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Ich seh' den Wald vor lauter Pollen nicht


Autor: Christine Fischer

Kulmbach, Sonntag, 08. Mai 2022

Rot sehen könnte man momentan vor lauter Gelb! Die Fichten blühen mal wieder und überziehen alles mit einem farbigen Schleier.
Fichtenpollen auf dem Balkon Foto: Christine Fischer


Normalerweise liebe ich die naturnahe Lage meines Wohnorts am Fuß der Fränkischen Linie. Einmal den Garten durchqueren und ich stehe praktisch schon im Wald. Dem Frankenwald, um genau zu sein, einem genialen Wanderrevier, das man stundenlang durchstreifen kann, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Wie gesagt, im Normalfall weiß ich den nur einen Steinwurf entfernt liegenden Forst sehr zu schätzen.

Jetzt ist es aber so, dass der Frankenwald immer noch - allen Bemühungen des Borkenkäfers zum Trotz - zum Großteil aus Fichten besteht. Und wenn die alle paar Jahre blühen, überziehen sie alles in ihrem Umfeld mit ihren gelben Pollen. Die Gemeine Fichte - den Namen trägt sie im Moment wirklich zurecht! - braucht zwar ein bisschen, bis sie in die Gänge kommt, so etwa 40 bis 60 Jahre, aber dann blühen die Spätentwickler zuverlässig zwischen Mai und Juni alle vier bis sieben Jahre. Und das ist kein Spaß für alle, die dann in der Nähe leben, das kann ich Ihnen flüstern.

Als ich vor zwei Wochen den Saharastaub von den Fenstern geputzt habe, blitzte in meinen Gedanken noch die Erinnerung an die letzte Fichtenblüte auf. Wie lange war das jetzt eigentlich her, fragte ich mich. Nun, es müssen zwischen vier und sieben Jahre gewesen sein, denn die Gemeinen (!) Fichten haben das Ergebnis meines Fensterputz-Marathons jetzt mit einem Streich zunichte gemacht.

Seit einer Woche wabert über dem Wald unablässig ein gelber Nebel, der feine Blütenstaub kriecht in ALLE Ritzen. Putzen zwecklos, innerhalb weniger Minuten ist alles wieder gelb. Da hilft nur eins: Augen, Türen, Fenster zu und durch! Spätestens im Juni ist der Pollen-Spuk vorbei.