Hier liegen die Klöße in Männerhand

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In gemeinsamer Runde macht das "Klößebollern" einfach Spaß.
In gemeinsamer Runde macht das "Klößebollern" einfach Spaß.
Nach getaner Arbeit saßen die "Bollerer" noch lange bei dem ein oder anderen Bierchen zusammen.
Nach getaner Arbeit saßen die "Bollerer" noch lange bei dem ein oder anderen Bierchen zusammen.
 
 
Wolfgang Horter ist der "Herr über den Schöpflöffel" Fotos: Werner Reißaus
Wolfgang Horter ist der "Herr über den Schöpflöffel" Fotos: Werner Reißaus
 
 
 

Vor der Kerwa in Neuenmarkt trifft sich seit sieben Jahren ein kleiner Kreis vom FCN und "bollert" was das Zeug hält.

Der frisch gebackene Meister der Kreisklasse, FC Neuenmarkt, bietet einmal im Jahr zur "Kerwa" an zwei Abenden eine besondere "Sportart" an. Die Teilnehmerzahl ist dabei auf höchstens 15 Personen begrenzt und weitere zwingende Voraussetzung ist, es müssen männliche Vereinsmitglieder sein.
Es ist für Männer eine eher seltene "Sportart", denn in der Regel sind damit Frauen beschäftigt, nämlich dem "Klößebollern". An zwei Abenden werden nahezu 800 fränkische Klöße gebollert und es ist eigentlich kaum zu glauben: Die Männer sind mit einer wahren Begeisterung dabei und mittendrin Vorsitzender Dieter Mühlbauer mit seinen zwei Stellvertretern Marc Paul und Roland Fischer.
Unermüdlich bollerten 14 Männer in zwei Stunden etwa 500 gleichmäßig große Kugeln und die gleiche Prozedur ist auch für den heutigen Abend notwendig, denn für den Kerwa-Sonntag sind für den Gemeindegarten rund 150 Essen vorbestellt.
Eines kann man schon jetzt verraten: Die Fußballer können auch mit kleineren "Bällen" gut umgehen, denn mittlerweile ist ein Kloß wie der andere. Als das "Bollerteam" um die Küchenchefin des FC, Herta Jahreis, vor sieben Jahren aus einer Not heraus mit dieser "Sportart" begann, fielen die Klöße von ihrer Größe schon noch recht unterschiedlich aus. Doch mit den Jahren sind die Männer an ihrer Aufgabe auch gewachsen.


Der Schöpflöffel hilft

Dabei genügte ein einfaches Hilfsmittel: Ein Schöpflöffel, der mit dem Kloßteig bis zum Rand gestrichen vollgemacht gemacht wird, ist das Maß aller Dinge. Zuständig für diese Aufgabe ist Wolfgang Horter, der diesen Part peinlich genau versieht, ebenso das Vorbereiten der Brötchenwürfel. Wer Wolfgang Horter kennt, der weiß, dass auch da ein Würfel wie der andere ausschauen muss.
Eine weitere Spezialaufgabe hat Thomas Korn inne, der für das Durchkneten der riesigen Menge an Kloßteig zuständig ist. Gut 80 kg werden es wohl gewesen sein. Vorsitzender Dieter Mühlbauer stellt dazu süffisant fest: "Wir haben für diese Aufgabe sogar einen Sportkameraden mit Migrationshintergrund eingeteilt, denn Thomas stammt aus Ködnitz und ist mit seiner Familie in Wirsberg wohnhaft." Die Zusammensetzung des Kloßteiges wird übrigens nicht verraten. Das bleibt das Geheimnis der Küchenchefin: "Mir mischen immer ein wenig!"
Begonnen hat alles vor sieben Jahren, als Gerlinde Reißaus auf die Idee kam, die Klöße schon einen Tag vorher zu "bollern" Die Küchenchefin, Herta Jahreis, forderte kurz entschlossen, dass auch die Fußballer zur Kerwa für die Küche Arbeiten verrichten müssen. Roland Fischer: "Wir haben uns dann bei mir getroffen, weil wir auch eine Kühlung haben, um die Klöße die Nacht über kühl zu halten. Es ist dann so allmählich angelaufen und zum festen Stamm kommen auch mal neue, vor allem jüngere Sportkameraden dazu."


Erster Testlauf für die Klöße

Nach getaner Arbeit kredenzt Roland Fischer aus seinem Backofen frisch und schmackhaft zubereitete "Schäufele", die in gemeinsamer Runde verzehrt werden. Dazu gehört auch, dass die frisch gebollerten Klöße ihren ersten "Testlauf" bestehen müssen.
Ein echt fränkischer Kloß mit "Bröckerla" schmeckt doch einfach immer, da kann man nicht viel verkehrt machen. Weit gefehlt, denn neben dem Gewicht des Kloßes müssen auch die Anzahl der Brötchenwürfel stimmen und für diese Arbeit ist Schatzmeister und Bankdirektor Markus Dehmel zuständig, der augenzwinkernd feststellt: "Wichtig ist, dass in jeden Kloß sieben Bröckerla reinkommen, nicht mehr und nicht weniger!"
Mit dabei auch Gemeinderat Carsten Warzecha, der für die "Bröckerla" einen eigenen Weg gefunden hat: "Durch die Umdrehungen beim Bollern gehen die Bröckerla automatisch rein." Dass die Männer der Aufgabe gewachsen sind, auch dafür hat er eine Antwort: "Jeder, der heute Erziehungsurlaub nimmt, muss auch Bollern können."
Böse Zungen behaupten ja, dass die Fußballer nur deshalb zum "Klößebollern" kommen, weil es nach getaner Arbeit nicht nur ein leckeres Essen gibt, sondern weil danach auch schon das erste "Vorglühen" zur Kirchweih beginnt, das nicht selten bis in die Morgenstunden andauert.