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Hofer Symphoniker in neuen Farb-Tönen


Autor: Jochen Nützel

Kulmbach, Dienstag, 16. Juli 2013

Marken prägen das Bewusstsein, sagt Wolfgang Judas. Der Inhaber der Kulmbacher Agentur "designhouse" feilt an Erscheinungsbildern. Sein jüngster Auftrag: eine runderneuerte Optik für die Hofer Symphoniker.
Der Inhaber der Kulmbacher Agentur "designhouse", Wolfgang Judas, hat das neue Markenkonzept für die Hofer Symphoniker erarbeitet. Foto: Jochen Nützel


Vier halbe Noten, eingebrannt in Glas. Stilisiert, schnörkellos, versehen mit einem Farbverlauf von Lila ins Gelbe. "Mehr Minimalismus geht nicht", sagt Wolfgang Judas, Inhaber der Agentur "designhouse". Aus seiner Kreativschmiede am Eulenhof stammt die Optik. Das Reduzierte ist gewollt - aber der Erkennungswert der vier Kringel als Notensymbol: Der bleibt bewusst gewahrt. "Note gleich Ton gleich Musik, das ist ja quasi als Allgemeingut erlernt", sagt Judas. Die Assoziationskette soll funktionieren - es geht schließlich um die Hofer Symphoniker.

Die sind bereits ein "Markenprodukt". Eines mit Tradition (Gründung 1945) und Renommee. "Kulturgut" nennt es Wolfgang Judas. "Man kann es anders betonen: ,Kultur gut'. Immerhin genießen die Symphoniker einen ausgezeichneten Ruf weit über die Grenzen der Region hinaus." So viel Virtuosität braucht eine entsprechende Darstellung nach außen.

Und weil die Hofer Symphoniker in der für 36 Millionen Euro umgebauten Freiheitshalle jüngst eine komplett runderneuerte Spielstätte bekommen haben, dachte Intendantin Ingrid Schrader gleich weiter: "Da brauchen wir für das Kultur unternehmen einen visuellen Auftritt, der die unverwechselbare Bedeutung widerspiegelt und zugleich modern wirkt." In Wolfgang Judas habe sie ihren "Wunschpartner" gefunden. Für das neue Corporate Design gab es bereits viel Lob, sagt Schrader. Wort- und bildgewaltig transportiere das Erscheinungsbild nicht bloß die künstlerischen Leistungen des Orchesters sowie seiner Kultur- und Bildungseinrichtungen, sondern mache Lust auf Musik.

"Dieses Orchester, ausgezeichnet mit dem ,Echo', ist per se eine Marke. Marken prägen unseren Alltag, Menschen identifizieren sich mit Marken", erläutert Wolfgang Judas seine Grundüberlegung. Das Markenbild soll der künstlerischen Virtuosität der Symphoniker gerecht werden und zugleich die Tradition des Musikbetriebs in moderne Formen der Präsentation gießen. "Es gab zwar ein Logo, ähnliche Farben - aber es fehlte das, was ich ,gelebte Identität' nenne." Neun Monate lang feilten Judas und sein Team. Herausgekommen ist eine Inszenierung mit Text-, Foto- und Grafikelementen, die einen Bogen schlagen zwischen den Musikern und ihren Instrumenten hin zum Publikum und der breiten Öffentlichkeit.

Das neue Erscheinungsbild dominiert nicht nur den Internetauftritt, sondern tritt auch in Erscheinung auf Plakaten, Einladungen, dem Jahresprogramm und der gesonderten Imagebroschüre. Die Fotos von Manfred Jahreiß entstanden sozusagen inmitten der Musiker, unter anderem bei einer eigens gewährten "Frackprobe", sowie mit Beteiligten in der angeschlossenen Musikschule; die stellt eine weitere Marke im musikalischen Bildungs- und Kulturbetrieb Hofer Symphoniker dar.


"Haus-und-Hof-Designer"

Nicht der erste Auftrag, den Wolfgang Judas in und für Hof realisiert hat. Er sei so etwas wie der sprichwörtliche "Haus-und-Hof-Designer" der Stadt. Die Innenstadt hat er schon unter dem Logo "Hofer Himmel" inszeniert. Er hat ferner den öffentlichen Auftritt für die neue Freiheitshalle konzipiert sowie die Hofer Rindfleischwurst als europäische Marke etabliert.

Auf das Erstellen von Markenkernen hat sich Wolfgang Judas spezialisiert. "Es gab wohl keine andere Zeit in der Geschichte, in der Marken das Bewusstsein der Menschen so stark geprägt haben wie heute." Die schnelllebige Moderne fordere aber, in immer kürzeren Intervallen an Marken zu feilen. Auch mal Liebgewordenes und Gewohntes vielleicht nicht zu opfern, wohl aber einem Facelift zu unterziehen.

Wer so viel an Marken werkelt für Kunden: Muss der selber auch eine Marke sein? Wolfgang Judas lacht. Er mag es außerhalb seiner Agentur und der Arbeit bemerkenswert bodenständig: Hausmannskost auf den Teller zum Beispiel. Überhaupt erkennt der gelernte Journalist seit etwa zehn Jahren eine "neue Sehnsucht nach Heimat", eine Art Werte-Renaissance. "Es ist unglaublich, wie selbstverständlich sich gerade junge Menschen wieder in Tracht zeigen." Vor diesem Hintergrund werkelt er gerade exklusiv an einem Kommunikationskonzept, das jener Rückbesinnung auf Überliefertes unter anderem im Sektor Nahrung ein Design gibt.

Der 51-Jährige kann sich ebenfalls für Traditionelles begeistern. Für Tapetenmuster und Kirchenkunst etwa. Wenn es ihn abseits von Geschäftsterminen in die Fremde zieht, dann häufig in die Dolomiten nach Südtirol. Erholung ist das für ihn, aber auch Inspiration. "Ich kann für mich die besten neuen Ideen in dieser Welt von gestern finden."