Ideen statt Verbote fördern
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Mittwoch, 01. Sept. 2021
Die FDP schickt Claus Ehrhardt (58) ins Rennen um das Direktmandat. Der Wahl-Kulmbacher gilt als Macher und will angesichts der Herausforderungen vor allem junge Gründer unterstützen.
Manche Wege sind etwas beschwerlicher als andere, für sie muss man ein Stück weit einen steileren Anstieg in Kauf nehmen. Claus Ehrhardt nimmt diesen Weg nahezu jeden Tag auf sich. Dann nämlich, wenn er sich aufmacht zu einem seiner Lieblingsplätze: eine Bank am Pörbitscher Berg. Hier lässt der 58-Jährige dann den Blick schweifen über die Stadt, er hat sein Haus im Blick und auch die Plassenburg. Weite - sie öffnet ihm nicht nur buchstäblich Horizonte, sondern auch politisch, wie er sagt. Das Ganze betrachten, den Überblick bekommen, sich nicht im Klein-Klein verfangen: So lautet sein Credo, das der gebürtige Münchner nicht zuletzt für seine FDP-Kandidatur um das Bundestagsmandat in die Waagschale werfen möchte.
Ehrhardt ist dreifacher Vater und lebt mit seiner Lebensgefährtin und seinem jüngsten Sohn Korbinian (2) seit sechs Jahren in Kulmbach. "Ich bin beruflich hier gestrandet durch ein Projekt für Tennet, fühle mich aber trotz meiner Großstädter-Vergangenheit sehr wohl." Der Bezug zu Oberfranken bestand bereits lange vorher, familiären Verbandlungen über die Großeltern mit Coburg sei Dank. Seit zehn Jahren arbeitet Ehrhardt als selbstständiger Berater für Projekte in der Unternehmenssteuerung, im Projektmanagement und der Digitalisierung. "Durch meinen Job ist es letztlich auch nicht entscheidend, von wo aus ich arbeite."
Hier spricht er eines seiner wesentlichen Anliegen an: die Digitalisierung. "Digitale Themen spielen in so viele Lebensbereiche hinein, und natürlich auch in viele Bereiche in der Wirtschaft. Corona hat hier Defizite aufgedeckt. Allein dass wir 86 000 offene Stellen in der IT-Branche haben, zeigt den ungeheuren Nachholbedarf, den wir aber fast nicht mehr aufholen können. Wir befinden uns im Wettstreit mit der ganzen Welt, und andere machen es uns vor, indem sie selber machen und nicht nur reden. Wir müssen aus uns selber heraus vorangehen, darin sehe ich unsere einzige Chance. Aber wir dürfen eines nicht mehr: länger warten."
Fundgrube für Gründer
Ehrhardt sieht hier eine Fundgrube für Gründer, für Start-ups und junge Menschen, die neue Wege beschreiten wollen. "Wir fördern Innovationen, wir treiben die Digitalisierung in allen wirtschaftlichen Bereichen voran, helfen bei der Umsetzung mit kreativen Methoden des Design Thinking." Als zentrales Vorhaben nennt er das neue "InnovationsHub Kulmbach", eine Plattform für Ideen, wo sich kreative Entrepreneure, Unternehmen und andere Einrichtungen miteinander vernetzen. "Es geht darum, junge Leute her zu uns zu locken, auch und gerade in Verbindungen mit der Universität." Eine Anlaufstelle hat er auch schon im Kopf: ein Gebäude in der Innenstadt, wo sich eine solche "Co-Working-Space" dauerhaft etablieren ließe. "Die Stadt hat dafür Fördergelder bekommen, vielleicht könnten wir für zwei Jahre dort einziehen. Das wäre ein echtes Alleinstellungsmerkmal für eine Stadt wie Kulmbach."
Für solche Entwicklungen brennt der 58-Jährige, wie er sagt. "Man sagt mir nach, ich könne positiv auf Leute wirken und versuchen, einen Konsens zu finden und in die Diskussion einzubringen." Daher hat er sich auch entschlossen, die Kandidatur für die FDP anzunehmen. "Es war für mich keine Option, keinen Vertreter zu haben."
Die politische Konkurrenz definiert er klar. "Die AfD gilt es, demokratisch zu bekämpfen, ohne Frage. Da gibt es für mich keine Schnittmenge." Andere sieht Claus Ehrhardt als "Mitbewerber", unter anderem die Grünen. "Ökologie ist uns Liberalen extrem wichtig - doch anders als die Grünen gehen wir über Anreize und Ideen aus der Wirtschaft und nicht simpel über Verbote."
Deutschland sei voller unbekannter Firmen, die führende Technologien am Start hätten. "Diese Hidden Champions müssen wir fördern, es gibt unglaublich tolle Produkte, mit denen sich Umweltschutz und Ökonomie vereinbaren lassen. Wir brauchen praktikable Lösungen und keine Denkverbote."