Hochwasserschutz wird teuer für Trebgast
Autor: Dieter Hübner
Trebgast, Mittwoch, 13. Sept. 2017
Wer soll das bezahlen ...? Das Hochwasserschutz-Konzept reißt ein tiefes Loch in die Haushaltskasse der Gemeinde Trebgast.
Im November 2013 beschloss der Gemeinderat als Folge der Starkregenfälle im Juni, zusammen mit der Gemeinde Ködnitz ein gemeinsames Hochwasser- und Rückhaltekonzept für die Seitengewässer des Weißen Mains in Auftrag zu geben. Die Vorstellung des Ergebnisses durch das Ingenieurbüro Winkler und Partner GmbH in Stuttgart wird den Räten nicht gefallen haben. Denn der Schutz vor künftigen Schäden, wie sie vor allem in Waizendorf als Folge dieser Regenfälle aufgetreten sind, wird teuer.
Armin Binder, Bereichsleiter für Hydrologie und Hydraulik bei Gewässern, erläuterte, welche Berechnungsmodelle als Grundlage für die ermittelten Werte herangezogen wurden. Dazu gehört die Vermessung der Gewässer nach dem hydrologischen Modell. Dabei spielen verschiedene Faktoren - wieviel Wasser fließt wie schnell ab, sowie geologische Parameter, wie Gefälle und Flächennutzung - eine wesentliche Rolle. Daraus ergibt sich das hydraulische Modell, das die Überschwemmungsgebiete sichtbar macht. Bemessungsgrenze für die Erstellung des sich daran anschließenden Hochwasserschutz-Konzepts ist in der Regel ein 100-jähriges Hochwasser. Untersucht wurden in den Bereichen Waizendorf, Feulnerbach und Berliner Straße die Zuflüsse zu Gewässern wie dem Weißen Main. Eines machte Binder gleich deutlich: "Sobald wir in den Bereich ,Hangwasser' kommen, bewegen wir uns abseits jeder Förderungsmöglichkeit."
Für Waizendorf hat das Ingenieurbüro folgende Fakten ermittelt: Die Verrohrungen der beiden Zuläufe von Nordwesten und Westen her sind ausreichend groß dimensioniert. Empfohlen wird hier eine Optimierung der Verrohrungseinläufe durch Schutzgitter, um Verstopfungen durch Laub und Schmutz zu verhindern. Anders schaut es bei der Verrohrung durch den Ort aus. Um die bei einem 100-jährigen Hochwasser geforderte Menge abfließen zu lassen, kommen zwei Möglichkeiten in Frage. Austausch der Verrohrung auf einer Länge von 140 Meter, Kosten etwa 250 000 Euro. Oder ein Rückhaltebecken, Kosten etwa 340 000 Euro.
In Feuln wäre die Topografie im oberen Bereich des Feulnerbachs für ein Rückhaltebecken günstig, Kosten etwa 240 000 Euro. Beim Austausch der Verrohrung plus Gewässerausbau auf einer Länge von 222 Meter ermittelte das Büro Kosten von knapp 800 000 Euro.
In der Berliner Straße gibt es Probleme mit dem Straßenbauamt bei den ersten Überlegungen, die eine Durchleitung des Wassers unter der Staatsstraße auf die andere Seite vorsahen. Das Bauvolumen würde dort derzeit 100 000 Euro betragen. Der Bauausschuss war sich bei einer Ortsbesichtigung am 25. Juli darüber einig, dass dies bei einem Kosten-Nutzen-Vergleich nicht gerechtfertigt ist. Ein Ingenieurbüro soll jetzt prüfen, ob eine Verbesserung des Kanals im Bereich der inneren Berliner Straße Richtung Feuerwehrhaus eine Entlastung bringen kann.
Der Bürgermeister machte noch einmal deutlich, dass es vorrangige Aufgabe sei, das abschüssige Wasser zu bändigen. "In Waizendorf werden wir dran bleiben müssen, und in Feuln überlegen, welche Haushaltsmittel zur Verfügung stehen. Wenn wir Geld in die Hand nehmen, muss es auch funktionieren."
"Egal, was Sie auch machen: Auf den Weißen Main hat das alles keinen Einfluss", war der Schlusskommentar von Armin Binder.
Entwicklungskonzept
Nach der Verabschiedung eines integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) sucht der Gemeinderat nach Möglichkeiten, diesem "Papiertiger" Leben einzuhauchen. "Wir möchten hier auch vorankommen und haben uns Gedanken gemacht, wie wir die Ideen aus dem ISEK umsetzen können", sagte Bürgermeister Werner Diersch (SPD/WG). "Um entsprechende Vorhaben realisieren zu können, ist es notwendig, einen Maßnahmenkatalog aufzulegen." Hilfestellung soll dabei das Planungsbüro Quaas aus Weimar geben.Ein Schlüsselprojekt aus ISEK ist das Thema "individuelle Ortsbilder bewahren und entwickeln". Daraus resultierte die Ausweisung eines "Sanierungsgebiets Ortskern Trebgast", das bereits auf den Weg gebracht wurde. Dazu gehört die "Erstellung einer Gestaltungsfibel" im Rahmen der Beratung einer Ortsbildpflege.
Ingo und Jacqueline Quaas stellten den möglichen Ablauf vor: Analyse des Ortsbildes, Erarbeitung einer Gestaltungsfibel (Ortsentwicklung und Ortsstruktur, Ortsbausteine), über die dann abgestimmt werden kann. Vorgesehener Zeitraum: November 2107 bis April 2018. "Gedacht ist hier eher an kleinere Maßnahmen, die in der Summe ein stimmiges Bild ergeben", gab Ingo Quaas die Richtung vor. Die Gemeinde kann dann bestimmte Kriterien festlegen, um in Abhängigkeit von der Haushaltssituation solche Maßnahmen zu unterstützen, die zu einem besonderen Ortsbild beitragen.