"Hier ist man keine Nummer"
Autor: Stephan Stöckel
Kulmbach, Freitag, 06. Juli 2018
Bei der Zeugnisvergabe an der Adalbert-Raps-Schule schwang bei den Schülern auch ein wenig Wehmut mit.
Die Kulmbacherin Lisa Meisel ist eine Wiederholungstäterin im positiven Sinne. Bereits im vergangenen Jahr war sie an der Adalbert-Raps-Schule, der beruflichen Oberschule Kulmbachs, die Beste ihres Jahrgangs. Und auch in diesem Jahr steht die Schülerin der Fachoberschule (FOS) mit einem Notendurchschnitt von 1,39 auf dem Treppchen der Schulbesten ganz oben. "Von nichts kommt nichts. Man muss schon dran bleiben, wenn man ein Studienfach belegen möchte, für das man einen Notendurchschnitt zwischen 1,3 und 1,5 braucht", betont die Einser-Absolventin aus dem sozialen Zweig.
Am Donnerstagabend wurden 20 Schüler aus der 13. Klasse der FOS sowie 15 Schüler des Ausbildungsganges DBFH verabschiedet. Stellvertretender Landrat Dieter Schaar überreichte Meisel im Foyer des beruflichen Schulzentrums den Landkreispreis.
Anspruchsvolles letztes Jahr
Ihr Studienwunsch hatte die junge Dame veranlasst, an der Adalbert-Raps-Schule in die Verlängerung zu gehen, wo sie ganz schön gefordert wurde. "Die 13. Klasse war noch ein bisschen anspruchsvoller als die zwölfte. In Mathematik zum Beispiel mussten wir neue Dinge wie Logarithmus- oder Exponential-Funktionen lernen." Lobende Worte findet die Kulmbacherin für ihre Schule: "Kein Schüler war den Lehrern egal - ob sie nun die hellsten Köpfe waren oder etwas länger gebraucht haben." Meisels Lieblingsfächer waren Pädagogik und Psychologie gewesen. Für die Kulmbacherin war der Unterricht in diesen Fachgebieten mehr als graue Theorie. "Wenn man Kenntnisse in Pädagogik und Psychologie hat, sieht man Menschen mit anderen Augen und kann sich viel besser in sie hineinversetzen", findet die junge Dame, die nun das Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife in den Händen hält.
Zielstrebig hatte Lisa Meisel in den vergangenen drei Jahren an der FOS ihr Ziel verfolgt, an einer Universität Psychologie zu studieren. An den Universitäten in Bamberg, Erlangen, Regensburg und Würzburg hat sie sich bereits um einen Studienplatz beworben. Die Adalbert-Raps-Schule wird sie nun endgültig verlassen. Mit Wehmut blickt sie auf eine schöne Zeit zurück: "Ich werde Lehrer und Mitschüler vermissen und die Schule insgesamt, denn als Schüler hat man mehr Freizeit als an einer Hochschule oder im späteren Beruf."
Schulleiter Alexander Battistella bescheinigte den jungen Leuten, Motivation und Können an den Tag gelegt zu haben. Er wünschte ihnen viel Glück auf ihrem weiteren Lebensweg und jedem einzelnen von ihnen, einen Bereich zu finden, für den er brenne. Schaar gab den frisch gebackenen Abiturienten einen Gedanken der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach mit auf ihren weiteren Lebensweg: "Wer aufhört besser werden zu wollen, der hört auf gut zu sein."
Launige Festreden
Die Klassensprecher Halil Nacak (FOS) und Jonas Fleischer (DBFH) fanden in launigen Reden lobende Worte für die Lehrer. Elternbeiratsvorsitzende Katja Haderlein zitierte einen namentlich nicht genannten Schüler, der im Gespräch mit ihr festgestellt hatte: "An dieser Schule ist man keine Nummer, sondern wird als Mensch behandelt." Von den 20 Schülern der FOS haben 18 Männer und Frauen die allgemeine und zwei die fachgebundene Hochschulreife in der Tasche. 15 junge Leute haben den Ausbildungsgang DBFH durchlaufen, also eine duale Ausbildung zum Mechatroniker an der Lorenz-Kaim-Berufssschule mit dem Abschluss des Fachabiturs an der Kulmbacher FOS verbunden.