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Hobbybrauer fachsimpeln in Kulmbach


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Dienstag, 13. Oktober 2015

Vor exakt 20 Jahren haben 38 begeisterte Hobbybrauer und solche, die es werden wollen, in Kulmbach die Vereinigung der Haus- und Hobbybrauer in Deutschland gegründet. Jetzt trafen sich 160 Mitglieder.
Walter Geißler und Markus Metzger (von links): Metzger aus Karlstadt ist der Vorsitzende der Hobbybrauer und hat eine Schwäche für Rauchbier, Geißler aus Nürnberg ist Kassier und liebt Weizenbier. Foto: Sonja Adam


Wenn aus ganz Deutschland Hobbybrauer nach Kulmbach pilgern, wird natürlich auch Bier getrunken. Das ist ja Ehrensache. "Aber wir saufen nicht, wir genießen Bier", sagt der Vorsitzende der Vereinigung der Haus- und Hobbybrauer, Markus Metzger. Und wenn man ihm zuhört, dann besteht daran kein Zweifel.


Spezialität Rauchbier

Markus Metzger ist aus Karlstadt. "Meine Spezialität ist Rauchbier mit hundert Prozent Rauchmalz gebraut", sagt er und erntet am Stammtisch, als er davon erzählt, größte Bewunderung und so manch erstauntes "Ahh!". "Es traut sich nicht jeder, hundert Prozent Rauchmalz einzusetzen", sagt Metzger. Doch sein Bier trägt dafür eine untrüglich rauchige Note. Doch genau das ist es, was Metzger so liebt.

Außerdem ist Markus Metzger auch Lehrer für Bierbrauer. Er kennt sich also mit den Feinheiten aus. "Aber mir ist auch schon mal ein Bier sauer geworden. Das passiert eben", sagt er.

"Man kann auch Biershampoo draus machen oder ein Bierbad", sagt der stellvertretende Vorsitzende Peter Goetz aus Großkrotzenburg. Goetz ist seit sieben Jahren bei der Vereinigung der Haus- und Hobbybrauer dabei. "Ich braue im Jahr so vier bis fünf verschiedene Sude ein, und ich experimentiere gerne", sagt Goetz. In diesem Jahr hat er nach Kulmbach ein Stout-Bier mitgebracht. Dabei handelt es sich um ein Bier, das nur wenig Kohlensäure enthält und durch seine unglaublich präsente Malznote auffällt. Es ist dunkel, nach englischem Vorbild gebraut. Viel stark geröstete unvermälzte Gerste und Gerstenmalz kommen in das Bier, erklärt Goetz.


5000 Weizengläser

"Für mich ist das beste Bier der Welt ein Weizen", sagt dagegen der Kassier des Vereins - Walter Geißler. Er ist auch der Inhaber des Weizenglasmuseums in Nürnberg. Mehr als 5000 Weizenbiergläser von 1500 Brauereien hat er für sein Museum gesammelt. Damit hält er seit 1986 den Rekord, ist im Guinnessbuch der Rekorde verewigt. "Na und weil ich immer Weizengläser gesammelt habe, habe ich dann irgend wann auch beschlossen, selbst Weizen zu brauen", erzählt Geißler seine etwas ungewöhnliche Geschichte, wie er zum Bierbrauen kam. Im Keller seines Museums lagern immer mindestens hundert verschiedene Biere. Und natürlich werden im Museum auch die selbstgebrauten Weizenbiere ausgeschenkt. "Nur die großen Fernseh-Biere mag ich nicht", sagt Geißler. Denn die sind ihm zu industriell.


Viele Kostproben

Beim Treffen der Haus- und Hobbybrauer hatten die vielen Bierspezialisten natürlich auch Kostproben mitgebracht. Schlückchenweise wurden die verschiedenen Biere probiert. Es waren Biere aller Art darunter.

Außerdem bot Biersommelier Markus Raupach besondere Spezialitäten an. Zehn verschiedene Biere hatte er im Repertoire. Absolute Raritäten waren dabei, zum Beispiel das teuerste Bier der Welt aus einer Kosterbrauerei in Belgien: ein Quadruple. Außerdem hatte Raupach noch einige Flaschen 17 Jahre altes Starkbier "Barley Wine" ergattert. Er hatte Tripels aus Belgien dabei, ein Bamberger Rauchbier, die Original-Edition des Aventinus Barrique. Und das ehemals stärkste Bier der Welt - das EKU 28 - durften die Experten natürlich auch probieren. Das derzeit stärkste Bier der Welt hat 57,5 Prozent - der Schorschbock aus Oberasbach im fränkischen Seenland.
"Wir probieren die Biere aus einem nagelneuen Bierglas", erklärt der Biersommelier und zeigt den fein geschliffenen Rand. Denn darauf kommt es an. Ist der Rand zu dick, rollt das Bier zu weit nach hinten - und schmeckt einfach bitter. Doch bei dem bauchigen Glas, in dem sich das Aroma wunderbar entfalten kann, kommen die feinen Nuancen zur Geltung, die bei den Bierliebhabern immer wieder für Aha-Erlebnisse sorgten.


Bierstadt erkundet

Beim Treffen der Vereinigung der Haus- und Hobbybrauer in Deutschland stand vor allem das Fachsimpeln im Mittelpunkt. Und natürlich besichtigten die Brauer aus Leidenschaft auch die Schule für Brauer, die Ireks sowie das Bäckerei- und Brauereimuseum. Und Zeit, die Bierstadt Kulmbach zu erkunden, blieb den Hobbybrauern auch.