Highnoon am Kulmbacher Luitpoldbrunnen
Autor: Stephan Tiroch
Kulmbach, Montag, 20. Mai 2019
Bei der Weihnachtsschlägerei am Marktplatz verhinderten sehr viel Alkohol und Aggression ein friedliches Fest. Nach der wilden Prügelei gab es jetzt nachträgliche Geschenke für die drei Angeklagten.
Lichterglanz und Tannengrün: Weihnachten 2017 war der Kulmbacher Marktplatz aufs Schönste geschmückt. Friedlicher hätte die Stimmung nicht sein können. Bis zu jener wilden Prügelei am 23. Dezember, als sich dort zwei Gruppen von Nachtschwär mern über den Weg liefen.
Es war nicht 12 Uhr mittags, sondern mitten in der Nacht. 3.30 Uhr dürfte es gewesen sein, als die Fäuste flogen und Blut floss. Jede Menge Alkohol sorgte für aggressive Stimmung: Highnoon am Luidtpoldbrunnen.
Nicht mit letzter Klarheit
Was in jener Nacht passiert war, beschäftigte jetzt sechs Juristen am Kulmbacher Amtsgericht. An drei Verhandlungstagen ging es darum, den Sachverhalt aufzuklären, was "nicht bis in die letzte Klarheit" (Richterin Sieglinde Tettmann) gelang. Es reichte aber, um die Angeklagten zu verurteilen.
Die Wahrheitsfindung gestaltete sich schwierig. Gesichert ist, dass beide Gruppen, die sich vorher nicht kannten, vorher in verschiedenen Lokalen gefeiert und gebechert hatten. Nur ein Zeuge war nüchtern, der im Verfahren eine Hauptrolle spielen sollte.
Eine Frau (34), ihr Freund (23) und ein weiterer Begleiter (25) befanden sich auf dem Heimweg. Sie hatten deutlich über den Durst getrunken - zwischen 1,5 und 1,9 Promille - und waren "alkoholbedingt enthemmt", so das Gericht.
Frau besonders aggressiv
Beim Vereinshaus traf man auf drei Arbeitskollegen, von denen zwei auch Schlagseite hatten. Warum die Streiterei begann, wusste keiner mehr so genau. Ein Wort gab das andere. Besonders aggressiv sei die Frau gewesen: Sie soll mit russischen Beleidigungen nicht gegeizt und Begriffe wie "Abschaum" oder "Wichser" hinterhergeschickt haben. Dann ging es zur Sache.
Bei ihrem Urteil stützte sich die Richterin am Montag vor allem auf den dritten Arbeitskollegen, der nicht an der Schlägerei beteiligt und als Fahrer stocknüchtern war. "Ich habe selten so einen glaubwürdigen Zeugen gesehen", so Tettmann.