ingenieurin für Wald- und Forstwirtschaft mit dem Schwerpunkt Wildtiermanagement. Beim Landesbund für Vogelschutz in Hilpoltstein kümmert sich die Expertin um die "Igel in Bayern" und informierte in zwei Vorträgen in Kulmbach über das Projekt.


Über 20 000 Meldungen

2015 gab es erstmals eine Igelzählung. Deren Resonanz übertraf die Erwartungen der Veranstalter bei weitem: Über 20 000 Meldungen von über 28 500 Tieren gingen in acht Monaten ein. Rund 70 Prozent der gemeldeten Tiere waren am Leben. Sogar eine Doktorarbeit zu dem Thema sei inzwischen geplant.

"Es wird jetzt spannend, die Daten von 2015 mit den Daten, die jetzt gesammelt werden, zu vergleichen", sagt Martina Gehret. Mitmachen bei der Igel-Aktion kann jeder: Gartenbesitzer ebenso wie Berufspendler, die überfahrene Tiere melden sollen.


Todesursache: Straßenverkehr

Denn: Häufigste Todesursache für die Igel ist der Straßenverkehr - vor allem in der Nähe von Siedlungen. Dort leben der Zählung 2015 zufolge auch die meisten Igel. Im Wald und auf Wiesen seien kaum Tiere nachzuweisen. Laut der Expertin ist das ein Zeichen dafür, dass der Igel nun hauptsächlich in den Gärten lebt. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen würden diese Schlussfolgerung bestätigen.

Die 34-Jährige warnt zudem vor falscher Tierliebe: Igel sollte man höchstens in der nahrungsarmen Zeit (Frühjahr und Spätherbst) füttern - am besten mit Katzenfutter. Idealerweise werde das Futter in einem "Igelhaus" bereitgestellt, damit sich nicht Katzen darüber her machen. Bauanleitungen für solche Häuser und viele weitere Informationen gibt es auf der Internetseite igel-in-bayern.br.de

Gehret räumt noch mit weit verbreiteten Irrtümern auf und stellt klar: Igel mögen kein Obst, sehr schlecht ist für sie Milch: "Die Milch kann zu Darmentzündungen, Durchfall und im schlimmsten Fall den Tod des Tieres führen."


Die Aktion in Stichpunkten:


Frühlingserwachen
Der Frühling beginnt, und die Igel erwachen aus dem Winterschlaf. Jetzt brauchen der Landesbund für Vogelschutz und der Bayerische Rundfunk wieder Hilfe der Bürger: Sie sollen in Bayern die Igel zählen - lebendige ebenso wie tote Tiere.

Hintergrund der Aktion ist es, herauszufinden, wie es dem Igel geht. Wie viele Igel gibt es überhaupt noch in Bayern? Ist der Igel längst ein Stadtbewohner geworden? Sterben zu viele der kleinen Kerle auf unseren Straßen?
Vorjahr Die Igel-Meldungen im vergangenen Jahr waren ein voller Erfolg: Mehr als 28 000 Igel wurden entdeckt. Dank der Zählung wurden bereits erste wissenschaftliche Ergebnisse erzielt. Diese Forschung soll 2016 vertieft werden. Deshalb sollen auch dieses Jahr wieder Igel gemeldet werden.

Teilnahme Auf der Internet-Seite igel-in-bayern.br.de finden Sie das Meldeformular. Außerdem gibt es eine App, die man sich auf sein Smartphone laden kann (App-Name: Igel in Bayern). JG