Druckartikel: Himmelkroner Gemeinderat ist irritiert über Pläne der Diakonie

Himmelkroner Gemeinderat ist irritiert über Pläne der Diakonie


Autor: Werner Reißaus

Himmelkron, Mittwoch, 24. Oktober 2018

Das Diakoniewerk Neuendettelsau möchte in Himmelkron verhaltensauffällige Menschen unterbringen. Der Gemeinderat hat dies abgelehnt.
In diesen beiden Wohnheimen des Diakoniewerkes Neuendettelsau in der Fichtelgebirgsstraße sollen künftig Sondergruppen und Intensivgruppen untergebracht werden. Dagegen regt sich heftiger Widerstand. Werner Reißaus


Das evangelisch-lutherische Diakoniewerk Neuendettelsau entwickelt sich allmählich zu einem Sorgenkind für den Gemeinderat Himmelkron - oder umgekehrt. Nachdem das Gremium im September bereits den Standort für ein geplantes Blockkraftheizwerk in der Fichtelgebirgsstraße abgelehnt hatte, setzte es am Dienstagabend erneut einen negativen Beschluss.

Einvernehmen verweigert

Diesmal ging es um die Wohnbebauung in der Fichtelgebirgsstraße. Mit großer Mehrheit verweigerte der Gemeinderat für zwei vorliegende Bauanträge das gemeindliche Einvernehmen. Lediglich Matthias Böhm und Pia Aßmann (beide CSU) hatten mit Ja gestimmt.

Das Diakoniewerk Neuendettelsau hatte für zwei Wohnheime eine Nutzungsänderung beantragt. Im Gebäude Fichtelgebirgsstraße 18 und 20 sollte eine Sondergruppe, im Anwesen Fichtelgebirgsstraße 22 und 24 eine Sonder- und Intensivgruppe entstehen.

Bauliches unproblematisch, aber ...

Das beauftragte Architekturbüro aus Fürth hatte hinsichtlich des Brandschutznachweises für beide Objekte mehrere erlaubnispflichtige Abweichungen beantragt. So ging es um die Türsicherungen und den Rückbau der Wandhydranten.

Zudem sollte eine Alarmierung über Druckknopfmelder nur noch in den Dienstzimmern möglich sein. Bislang sind diese Melder in den Fluren und im Treppenhaus verbaut. Bürgermeister Gerhard Schneider (CSU) hielt eine Grundsatzdiskussion für notwendig. "Die baulichen Veränderungen sind wohl unproblematisch, diskussionswürdig ist aber die beabsichtigte Nutzungsänderung. In beiden Häusern sollen künftig Menschen untergebracht werden, die verhaltensauffällig sind, die also nicht mehr dem Menschenkreis entsprechen, den wir bisher in Himmelkron gekannt haben."

Irritiert über "Bodyguards"

Schneider zeigte sich irritiert, dass für diese Wohngruppen ein zusätzliches Sicherheitspersonal zur Verfügung gestellt werden soll. Von Bodyguards und Security sei die Rede gewesen. "Mit der Nutzungsänderung sind wir überfordert, wir brauchen weitere Informationen. Wir haben seit 125 Jahren Erfahrungen von Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung gemacht, aber das Klientel der Himmelkroner Heime wird künftig zusehends problematischer."

Zweiter Bürgermeister Harald Peetz (CSU) machte deutlich, dass für die notwendigen baulichen Veränderungen in den beiden Wohnheimen kaum ein Gemeinderat notwendig wäre. Er habe vielmehr den Eindruck, dass dem Gremium mit dem Bauantrag auch die Nutzungsänderung "untergejubelt" werden soll. "Wenn man für die arbeitsbegleitenden Maßnahmen Sicherheitskräfte braucht, dann gibt mir das zu denken." Probleme sah Peetz auch in dem benachbarten Wohngebiet der Gemeinde Himmelkron.

Manuel Gumtow (FW) sah die Bevölkerung nicht ausreichend informiert: "Es wird schon darüber geredet. So ohne Weiteres kann ich dem Antrag nicht zustimmen."

Klärungsbedarf sah auch Rudi Gumtow (SPD): "Was hier stattfinden soll, hat sich mir nicht erschlossen. So kann ich nicht zustimmen." Sebastian Herrmann (CSU) kritisierte die Vorgehensweise des Diakoniewerks Neuendettelsau. "Das hat bislang für Verwunderung und Verunsicherung gesorgt."

"Müssen keine Angst haben"

Pia Aßmann (CSU), die zugleich Vorsitzende des Förderkreises der Himmelkroner Heime und bestellte Betreuerin für Heiminsassen ist, versuchte, die Befürchtungen abzubauen: "Es lebten in den Heimen schon immer Menschen, die sich herausfordernd verhalten haben. Sie werden nicht alle rumspazieren, aber wir müssen auch solchen Menschen eine Chance geben. Wir müssen keine Angst haben, dass sie wie Kriminelle durch die Straßen laufen."

Hans Matussek (CSU) hielt entgegen: "Wir haben eine hohe Verantwortung für unsere Bevölkerung." Er habe noch erheblichen Aufklärungsbedarf . Und für Ottmar Schmiedel (SPD) hatte der Antrag auf Nutzungsänderung ein "Geschmäckle", denn bislang habe man in den Himmelkroner Heimen keine Sicherheitskräfte gekannt. Raimund Oetter (CSU) meinte mit Blick auf das benachbarte Wohngebiet: "Wenn da jemand sein Haus verkaufen will, dann ist es doch nur noch die Hälfte wert."