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Horst Zahr blickt auf lange Karriere zurück: "Ich war halt immer ein Macher"


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Dienstag, 21. Januar 2020

Fast ein halbes Jahrhundert lang hat sich Horst Zahr als Kulmbacher Stadtrat für seine Heimat eingesetzt. Bald verlässt der 83-Jährige die politische Bühne.
Er sagt, was er denkt, kämpft für seine Ideen, ist aber auch immer kompromissbereit: Mit Diplomatie und Sachverstand hat Horst Zahr über Jahrzehnte die Kommunalpolitik mitgeprägt. Fotos: Dagmar Besand + Archiv


Seine Strategie ist nicht unbedingt die bequemste, aber sie war erfolgreich: "Aufrichtig muss man sein in der Politik, selbst überzeugt sein von seinen Ideen, um andere überzeugen zu können", sagt Horst Zahr. Der 83-Jährige ist seit 48 Jahren in der Kommunalpolitik aktiv, hat Impulse gegeben, den Menschen in seinem Heimatort zugehört, ihre Anliegen aufgegriffen und sich als Problemlöser einen Namen gemacht.

Geht nicht? Gibt's nicht!

Dabei hatte Zahr eigentlich nie eine politische Karriere im Sinn. "Ich war halt immer ein Macher und bin einfach so reingerutscht", schmunzelt er. 1972 ließ er sich überreden, für den Gemeinderat der ehemals eigenständigen Gemeinde Katschenreuth zu kandidieren. Und wurde prompt gewählt. Nach der Eingemeindung in die Stadt Kulmbach war er zwei Jahre Ortssprecher und kandidierte dann bei der Wahl 1978 als Parteiloser auf der Liste der CSU, in die er wenig später eintrat. Seither ist er ununterbrochen Mitglied des Kulmbacher Stadtrats. Von 1990 bis 2008 saß Zahr für die CSU im Kreistag, und wurde als Nachrücker für den zurückgetretenen Karl-Theodor zu Guttenberg 2011 noch einmal für die restliche Wahlperiode bis 2014 vereidigt.

Der Katschenreuther hat gerne immer etwas zu tun, und an Aufgaben mangelte es nie. Dabei zeigte der vierfache Familienvater als engagierter Kommunalpolitiker und Ideengeber immer wieder: Geht nicht? Gibt's nicht!

Zuverlässig, einsatzfreudig und zielstrebig - so brachte Horst Zahr es beruflich in der Kulmbacher Sanitär- und Heizungsfirma Wiegel vom Lehrling zum kaufmännischen Geschäftsführer, und auch in der Kommunalpolitik erwiesen sich diese Eigenschaften als nützlich: Wer mit einem Problem zu ihm kam, bekam immer nach wenigen Tagen eine Antwort. Und Zahr blieb hartnäckig am Ball, bis eine Lösung gefunden war.

Auch in anderen Ehrenämtern hat sich der Kommunalpolitiker für seinen Heimatort eingesetzt. Der VfR Katschenreuth verdankt seinem langjährigen Vorsitzenden eine glänzende Infrastruktur, die Kirchengemeinde Melkendorf profitierte beim Bau des Gemeindehauses, der Renovierung der Ägidiuskirche, der Neugestaltung des Friedhofes, der Ausrichtung der 1000-Jahr-Feier und der Neuanschaffung der Orgel von der Weitsichtigkeit, dem Verhandlungsgeschick, dem Organisationstalent und den guten Kontakten Zahrs.

Soviel Engagement kostet Zeit und oft auch Nerven. Das verhehlt Zahr nicht, ebenso wenig wie die Tatsache, dass er nur wenig Zeit für seine Frau und seine Kinder hatte.

Die meisten seiner vielen Ehrenämter hat Horst Zahr in den letzten Jahren in jüngere Hände abgegeben. Und auch im Stadtrat ist mit Ablauf der aktuellen Amtsperiode nun endgültig Schluss.

Fällt er schwer, der Abschied von der Macht? Der 83-Jährige lacht und winkt ab. Als Macht-Position hat er seine Ämter nie verstanden, obwohl er sich seines Einflusses auf Entscheidungen und damit auch seiner Verantwortung stets bewusst war. Er sah und sieht sich bis heute als Diener des Gemeinwohls. "Und natürlich hat es mir enorm viel Spaß gemacht, meine Ideen einbringen zu dürfen und das Ergebnis gelingen zu sehen!"

"Gutes gelingt nur gemeinsam"

Deshalb hat er auch immer wieder für die politischen Ämter kandidiert: "Nach diesen Erfolgserlebnissen kann man schon süchtig werden, noch dazu vor der eigenen Haustür, wo man täglich sieht, was man geschafft hat - nicht allein, versteht sich. Gutes gelingt nur gemeinsam." Das herauszustellen, ist ihm wichtig.

Vier Bürgermeister und zwei Landräte unterschiedlicher Parteien hat Horst Zahr in seiner langen Karriere erlebt und mit allen gut zusammengearbeitet. Das verdankt er nicht zuletzt einem gewissen diplomatischen Geschick. Ein Ja-Sager ist Horst Zahr allerdings nicht. Wenn's drauf ankommt, streitet er auch, aber gleichzeitig ist er kompromissbereit. So erwarb er sich nicht nur bei seinen politischen Freunden in der CSU Achtung und Anerkennung. Parteitaktik spielte für den erfahrenen Kommunalpolitiker nie eine Rolle: "Was man sagt und tut, muss natürlich zur Linie der Fraktion passen, aber es ging und geht doch vor allem um pragmatische Lösungen zum Wohl der Bürger."

Dass es in diesem Sinne weitergeht, das wünscht sich Horst Zahr. Mit Sorge sieht er, dass die Innenstadt allmählich ausstirbt, Handel und Gastronomie es immer schwerer haben. "Da brauchen wir neue Impulse, und die erhoffe ich mir vor allem von der Universität."

Der Einsatz lohnt sich

Und noch etwas wünscht sich der altgediente Kommunalpolitiker: dass sich wieder mehr Menschen in den Dienst der Allgemeinheit stellen, sich fürs Ehrenamt in den Vereinen und in der Kommunalpolitik zur Verfügung stellen. "Das sind ganz wichtige Aufgaben, und dafür lohnt sich jeder Einsatz! Was könnte schöner sein, als selbst dazu beizutragen, dass unsere Heimat eine gute Zukunft hat?"