Hirn statt Böller oder: der sinnloseste "Brauch" des Jahres
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Freitag, 30. Dezember 2016
Das letzte Mal, dass ich in der Neujahrsnacht rumballerte, ist 30 Jahre her. Oder um mit Peter Maffay zu sprechen: Ich war 16 und sie 0.35 (Kaliber).
Sie: eine Schreckschuss-Waffe, die dank aufgesetzten Abschussbechers Silvester-Signalmunition statt Blei spucken konnte. Sterneregen wie aus der Pistole geschossen...
Ich bin nicht stolz drauf und brauche das schon lange nicht mehr, im Gegenteil: Ich lehne jegliche Knallerei in der Neujahrsnacht ab. Wer Haustiere hat, der weiß, welche psychische Pein ihnen der Höllenlärm verursachen kann. Wer Hunden und Katzen Beruhigungsmitteln verabreichen muss, damit sie das, was der Mensch unsinnigerweise als "Tradition" verharmlost, nicht panisch die Flucht ergreifen lässt, bekommt ein Gefühl dafür, wie es erst der Tierwelt außerhalb unserer Häuser ergehen muss. Da bei Tieren das Gehör oft viel empfindlicher ist, können insbesondere die hochfrequenten Töne der Böller zu dauerhaften Schäden führen.
Alles bekannt - und doch hält es nur Wenige ab. Selbst der Hinweis aufs unnütz verballerte Geld für ein bisschen Glimmer am Himmel verpufft. Manche Zeitgenossen haben den Knall noch immer nicht gehört.