Hühner sind der neue Hund
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Dienstag, 04. August 2015
Hund war gestern. Wer heute etwas auf sich hält, hält sich eine Hühnerschar.
Die Idee, sich Hühner anzuschaffen, wurde bei der der Familie zweier Kollegen seinerzeit aus der Not geboren: "Ein Pferd konnten wir uns nicht leisten...". Das ist Jahre her und mit ihren scharrenden, gackernden und krähende Mitbewohnern war die Familie seinerzeit ein Exot: Hühner gab es auf dem Bauernhof. In der eher städtisch geprägten Siedlung hielt man sich eher Zwerghasen und Meerschweinchen, gerne auch einen Hund. Drei Kinder, Golden Retriever und Minivan - wer das hatte, zeigte: Ich bin angekommen im bürgerlichen Mittelstand.
Golden Retriever sind immer noch beliebt. Aber die Trendsetter gehen längst nicht mehr mit dem Hund Gassi - sondern auf Eiersuche im eigenen Hühnerhof. Ich habe mal durchgezählt - ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Fast ein Dutzend Bekannte fallen mir ein, die sich, frei nach Wilhelm Busch, viele Müh' geben mit dem lieben Federvieh.
Das legt schließlich nicht nur ökologisch korrekte Frühstückseier, sondern fördert auch die Kommunikation: Wer seine Hühnerküken auf Facebook präsentiert, hat blitzschnell "Likes" im Dutzend zusammen. An der Frage, warum ein braunes Huhn grüne Eier legt, entspinnen sich lange Diskussionen. Und mancher Hühnerhalter bekommt unverhofft Besuch vom Nachbarn, der seit 20 Jahren nebenan wohnt, aber noch nie vorbeigeschaut hat. Manchmal will er sich beschweren über einen allzu forsch krähenden Gockel. Manchmal einfach nur ein paar Eier schnorren.
So kontaktfördernd sind weder Zwerghasen noch Meerschweinchen. Und auch nicht der Koi-Karpfen im Gartenteich. Das schafft nur ein süßes Hundebaby - oder eine Schar von Hühnern.