Druckartikel: Himmelkroner Planung stinkt den Trebgastern

Himmelkroner Planung stinkt den Trebgastern


Autor: Dieter Hübner

Trebgast, Mittwoch, 25. März 2015

Es war nicht der Rechenschaftsbericht des Bürgermeisters, der bei der Bürgerversammlung für Diskussionen sorgte. Nein, mit der eigenen "Regierung" haben die Trebgaster offenbar keine Probleme. Die Nachbarn sind es, die derzeit für Unruhe und Bauchschmerzen in weiten Kreisen der Bevölkerung sorgen.
Der geplante Windpark auf der Michelsreuther Höhe wurde bei der Bürgerversammlung in Trebgast scharf kritisiert. Foto: Archiv/Symbolbild


Deshalb waren die Ansage und der Auftrag an Bürgermeister und und Gemeinderat klar und deutlich: Diesem Treiben muss schnell, am besten gleich, ein Ende bereitet werden. Bitte sprecht mit den Himmelkroner Verantwortlichen, bevor es zu spät ist. Gemeint ist der beabsichtigte Bau von vier jeweils 200 Meter hohen Windrädern an der Grenze zu Trebgast. Es gibt nicht wenige, die befürchten, dass es schon zu spät ist.

Am meisten betroffen wären die Einwohner des Ortsteils Michelsreuth. Rudolf Dippold bekommt jetzt schon Angstzustände, wenn er daran denkt, was da vor seiner Haustür bald realisiert werden könnte. Zur Veranschaulichung der Dimensionen stellt er zwei Vergleiche an: "Der Höhenunterschied zwischen der Michelsreuther Höhe und dem Trebgasttal beträgt etwa 130 Meter. Ein Windrad ist noch einmal 70 Meter höher als diese Entfernung."

"Absolute Einschränkung"

Und zum Abstand: "Der Treb gaster Badesee ist 700 Meter lang. Stellt Euch vor, am anderen Ende des Sees steht so ein Ungetüm. Das erdrückt Euch. Das ist eine absolute Einschränkung unserer Lebensqualität." Man sei zwar der kleinste Ortsteil, aber von der Natur her mit der schönste, betonte Dippold. "Ich möchte den Gemeinderat und auch die Bürger bitten, uns hier zu unterstützen und dieses Vorhaben abzulehnen."

Der Tenor zeigte ihm, dass er hier zumindest mit der Bevölkerung rechnen kann. Auch Helmut Stingl, pensionierter Professor für Geo-Morphologie, schlägt das Vorhaben auf den Magen. "Ich war Zeit meines Lebens mit der Landschaft beschäftigt. Ich kenne die Konsequenzen, die sich aus solchen Projekten ergeben." Trebgast habe immer - mit Recht - darauf hingewiesen, ein Zentrum von Natur und Kultur zu sein. Was da möglicherweise entstehe, sei der größte Eingriff in die Natur seit der mittelalterlichen Besiedlung und den damit zusammenhängenden Waldrodungen.

"Ein Alptraum zeichnet sich ab"

Da zeichne sich ein Alptraum von Landschaftszerstörung ab. Die Landschaft werde für Generationen nicht reversibel verändert. "Das bedeutet, dass ein wesentlicher Teil eines Aussichts- und Wandergebiets in Trebgast verhunzt wird."

Deshalb, so Stingl, sollte man den Verantwortlichen in Himmelkron möglichst bald klarmachen, dass ihr Vorhaben zum Einen nicht nachbarschaftsfreundlich ist und zum Anderen in Trebgast auf große Abwehr stoßen wird. Es sei schon absurd: "Da kann man in Himmelkron Plakate gegen die ,Monstertrasse' sehen, und gleichzeitig will uns Himmelkron - noch dazu auf die Gemeindegrenze - Windradmonster hinbauen."

Ruf nach Bürgerinitiativen

Abgesehen von den Windrad-Produzenten, den Grundstückseigentümern und vielleicht ein paar anderen Leuten bedeute es eine Wertminderung der Landschaft. Gegen solche nichts sagende Worthülsen sollte man sich strikt wehren - bis hin zur Bildung von Bürgerinitiativen, forderte der Redner. Anschauungsunterricht, wie das geht, hätten die Himmelkroner ja schon zur Genüge gegeben.

Deshalb wundert sich auch Altbürgermeister Siegfried Küspert über das Vorgehen der Nachbargemeinde. "Ich war ja als Kreisrat bei der Demonstration gegen die Monstertrasse dabei, als die Himmelkroner alles aufgeboten hatten, was zur Verfügung stand. Und jetzt soll dieses Projekt entstehen? Das kann es ja wirklich nicht sein."

"Wo bleiben die Naturschützer?"

Renate Manduzio zeigte sich enttäuscht und entrüstet zugleich: "Ich bin vor sieben Jahren nach Michelsreuth gezogen, weil ich in der Natur leben und Ruhe haben wollte. Und jetzt soll ich solche Dinger vor die Nase gesetzt bekommen!" Und noch etwas verwundert sie: "Wo bleiben die Naturschützer?"

Als die Kanalisation gebaut wurde, habe man ihr gesagt, diese könne nicht auf direktem Weg den Berg hinunter geführt werden, weil da unten irgendein Blümchen wachse, das dadurch geschädigt werde. "Durch die Umleitung mussten wir damals alle mehr Geld investieren. Und jetzt stellt man uns einfach Windräder hin, nur weil irgendwelche Leute Dollar-Zeichen in den Augen haben."

Zumindest einige Gemeinderäte sind schon auf diese Schiene eingeschwenkt. Emil Lauterbach warnte vor Versprechungen durch die Projektbetreiber. "Wir werden nie einen Cent Gewerbesteuer sehen, denn die Anlage würde auf Himmelkroner Grund und Boden stehen."

Ein weiteres Problem wird darin gesehen, dass schon jetzt in Zeiten, in denen der Wind entsprechend weht, viel zu viel Strom produziert werde. Da er nicht gespeichert werden könne, bedürfe es größter Mühe, diesen Strom loszuwerden. Der "Verkauf" schaue dann so aus, dass Deutschland schon jetzt dafür zahlen müsse, dass das Ausland den Strom überhaupt abnimmt.